Saat des Umbruchs

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Zum nun fünften Male schreite ich gemeinsam mit Takeshi durch den riesigen Schlossgarten. Es müssen einige Stunden schon vergangen sein, da die Sonne anfängt den Horizont zu küssen.
Ich hatte diesen jungen Mann schlecht eingeschätzt. Der Youkai ist witzig, freundlich, hilfsbereit und irgendwie immer vor Ort, wenn ich dessen Hilfe benötige. Fast wie durch Zauberei. Ich fühle mich wohl bei dem Adler-Youkai mit den schwarzen wuscheligem Haar. Bei ihm kann ich mich über private Dinge ausschimpfen, was ich sonst nirgends kann. Es ist so schön einen Freund zu haben, der einen versteht.

Seit jener Anreise unserer Besucher auf dem Schloss verbringe ich gar jede freie Minute mit Takeshi. Sesshomaru ist meist in Besprechungen und sobald jene enden verliert er sich im Arbeitszimmer.
Bei dem Gedanken an meinem Gemahlen huscht mir ein breites Lächeln über die Lippen.
,,An was denkst du Nozomi?" Durch den Ton der Aussprache des jungen Mannes war mir sofort bewusst, dass er wusste an welchen gewissen Dai-Youkai ich gerade denken muss. ,,Ist doch egal", necke ich meinen mittlerweile guten Freund. Mit zwei Schritten stand genau dieser vor mir und hält mich an den Schultern. Ich schaue im tief in die, diese rubin-roten Augen. Sobald ich in dieses Augenpaar schaue kann ich ihm nichts weiteres verheimlichen. ,,Nozomi, ich möchte, dass du mir das erzählst!"
Durch eine lockere Handbewegung und mit einem noch breiterem Lächeln schlage ich Takeshis Hände von meinen Schulterblättern. ,,An Sesshomaru", verträumt streiche ich meine Haare auf eine Seite mit einem Blick auf das Schloss. Genau an der Stelle des Fensters zu Sesshomarus Arbeitszimmer.

,,Es tut mir wirklich leid, aber erkläre es mir bitte noch einmal: Was findest du an diesem Kerl?" Direkt nach seinen Worten schaut sich der Adler panisch um, vor Angst an Mithörern. ,,Ich meine dieser Youkai ist doch der Inbegriff von Kälte, Arroganz und Gewalt." Ich führe meinen Zeigefinger zu meinen Lippen, um eine nachdenkliche Pose zu simulieren. ,,Stimmt. Jedoch stört mich keines der drei Dinge. Jedoch verleugne ich nicht, dass die beiden ersteren früher für Konflikte sorgten. Für kleine." Auf Grund meinen letzten zwei Worten musste ich lauthals lachen, da ich mich selber nicht ernst nehmen konnte. ,,Was ist los?" Andererseits kann Takeshi nicht anders und steigt ins Lachen ein, obwohl er überhaupt nicht weis weshalb ich mich so köstlich amüsiere. ,,Wir wollten uns am Anfang töten. Haben dabei eine komplette Lichtung und Teile vom Wald zerstört." Abermals schüttel ich lachend den Kopf. ,,Das klingt nach einer gesunden Beziehung Zomi." Ich stocke. ,,Zomi?" Takeshi zuckt jedoch nur die Achsel um daraufhin die Arme hinter seinem Kopf zu verschränken. ,,Mein Spitzname für dich."
Wir beginnen eine erneute Runde um das Schloss.

Von weitem kann ich Kagome sowie InuYasha auf Kirara anfliegen sehen. Die beiden scheinen in der Neuzeit gewesen zu sein. Wenn sie nicht dort gemeinsam sind finde ich beide auf dem Rasen vor. Anders gar nicht mehr. Auch versuche ich, wenn es sich vermeiden lässt nachts ihren Gang zu nutzen. Da bin ich froh mit Sesshomaru einen eigenen Flügel zu bewohnen. Sie genießen halt ihre Naraku-freie-Zeit.
Sango wird wahrscheinlich auf dem Trainingsplatz sein. Dann wird Miroku auch nicht weit sein.

