Kapitel 26

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03.07.2020

Christina

Die letzten 5 Tage zogen sich quälend langsam. Während Luca zurück in die Schweiz geflogen ist, habe ich noch zwei weitere Tage bei meiner Familie in Dortmund verbracht, bevor es auch für mich wieder nach Hause ging. Dort habe ich mich mit meiner wahnsinnig langweiligen Steuererklärung beschäftigt und den ganzen Kram erledigt, der über die vergangenen Wochen so liegen geblieben ist. Währenddessen habe ich mir fest vorgenommen, diesen lästigen Bürokram ab sofort immer direkt zu erledigen, aber ich weiß ziemlich genau, dass ich es sowieso nicht machen werde.
Luca hat mir zwischendurch immer wieder berichtet, was er im Studio gerade so aufnimmt und auch über seine Fanpost, die er eines Tages mal ausgepackt hat, hat er mich bei unseren täglichen Telefonaten bestens auf dem Laufenden gehalten.

Auch heute haben wir uns zum telefonieren verabredet und ich schmeiße mich gerade entspannt auf mein Sofa, als mein Handy beginnt zu klingeln. „Perfektes Timing.", begrüße ich meinen Freund am anderen Ende der Leitung, der daraufhin leise auflacht. „Wieso das denn?", erkundigt er sich neugierig und ich höre wie bei ihm im Hintergrund leise der Fernseher läuft. „Nur so. Ich komme gerade aus der Dusche und habe mich vor zwei Sekunden auf die Couch gesetzt.", erkläre ich ihm die Umstände und lehne mich dann entspannt zurück in die Polster. „Das klingt doch super. Aber hey erstmal... Alles gut bei dir?", ertönt jetzt erneut Lucas liebevolle Stimme und sofort beginne ich zu lächeln. Es ist so niedlich, wie viele Sorgen er sich immer um mich macht, wenn er nicht bei mir sein kann. „Alles bestens. Bis auf die Tatsache, dass ich viel lieber bei dir wäre.", erkläre ich mit einem gezwungenen Lachen und auch Luca seufzt leise. „Ich weiß, geht mir genauso. Ich vermisse dich.", fügt er geknickt hinzu und ich brumme leise.
„Kannst du nicht doch einfach nach Köln kommen? Du hast ja keine so wichtigen Termine in der Schweiz und ich würde übermorgen viel lieber mit dir gemeinsam auf den Geburtstag von meinem Papa gehen.", versuche ich erneut mein Glück, Luca von einer früheren Anreise zu überzeugen, der allerdings nur leise seufzt. „Ach Schatz, das haben wir doch schon oft besprochen. Ich kann nicht kommen. Es gibt für mich gerade einfach keinen wichtigen Grund in Köln zu sein."
Bumm.
Das hat gesessen. Mein Mund klappt auf und ich starre perplex an die weiße Wand mir gegenüber. "Es gibt für mich gerade einfach keinen wichtigen Grund in Köln zu sein. " Ist das sein Ernst? Bin ich für ihn etwa kein Grund, um nach Köln zu kommen?
Luca scheint anhand meines geschockten Schweigens zu bemerken, was er eigentlich gerade gesagt hat. „Christina, nein! So meinte ich das nicht!", entfährt es ihm geschockt und ich weiß genau, dass er sich gerade panisch durch die Haare streicht. Seltsamerweise ist es mir aber egal. „Schon okay. Gut zu wissen, dass ich kein wichtiger Grund für dich bin.", hauche ich wie in Trance, während mein Herz sich nicht entscheiden kann, ob es rasen oder doch lieber stehenbleiben soll. Unregelmäßig schlägt es gegen meinen Brustkorb und erzeugt dabei höllische Schmerzen. „Nein!", entfährt es Luca hastig und ich zucke beim lauten Klang seiner Stimme kurz zusammen. „Ich meinte wegen der Presse. Wenn ich einfach so in Köln gesehen werde, dann können die Eins und eins zusammenzählen. Christina bitte! Ich-..." „Ist okay wirklich.", unterbreche ich ihn angespannt, aber an meiner Stimme ist deutlich zu erkennen, dass gerade gar nichts okay ist. Und das bemerkt auch Luca: „Nein ist es nicht!", stöhnt er verzweifelt, aber ich kümmere mich nicht weiter darum. Stattdessen gehen meine Nerven endgültig mit mir durch und ich springe jetzt wütend von meinem Sofa auf. „Weißt du, vielleicht war das doch keine so gute Idee mit uns beiden.", entfährt es mir laut und Lucas geschocktes Keuchen nach meinen harten Worten entgeht mir völlig. „Du wohnst in der Schweiz und ich in Deutschland. Wir werden immer das Problem haben, dass der jeweils Andere sich im anderen Land befindet, aber im Gegensatz zu dir würde ich alles daran setzen, dass ich jede freie Minute bei dir sein kann. Wenn das bei dir offensichtlich nicht so ist... okay. Dann werde ich wohl damit leben müssen.", schnaube ich sichtlich genervt und am anderen Ende der Leitung ist es nach meinen Worten mucksmäuschenstill.
„Schön, dass du auch etwas dazu zu sagen hast. Scheint dir ja richtig viel an mir zu liegen.", zicke ich weiter und lasse mich genervt wieder zurück auf das Sofa fallen. „Wenn du wirklich unbedingt bei mir sein willst, dann würdest du her kommen. Egal was diese dämliche Presse sich wieder ausdenkt, falls du tatsächlich entdeckt wirst. Bis jetzt hat es dich ja auch nicht interessiert, was über uns geschrieben wird... Bis jetzt war unsere Liebe stärker.", fahre ich langsam fort und meine Stimme wird zum Ende hin deutlich leiser. Erschöpft fahre ich mir mit meiner Hand durchs Gesicht und erst jetzt realisiere ich, was hier gerade eigentlich passiert. Noch nie haben Luca und ich uns heftig gestritten und auch das hier ist irgendwie kein richtiger Streit. Seine Worte haben mich verletzt und das mehr als ich zugeben will. „Christina bitte...", haucht Luca jetzt in den Hörer und ich kann an seiner zitternden Stimme hören, wie nahe ihm diese Situation gerade geht. Ich bin selbst von mir überrascht, dass es mich in diesem Moment allerdings völlig kalt lässt. „Nein, lass es bitte. Ich will das gerade nicht hören. Du kannst es mir dann nächste Woche erklären, wenn du für die wichtige Show wieder nach Köln kommst. Mach's gut, pass auf dich auf.", sind meine letzen, viel zu ruhigen Worten, ehe ich mir mein Handy vom Ohr ziehe und den Anruf abrupt beende. Lucas verzweifeltes „Christina..." höre ich schon lange nicht mehr und völlig neben der Spur lege ich mein Handy neben mich auf die weichen Polster. Stumm starre ich vor mich hin und plötzlich fühle ich mich wahnsinnig alleine. Meine Finger zittern und immer wieder spukt Lucas Satz durch meinen Kopf. "Es gibt für mich gerade einfach keinen wichtigen Grund in Köln zu sein."
Insgeheim weiß ich, dass er es nicht so gemeint hat und seine Worte auch überhaupt nicht auf mich bezogen waren, aber irgendwie wurde es mir zu viel. Die Tatsache, dass ich ihn so schrecklich vermisse macht mich beinahe wahnsinnig und der kurze Gedanke daran, dass Luca vielleicht nicht so fühlen könnte wie ich, hat das Fass gerade zum Überlaufen gebracht. Was ist, wenn Luca dieses ständige hin und her fliegen zu viel wird? Und wieso versucht er so penetrant mich vor der Öffentlichkeit zu verstecken?
Fragen über Fragen türmen sich in meinem Kopf und wahrscheinlich ist es eine Kurzschlussreaktion, als ich jetzt einfach aufspringe und beginne meinen Koffer zu packen. Ohne genauer darüber nachzudenken schmeiße ich willkürlich irgendwelche Klamotten hinein, schnappe mir meine Handtasche und meinen Autoschlüssel und verlasse blindlings meine Wohnung.

Dangerous LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt