Mina
-1 Tag später-
Glücklich hüpfte ich die langen Flure des Agenturgebäudes entlang. Dabei scherte ich mich nicht um das Getuschel und die seltsamen Blicke der Mitarbeiter, immerhin würden sie eh nicht mehr lange in meinem Umfeld sein. Bei dem Gedanken daran musste ich grinsen und schielte auf meinen Rucksack, in dem sich der Grund meiner guten Laune befand.
Ich sah mich um und entdeckte den Snackautomaten am Eingang der Kantine, aus welchem mir ein paar Flaschen Bananenmilch entgegenleuchteten. Ich leckte mir über die Lippen und steuerte schnurstracks darauf zu.
Während ich in meinen Hosentaschen nach Kleingeld wühlte, pfiff ich fröhlich leise vor mich hin, bis ich nach kurzem Prozess endlich mein geliebtes Getränk in der Hand hielt. Doch als ich mich umdrehen wollte, stieß ich gegen eine ziemlich trainierte Brust, dessen Besitzer mich in letzter Sekunde festhielt, bevor ich nach hinten stolpern konnte.
Ich hob den Kopf und sah in das Gesicht meines Kollegen und Freundes Matt Kane. „Sorry man, hätte dich warnen sollen dass ich hinter dir stehe." Entschuldigend sah er mich an und kratzte sich am Kopf.
„Ach," winkte ich lächelnd ab, „ich war ja auch nicht ganz aufmerksam.". „Haben wir gemerkt." Hinter Matt tauchte auch Yoongi auf, gefolgt von Judy.
„Warum so fröhlich? Haste nen Badboy rumgekriegt oder doch den Stripper zwei Häuser weiter?" Er grinste. Mein bester Freund war dafür bekannt, nicht gerade die softeste Ausdrucksweise zu haben, doch nicht mal das konnte mir heute die Stimmung verderben. „Quatsch! Seht euch das hier an!" Ich nahm meinen Rucksack ab, zog einen Zettel daraus hervor und hielt ihn den dreien unter die Nasen. „Ratet mal wird den Job bekommen hat?"
Ich genoss den Anblick ihrer offenen Münder und kam nicht drum rum ein bisschen anzugeben. „Der Chef hat gesagt ich hätte alle Anforderungen, die No- ähm das Model gestellt hat, erfüllt." Sagte ich stolz und Judy klopfte mir anerkennend auf die Schulter. Auch Matt war sichtlich beeindruckt, nur Yoongi sah mich leicht skeptisch an.
„Irgendwas stinkt hier doch...Seit wann bist du denn so euphorisch wenn es darum geht Models zu fotografieren? So hab ich dich ja noch nie erlebt..." murmelte er vor sich hin und skannte mich von oben bis unten. Ein bisschen peinlich war mir die Situation schon, denn auch wenn er mein bester Freund war, mochte ich es nicht so angesehen zu werden. Auch wollte ich vorerst niemandem von der Sache mit Noah erzählen, erst wollte ich sicher gehen dass alles gut zwischen uns ist.
Bei dem Gedanken dass dem nicht so wäre bildete sich sofort ein Kloß in meinem Hals und meine Stimmung sank um einen Grad. „Yoongi, lass das! Freu dich doch einfach für sie!" brach Matt die Stille und brachte mich zurück in die Realität, weg von den Gedanken an Noah. Schnell griff ich meinen Rucksack, welchen ich auf dem Boden abgestellt hatte und drängte mich an den dreien vorbei Richtung Ausgang.
„Wie dem auch sei, ich muss mich vorbereiten, morgen ist schon mein erster Arbeitstag! Bis dann!" rief ich noch schnell, bevor ich das Gebäude verließ und drei verdutzte Gesichter hinter mir. Ich würde mich jetzt nicht verunsichern lassen. Nein, Noah hatte den Kontakt sicher nicht mit Absicht abbrechen wollen! Er wird sicher glücklich sein wenn er mich morgen das erste Mal seit 6 Jahren sieht! Ja, er wird mich umarmen und... vielleicht auch mehr?
Unsinn Mina, hör auf zu träumen. Du sollte zufrieden sein, ihn als Freund zu haben. Wenn er sich überhaupt noch an mich erinnern würde...Aber natürlich! Ich hatte mir diese Bindung zwischen uns doch nicht nur eingebildet! Was auch immer passiert...morgen würde ich es herausfinden....
GOTT BIN ICH NERVÖS!
Noah
Unruhig drehte ich mich auf die andere Seite und öffnete zum hundertsten Mal die Augen, nur um sie dann hoffnungsvoll wieder zu schließen. Vor meinem inneren Auge tauchten Bilder auf, Bilder, die ich eigentlich längst vergessen haben wollte. Bilder die mich innerlich zum Weine brachten, so schmerzvoll war die Erinnerung. Minas süßes Hasenlächeln. Unsere Umarmungen. Mina wie sie weinend vor mir stand. Unsere unmerklichen und unschuldigen Berührungen im Teenageralter, die Mina wahrscheinlich für harmlos gehalten hatte, die mich jedoch jedes Mal fast verrückt werden ließen.
All das sickerte durch meinen Kopf und hinterließ feuchte Tränen, die sich langsam auf meinem Kissen verteilten. Morgen würde ich sie sehen, nach 6 Jahren, und ich konnte es immer noch nicht fassen.
Wie sie wohl aussah? Bestimmt noch schöner als damals, wenn das denn noch möglich war. Aber ich durfte mich nicht ablenken lassen. Egal wie groß die Versuchung war, ich durfte sie nicht an mich ranlassen. Zu groß war die Gefahr dass sie mich hassen würde, wenn sie von meinen Gefühlen Wind bekam. Und damit würde ich nie im Leben klar kommen...
Seufzend machte ich die Nachttischlampe an und trank einen Schluck aus meinem Wasserglas. Plötzlich öffnete sich die Tür und mein Vater streckte den Kopf herein. Er sah müde aus.
„Noah Falney, du solltest längst schlafen! Nicht dass du morgen beim Shooting aussiehst wie ein Zombie!" keifte er mich wütend an und ich rollte innerlich mit den Augen. „Ja ist gut." Gab ich jedoch mit meiner allseits bekannten, von jeglichen Emotionen befreiten Stimme zurück und die Tür wurde wieder zugeschlagen.
Ich knipste die Lampe aus und starrte an die Decke. Irgendwann schaffte ich es meinem Kopf eine Pause zu gönnen und driftete langsam in einen leichten Schlaf, voll von Träumen und Erinnerungen.
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Whatever It Takes
RomanceWith every shot I take, with every smile you fake, something breaks apart inside of me. And I will do whatever it takes to make you laugh with this REAL happiness you had when we were young....