5. Man kann beides haben?

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Ich ließ den Blick im Spiegel nochmal schnell über mich wandern. Ich trug eine kurze schwarze Hose, ein camouflagefarbiges Shirt und halbhohe Schuhe. Ich fühlte mich wohl. Einmal tief durchatmen und schon lief ich zur Tür. Ich öffnete sie und stand Aidan gegenüber. Mein Blick flog kurz über ihn. Er trug eine dunkle Jeans und ein weißes Hemd. Er wirkte, als wäre er sich nicht sicher gewesen, wie formell das Essen sein würde. Nur knapp konnte ich mir ein Kichern unterdrücken. „Hey." sagte ich stattdessen nur. Das Hemd stand ihm eigentlich recht gut. Es wirkte nur etwas zu förmlich. Lag wohl daran, dass er es bis oben hin zugeknöpft hatte. Ohne darüber nachzudenken griff ich nach ihm und machte die oberen beiden Knöpfe auf. „Hey. Besser so?" kam seine Antwort und ließ mich leicht erröten.

„Viel besser. Larissa hätte sicher die Augenverdreht, wenn du so förmlich aufgetaucht wärst." meinte Helin an meiner Stelle und schob mich sanft aus dem Zimmer. „Mein Schlüssel!" rief ich noch aus, doch da hatte sie schon hinter mir abgeschlossen. Natürlich. Helin ging wahrscheinlich davon aus, dass ich bei unseren Alphas übernachten würde. „Ähm... soll ich warten, bis sie sie dir gibt?" fragte mein Mate etwas zurückhaltend und starrte auf die verriegelte Tür. „Nein. Lass uns gehen. Larissa und Calum werden darauf bestehen, dass ich über Nacht bleibe." erwiderte ich seufzend und ging voraus in Richtung des Gebäudeausganges. „Du siehst wunderschön aus, meine Mate." meinte Aidan dann und griff nach meinem Arm, um mich bei sich unterzuhaken.

„Ich muss zugeben, dass du auch nicht grade schlecht aussiehst. Das Hemd steht dir." erwiderte ich und spürte, wie sich ein wohliges Kribbeln von Aidans Berührung ausbreitete. „Solch ein Kompliment aus deinem Mund. Ich fühle mich geehrt." meinte mein Seelengefährte grinsend und zog mich noch etwas näher zu sich, bevor wir aus dem Gebäude in die frische Abendluft traten. Schnell musste ich mich wieder konzentrieren, um meine Instinkte zu unterdrücken. Ich sollte heute Abend einen kühlen Kopf bewahren. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, um mich langsam an unsere Verbindung heran zu tasten. Ich musste viel mehr einige andere Fragen klären. Danach würde ich immer noch entsprechend langsam diese Verbindung austesten. „Wir sollten uns beeilen." sagte ich also nur, löste mich von Aidan und lief schneller.

Natürlich beschleunigte nun auch er und griff wieder nach mir. Nach einem warnenden Blick meinerseits ließ er allerdings wieder von mir ab. Er respektierte, dass ich meinen Freiraum benötigte. So schwiegen wir auch, bis wir vor der Tür des Gästehauses meines Rudels ankamen. „Ich möchte, dass du weißt, dass ich alles versuchen werde, um dich für mich zu gewinnen." erklärte Aidan dann, bevor er an der Tür klopfte und mich lächelnd betrachtete. „Bitte nicht, Aidan. Ich habe diesem Essen nur wegen meiner Alphas zugestimmt." erklärte ich und starrte stur auf die Türe, bevor Larissa sie öffnete. „Willkommen, meine Lieben. Kommt rein. Das Essen ist gleich fertig." erklärte sie und strahlte und an. Irgendwie wirkte sie etwas zu fröhlich.

Skeptisch folgte ich meiner Luna und hielt dabei demonstrativ etwas mehr Abstand zu Aidan als nötig. Er sollte sich keine allzu großen Hoffnungen machen. Zwar war ich neugierig, wie sich eine Mate-Verbindung anfühlte, doch konnte ich auch nicht riskieren, Aidan zu nah an mich heran zu lassen. Ich war eine Tika und das wollte ich auch bleiben. „Ich habe mich wirklich über die Einladung gefreut, Tika-Luna. Ich würde gerne diese Chance nutzen, um mit Avalon und Ihrer Hilfe eine Lösung zu finden, mit welcher wir alle zufrieden sind." meinte mein Mate da diplomatisch und sah leider ziemlich entschlossen aus. Ich seufzte. „Das ist auch, was wir möchten, Aidan. Und mir wäre es recht, wenn wir uns duzen." erklärte da Calum, der schon am Tisch saß und ungeduldig auf das Essen wartete.

„Das finde ich gut." meinte mein Seelengefährte lächelnd und zog dann einen Stuhl zurück. Er sah mich auffordernd an und deutete leicht auf den Platz. Ich rollte mit den Augen, setzte mich aber brav, nachdem ich den warnenden Blick Larissas gesehen hatte. Aidan schob mich sanft an den Tisch und setzte sich dann neben mich. „Jetzt sollten wir aber auch erstmal etwas essen. Avalon ist viel zu dünn geworden." meinte dann Larissa, wobei sie den zweiten Satz eher vor sich hinmurmelte. Natürlich hatten wir es aber alle ohne Probleme verstanden. Von mir bekam sie einen genervten Blick, während Aidan mich kritisch musterte. „Ich finde sie perfekt, so wie sie ist. Aber auch ein wenig mehr auf den Hüften würde nichts daran ändern." erklärte er dann und strich mir in einer schnellen Bewegung über die Wange. „Deine Schmeicheleien kannst du dir sparen." knurrte ich und kniff die Augen zu Schlitzen zusammen.

Wolves QueenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt