Kapitel 29

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Christina

Nachdem Luca draußen entspannt seinen Kuchen gegessen hat und ich ihn währenddessen nicht mehr losgelassen habe, schaut er mir jetzt abwartend in die Augen. „Was?", flüstere ich irgendwann leise, als er auch nach einer halben Ewigkeit nicht wegschaut. „Ich muss noch mein Gepäck hochbringen.", erklärt er mir dann und anhand seines Gesichtsausdrucks weiß ich sofort was er von mir will. „Warte ich helfe dir.", entgegne ich deshalb grinsend und folge ihm dann die Treppen nach oben.

Lächelnd bleibt Luca im Flur stehen und betrachtet zum wiederholten Male die Bildercollage von mir als kleines Kind, welche dort an der Wand hängt. „Das ist so niedlich.", murmelt er leise, während ich ihn dabei beobachte. „Deine Augen...", wispert er fasziniert und drückt seine Nase beinahe gegen das Glas des Bilderrahmens, so intensiv mustert er die Fotos. Plötzlich dreht er sich zu mir um und ein leidender Ausdruck ziert sein Gesicht, was mich augenblicklich verwirrt die Stirn runzeln lässt. „Ich will eine Mini-Christina.", verlässt es dann Sekunden später jammernd seine Lippen und mein Herz setzt nach diesen Worten einen kräftigen Schlag aus. „W-...was?", stottere ich unbeholfen, während ich Luca anstarre, der sich der Bedeutung seiner Worte erst jetzt bewusst wird. „Nein! Also das-... so meinte ich das nicht. Ich will kein Kind.", wirft er verzweifelt seine Hände in die Luft und verzieht erneut leidend sein Gesicht, während sein Blick beinahe panisch durch die Gegend schweift. „Ist okay.", bringe ich ihm gegenüber gepresst hervor, aber ich kann nicht verstecken, dass Lucas letzte Worte mich schon wieder hart getroffen haben.
Aus irgendeinem undefinierbaren Grund, hat sein Wunsch nach einer Mini-Christina etwas in mir ausgelöst, was ich nie für möglich gehalten hätte. Jetzt aber stehe ich mit gesenktem Blick vor ihm und spiele nervös mit meinen Fingern.
Natürlich ist es kein Geheimnis, dass ich mir nichts schöneres vorstellen könnte, als später meine eigene kleine Familie mit Kindern und allem drum und dran zu haben. Dass Luca sich das offensichtlich nicht wünscht, lässt erneut plötzliche Zweifel aufkommen und ich drehe mich abrupt um. „Sorry.", murmle ich noch abwesend, bevor ich mich auf direktem Wege in mein altes Kinderzimmer bewege und mich dort auf die Bettkante setze. Seufzend vergrabe ich meinen Kopf in meinen Händen. Ich weiß, dass es dumm ist, diese Aussage schon wieder so ernst zu nehmen, aber trotzdem bin ich plötzlich unsicher. Haben Luca und ich überhaupt die gleichen Vorstellungen von der Zukunft?
Ein leises Klopfen an der Türe lässt mich aufschauen und erst jetzt bemerke ich, dass mir die Tränen über die Wange laufen. „Christina? Darf ich reinkommen?", höre ich Lucas unsichere Stimme und ich räuspere mich leise. „Ja." Sofort wird die Türklinke herunter gedrückt und mein Blick fällt auf einen bedröppelten Luca, der schuldbewusst zu Boden schaut. Hastig streiche ich mir noch die Tränen von der Wange, aber Luca hat sie natürlich längst entdeckt. „Darf ich zu dir kommen? Bitte?", schaut er mich mit seinem Welpenblick an und ich kann gar nicht anders, als stumm zu Nicken. Zögerlich lässt er sich neben mich auf die Matratze sinken, bevor er dann tief Luft holt. „Hör mir zu, okay? Du hast das falsch verstanden.", beginnt er langsam und schiebt dabei zaghaft seine Hand in meine. Mein Blick ruht auf unseren verschränkten Fingern, während Lucas Daumen sanft über meinen Handrücken streicht. „Es war dumm von mir, das zu sagen, aber manchmal kann ich mich einfach nicht richtig ausdrücken, wie du schon bemerkt hast.", fährt er verzweifelt fort und ich hebe langsam meinen Kopf, um ihm jetzt in die Augen zu schauen, die mich schüchtern beobachten. „Und weil ich es gerade eben schon wieder verbockt habe, versuche ich es dir jetzt ordentlich zu erklären: Schon als ich klein war wusste ich, dass ich später mal eine eigene richtige Familie haben will. Mit einem Haus, Kindern, vielleicht mit einem Hund, aber vor allem mit einer Frau, die ich über alles liebe und bei der ich mir wirklich sicher bin. Ich wollte nicht, dass meine Kinder bei getrennten Eltern aufwachsen müssen, so wie ich. Ich will eine richtige Familie. Nicht, dass ich keine richtige Familie habe, aber vielleicht verstehst du was ich meine..." Lucas Stimme wird zum Ende hin immer leiser und ich drücke jetzt sanft seine Hand, welche meine immer noch festhält. „Deshalb habe ich vorhin diese übereilte Aussage getroffen. Ich habe es mir angewöhnt nicht mehr über Kinder zu sprechen, weil ich einfach Angst habe und unsicher bin. Aber-..." Seufzend bricht er ab und schaut mir jetzt mit einem so intensiven Blick in die Augen, dass es mir gleichzeitig warm und kalt wird. „Aber bei dir bin ich mir sicher... So sicher wie noch nie.", haucht er irgendwann leise und bringt mein Herz damit erneut ordentlich aus dem Takt. Sprachlos starre ich ihm in die Augen und realisiere gar nicht richtig, was er mir eigentlich gerade gesagt hat. Luca selbst beißt nachdenklich auf seiner Unterlippe herum, während er meine Hand fest umklammert. „Hast du mir gerade gesagt, dass du eine Familie mit mir gründen willst?", vergewissere ich mich mit großen Augen und auf Lucas Lippen legt sich nach meinen Worten ein sanftes Lächeln. „Ja habe ich. Nicht jetzt und auch nicht nächsten Monat, aber irgendwann ganz sicher.", flüstert er leise und sein liebevoller Blick, gepaart mit seinen unglaublich süßen Worten treiben mir sofort wieder die Tränen in die Augen. „Wirklich? Ganz sicher? Mit mir?"
„Wirklich, mit dir und zu tausend Prozent sicher.", lächelt Luca mich weiterhin an und streicht jetzt sanft mit seinem Daumen über meine Wange, um die Tränen bei Seite zu wischen. Schniefend lege ich meine Arme um Lucas Hals und er versteht sofort. Lachend zieht er mich auf seinen Schoß und ich verschränke meine Beine hinter seinem Rücken, während er mich fest an sich drückt. Mein Gesicht vergrabe ich wie immer an seinem Hals und Luca beginnt zärtlich meinen Rücken auf und ab zu streichen.
„Ist das jetzt eine positive Reaktion?", erkundigt er sich nach einigen Minuten vorsichtig und ich nicke kräftig an seinem Brustkorb, was ihn erneut leise auflachen lässt. „Das ist gut.", murmelt er in meine Haare, während seine Finger jetzt sanft über meine Seiten streichen.