Unbemerkt stöße ich einen lauten Seufzer aus. Ich warte gar nicht auf eine Frage Takeshis. Mit einem Blick auf dem Trainingsplatz, am Fuße des hohen Hügels, erläutere ich meinen Seufzer. ,,Keiner meiner Freunde hat mehr Zeit für mich. Sie sind gar immer beschäftigt." Etwas betroffen senke ich meinen Blick. ,,Hey, das wird schon wieder, glaub mir. Es sind schwierige Zeiten. Und wenn du meine Meinung schätzt lasse mich sagen, dass ich jede Sekunde mit dir genieße", mit zweien seiner Finger hebt der Dämon mein Kinn ganz sanft. ,,Ich denke du genießt die Zeit mit mir auch, oder?2 Wieder einmal werde ich tief in den Bann seiner Augen gerissen. ,,Ja das tue ich."

,,Nun", wie ein kleines Kind hüpft mein Begleiter um meine Gestalt herum und bleibt nun endlich vor mir zu Stehen ,,du hast mir nicht auf meine Frage geantwortet", ,,auf welche Frage?" Die Gestalt vor mir fängt sich wieder, hackt sich bei meiner Seite ein. ,,Na, was du an diesem gefühlstoten Fürsten findest", er grinst hämisch. ,,Ich weis zwar, dass du Sesshomaru nicht leiden kannst und das finde ich auch in Ordnung, jedoch finde ich es nicht in Ordnung, wenn du so von ihm sprichst. Er ist schließlich mein-" ich halte inne ,,ich liebe ihn." Natürlich hat mein Begleiter dieses Fauxpas nicht überhört. ,,Deine Ehemann? Gemahle? Habt ihr eigentlich schon einmal über eine Hochzeitszeremonie gesprochen?" Sofort schüttel ich energisch meinen Kopf hin und her. ,,Um Gottes Willen nein! Die Zeit war einfach noch nicht für solch ein Gespräch da, außerdem ist es ein großer Schritt, ich meine ich wäre seine Fürstin, dazu sind wir noch gar nicht so lange liiert und ich möchte gar nicht heiraten. In meiner Zeit macht man das oft gar nicht mehr. Bestimmt würden dann auch alle einen Nachfolger erwarten, aber ich will überhaupt keine Kinder. Ich mag nicht einmal Kinder." Ich löse meine blauen Augen von seinen rubin-roten. So viel wollte ich gar nicht erzählen. ,,Du machst dir zu viele Gedanken. Aber jetzt erzähl doch mal", ich halte inne und blicke der untergehenden Sonne entgegen. ,,Wieso ich Sesshomaru Liebe? Zuerst ich bin auf ihn geprägt, aber eine Prägung ist noch lange nicht das selbe als jemanden zu lieben." ,,Und du liebst ihn?" Ich blicke hinter mir zu Takeshi und schenke ihm mein Lächeln, ,,das tue ich. Mehr als alles andere auf dieser Welt. Er hat einen wundervollen Einfluss auf mich, wobei ich ihm gar nicht gerecht werde sondern eher enttäusche. Das er mir noch nicht das Herz raus gerissen hat..
Er bringt mich dazu so vieles zu hinterfragen, mich zu hinterfragen. Er hat mir so vieles gezeigt und mir geholfen zu meinem wahren Ich zu finden.
Ich fühle mich in seiner Gegenwart so unglaublich lebendig und wohl, als könnte mir niemals wieder etwas schlimmes widerfahren und als wenn die Zeit stehen bleiben würde. Gleichzeitig fühle ich mich trotz meiner beinahe Unsterblichkeit so schwach und verletzlich. Ich möchte und ich kann einfach nicht mehr in einer Welt ohne ihn leben, denn ohne ihn herrscht nur eine schreckliche Dunkelheit. Es ist als würde ich durch eine Macht immer wieder zu ihm gebracht werden. Nenne es Schicksalhaft verbunden oder Seelenverwandtschaft mir völlig gleich was es sein mag, aber da ist etwas. Hast du jemals so etwas gefühlt?"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 20, 2021 ⏰

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The Chronicles Of Another World - Chapter 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt