17. Parts und ein folgenschwerer Vollmond

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Ich starrte meinem Freund noch kurz hinterher, dann lief ich weiter zu meinem Zimmer. War Ezra wirklich an mir interessiert? Mehr als nur freundschaftlich? In Gedanken versunken wollte ich in mein Zimmer, doch zu meinem Erstaunen war es abgeschlossen und ein Bitte-nicht-stören-Schild hing an der Klinke. Na gut. Dann eben nicht. Ich machte auf dem Absatz kehrt und lief planlos durchs Internatsgebäude. Dabei schweiften meine Gedanken wieder zu der unerklärbaren Stelle in Schwarzer Samt. ‚Einem Part sei es jedoch möglich die defekte Bindung zweier Mate zu reparieren oder zu lösen.'. Was sollte bitte ein Part sein? Ich kannte kein Rudel, das so hieß und auch sonst hatte ich diese Bezeichnung in keinem anderen Kontext gehört. Allerdings hörte es sich eindeutig nach der Lösung meines Problems an. Ich würde Ezra fragen müssen. Er wusste sicher, was damit gemeint war.

Gedankenverloren irrte ich durch das Gebäude, bis ich an den Ausgang kam und kurz nach draußen starrte. Vielleicht sollte ich einen kleinen Spaziergang machen, um die Gedanken freizubekommen und Helin eine Nachricht schreiben, was sie den ganzen Tag trieb. Gedacht, getan. Ich schlenderte nach draußen und tippte gerade die Nachricht ein, als ich plötzlich Schritte hinter mir hörte. Verunsichert blieb ich stehen und sah über die Schulter. Sofort versteifte ich mich. „Bist du jetzt zufrieden?" knurrte die Person, die sich an mich angeschlichen hatte und funkelte mich aus goldglühenden Augen sauer an. Ich entfernte mich ein paar Schritte und starrte irritiert zurück. „Was willst du von mir, James?" fragte ich, ließ den Beta-Anwärter aber nicht aus den Augen. Ich würde ihm sicher nicht über den Weg trauen. „Weißt du eigentlich, was du angerichtet hast?!" gab dieser anstelle einer aussagekräftigen Antwort zurück und ballte die Hände zu Fäusten.

Was war denn sein Problem? „Das beantwortet meine Frage nicht." erwiderte ich möglichst ruhig, damit er sah, dass ich jetzt sicher keinen Kampf provozieren wollte. Anscheinend hatte er es allerdings darauf abgesehen. „Wegen dir ist Aidan unausstehlicher als jemals zuvor und mit Naomi wird er das Rudel in den Ruin treiben. Ist es das, was du wolltest?!" schrie James plötzlich und ich zuckte bei der Lautstärke leicht zusammen. „Er hat mich verraten, James. Nicht umgekehrt. Geh jetzt oder das hier wird böse enden." gab ich nun ebenfalls wütend zurück. Sollte er doch seinem zukünftigen Alpha Vorwürfe machen! Ich ließ das sicher nicht einfach so über mich ergehen. „Er konnte doch nicht anders! Alistair hat Alice' Leben bedroht! Was hättest du denn an seiner Stelle getan?!" Geschockt starrte ich James jetzt an. Entsprach das der Wahrheit?

Ich erinnerte mich vage, wie Aidan sagte, er hätte keine Wahl gehabt. Wollte er das Leben seiner Schwester schützen? Ich spürte plötzlich wieder den Schmerz in meiner Brust, den die kaputte Matebindung verursacht hatte. Ich schnappte nach Luft und wich wieder einen Schritt zurück. Hatte Aidan mich für seine Familie verraten? Meine Gedanken überschlugen sich, doch plötzlich hörte ich schwere Pforten auf gepflastertem Weg. Mein Blick huschte zu James, der sich gewandelt hatte, während ich meinen Gedanken verfallen war. Mist! „Wag es nicht!" knurrte ich möglichst gebieterisch, doch ich war selbst nicht genug von meinen Luna-Fähigkeiten überzeugt. So passierte es also, dass James dennoch auf mich zustürmte. Nur mit Not entkam ich seinen scharfen Fangzähnen und flüchtete mich ein paar Schritte weiter weg. Allerdings ließ der Beta-Anwärter mir nicht die Möglichkeit, mich ebenfalls zu wandeln.

Er griff in schnellen Folgen immer wieder an und ich musste all meine Konzentration darauf verwenden, ihm auszuweichen. Allerdings verließen mich langsam meine Kräfte und ich wurde unaufmerksam. So geschah es, dass sich kurz darauf die scharfen Zähne des Werwolfs mir gegenüber in meinen Arm bohrten. Schmerzerfüllt schrie ich auf und riss mich eilig von ihm los. Das Blut rann meinen Arm entlang und ich musste mich konzentrieren, um angesichts der Schmerzen, nicht das Bewusstsein zu verlieren. Wo waren die verdammten Lehrkräfte, wenn man sie mal brauchte? Ich rettete mich knapp vor James' Pranke, stieß dann allerdings gegen eine Wand. Ich hatte mich in die Ecke drängen lassen. Ich atmete schwer und duckte mich wieder unter James' Angriff hindurch, doch lange würde ich das nicht mehr aushalten. Ich war in meiner Menschengestalt und ohne Waffe einfach unterlegen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 20, 2023 ⏰

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