4. Niemals eine Aev!

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Das schrille Klingeln meines Weckers ertönte und ich schreckte aus einem Albtraum hoch. Alistair hatte mich durch einen dunklen Wald gejagt und ein übel zugerichteter James hatte versucht, seine bösen Taten gut zu reden. Ich schnappte nach Luft, bevor ich wirklich realisierte, dass es nur ein Traum war und schlug dann auf den Wecker. Ich war wach. Mein Herz raste allerdings noch und die Panik war noch nicht ganz verschwunden. Ich hatte um mein Leben gefürchtet. „Was ist bei diesem Abendessen passiert?" fragte mich jetzt Helin, die ausnahmsweise mal mit dem Wecker wach wurde und mich jetzt aus müden Augen besorgt musterte. „Alistair ist ein gewalttätiger Chauvi und die Aev-Alphas sind einfach grausam. Sie misshandeln ihre Rudelmitglieder." fasste ich kurz zusammen und spürte eine einzelne Träne über meine Wange rollen.

Auf Helins Gesicht zeichnete sich dieselbe Bestürzung ab, die ich gestern empfand. Es war schrecklich und ich wollte auf keinen Fall mit Aidan in dieses Rudel. „Wir müssen mit Larissa und Calum reden." verlangte sie sofort und ich nickte langsam. Die Tika-Alphas würden mir helfen können. Zumindest hoffte ich es. Ich sollte sie sprechen, bevor der Unterricht begann. „Ich werde Jace bitten, dich zum Tika-Gästehaus zu begleiten. Er wird dich beschützen." ergänzte meine beste Freundin noch, bevor sie begann, sich für das Frühstück herzurichten. Ich nickte wieder, auch wenn sie es nicht sah und machte mich ebenfalls fertig. Ein Klopfen an der Türe ließ mich jedoch nach kurzer Zeit wieder stoppen. Schnell zog ich mich um und rief, „Wer ist da?", bevor ich zögerlich öffnete. „Ich wollte dich zur Cafeteria begleiten." sagte da mein Gegenüber und starrte auf den Boden.

Ich musste zweimal hinsehen, um ihn als den Aev-Werwolf zu erkennen, der vorgestern neben James gestanden war, als sie mir vor meinem Zimmer aufgelauert hatten. Ich schluckte. „Ähm... Ich brauche noch einen Moment. Möchtest du warten?" bot ich an und öffnete unsicher die Tür einen Spalt breiter. „Ich warte hier, Luna." erwiderte er und wandte seinen Blick in den Gang. Es wirkte fast, als wollte er sicher gehen, dass sich niemand dem Zimmer näherte. Na großartig. Mal wieder eine Wache vor meiner Türe. „Okay." murmelte ich, schloss die Tür wieder und machte mich fertig. „Wer war das?" kam da auch schon Helin mit besorgter Mine aus dem Badezimmer. „Ein Aev. Er will mich zur Cafeteria begleiten." erklärte ich und sie runzelte verwirrt die Stirn, bevor sie mit ihrer Morgenroutine fortfuhr.

Als meine beste Freundin fertig war, gingen wir gemeinsam aus dem Zimmer und unser Wächter folgte uns einfach schweigend, während sie versuchte, ein Gespräch mit mir zu führen. Die Stille seitens des Aev-Werwolfes verunsicherte mich allerdings nach ein paar Schritten, weshalb ich mich an ihn wandte. „Wie heißt du eigentlich?" fragte ich und ein kurzes Lächeln schwebte über sein Gesicht. „Lirim." meinte er und verbeugte sich leicht, was mich peinlich erröten ließ. Nie hatte sich jemand ausgerechnet vor mir verbeugt. „Wieso genau bist du hier? Hat dein Alpha dich geschickt, um Avalon zu beschatten?" kam es nun auch von Helin misstrauisch, bevor sie beschützend einen Arm um mich legte. „Nein. Das Rudel hat beschlossen, sie zu schützen. Wir wollen sie als unsere Luna." erklärte Lirim lächelnd.

Was? Hatte ich gerade richtig gehört. „Verständlich. Avalon ist ja auch mutig und eine wirklich gute Kämpferin. Ich würde euch nur nicht raten, sie je zu wecken. Sie kann richtig giftig werden, wenn sie nicht ausgeschlafen ist." erwiderte Helin mit verschwörerischem Blick und zwinkerte mir grinsend zu. Musste sie sich ständig mit den Aev verbrüdern? „Wenn du meinst." grummelte ich mit einem Augenrollen und lief etwas zügiger. Mittlerweile bekam ich ziemlich großen Hunger. Gestern Abend hatte ich ja nicht wirklich viel gegessen. „Lass ihr Zeit. Sie wird schon erkennen, wie gut sie es als Luna hätte." hörte ich mit meinem verbesserten Gehör Helin flüstern und warf ihr einen sauren Blick zu, bevor ich nochmal beschleunigte. Ich musste unbedingt noch mit unseren Alphas reden.

Kurze Zeit später stand ich in der Cafeteria an und holte mir mein Frühstück, während mein Blick suchend über die anwesenden Tika glitt. Ich musste schnellstmöglich Jace finden und ihn bitten, mich zu unseren Alphas zu begleiten. „Jetzt mach mal nicht so einen Stress. Ich bin sicher, Jace möchte auch erst einen Happen essen, wenn er kommt." meinte Helin augenrollend und schob mich weiter zu unserem Tisch, als ich mein Essen auf dem Tablet hatte. „Ist ja gut. Ich will es nur schnell hinter mich bringen." erwiderte ich ungeduldig, setzte mich aber und begann zu essen. Während Helin sich in die Tischgespräche einbrachte, ließ ich meinen Blick noch ein zweites Mal schweifen. Diesmal war er jedoch wie von meinen Instinkten gesteuert. Da meine Instinkte aber nicht fanden, was sie wollten, kam eine unterdrückte Unruhe in mir auf. Wo war mein Mate? Sein Rudel war größtenteils schon hier.

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