Irgendwann hebe auch ich meinen Kopf wieder und schaue Luca in seine braunen Augen, die mich ebenfalls anstarren. Sofort verliere ich mich darin und meine Finger beginnen langsam seinen Nacken zu kraulen. „Ich liebe dich, Luca... ich- verdammt, ich liebe dich über alles!", spreche ich meine Gedanken leise aus und Luca lacht, während sich auch auf meine Lippen ein Lächeln legt. „Ich liebe dich auch. Sogar noch mehr als du mich.", antwortet Luca mir leise und ich schüttle sofort vehement den Kopf. „Das geht gar nicht, weil ich liebe dich viel mehr. Auch wenn du dich manchmal echt ein bisschen falsch ausdrückst.", empöre ich mich gespielt eingeschnappt, aber Luca reagiert gar nicht mehr darauf. Behutsam nimmt er mein Gesicht in seine Hände und legt dann seine Lippen zärtlich auf meine. Sofort durchströmt mich ein Gefühl von Sicherheit und Heimat und ich kann ein zufriedenes Seufzen nicht unterdrücken. Dass Luca lächelt spüre ich sofort und auch meine Mundwinkel ziehen sich langsam nach oben. Wenn ich nur daran denke, dass ich ernsthaft darüber nachgedacht habe, ob das mit uns beiden so eine gute Idee war, läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken, der aber dank Lucas Nähe schnell zu Nebensache wird.
Auch als wir uns wieder voneinander lösen, beherrscht stattdessen ein angenehmes Kribbeln meinen Körper und wir schauen uns einfach stumm in die Augen. „Ich kann es kaum erwarten, bis ich endlich eine Mini-Christina habe.", haucht Luca jetzt gegen meine Lippen, was mich sofort wieder breit strahlen lässt. „Und was wenn es ein Mini-Luca wird?", erwidere ich neugierig und streiche sanft durch seine weichen Haare. „Ist auch okay. Dem kann ich dann ganz viel Blödsinn beibringen und mit Autos spielen. Und mit Flugzeugen und Dinosauriern und Hubschraubern und Bällen und-..." „Okay!", unterbreche ich Luca lachend in seiner Euphorie, der mich daraufhin glücklich anstrahlt. Lächelnd streiche ich ihm noch einmal sanft über seinen Bart, bevor ich ihn dann wieder fest umarme. „Ich bin glücklich.", murmle ich leise gegen seinen Hals und spüre, wie mir Luca daraufhin einen Kuss auf den Haaransatz haucht. „Ich auch. Sehr sogar. Und wir haben noch Zeit. Erstmal will ich dich nämlich noch nicht teilen.", flüstert Luca leise und schlingt seine Arme wieder fest um meinen Rücken, ehe er sich mit mir gemeinsam rücklings auf das Bett fallen lässt und mich einfach dicht bei sich hält.

Dangerous LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt