Whatever It Takes

-9-

Mina

Vor mir stand meine große Liebe. An sich nichts neues, aber nun ja... Er war halb nackt. Er trug nur ein lockeres Handtuch um die Hüfte und seine Haare waren noch feucht. Ein paar vereinzelte Wassertropen glänzten an seiner makellosen, porzellanweißen Haut und dieser Anblick stieß mir die Röte ins Gesicht.

Beschämt sah ich zur Seite und bereute es bereits, sein Zimmer aufgesucht zu haben. In Gedanken versunken murmelte ich eine Entschuldigung und wollte bereits gehen, doch eine Hand auf meiner Schulter hielt mich auf. Voller Hoffnung schwang ich herum, aber er sah mich nur prüfend an und sein kalter Ausdruck ließ mich erschauern.

„Entschuldige dich nicht, du konntest nicht wissen dass ich duschen war." Er fuhr sich durch die nassen Haare und ich musste Schlucken. Wie konnte jemand nur so verdammt gut aussehen? Bevor ich noch mehr schwärmen konnte fuhr er fort. „Stattdessen sollte ich mich entschuldigen, auch wenn mir das schwer fällt. Ich war ein bisschen harsch, zugegeben. Aber bilde dir ja nichts darauf ein! Vergiss was war und konzentriere dich auf die Fotos, mehr will ich nicht von dir. Das hier ist eine rein geschäftliche Bekanntschaft, damit das klar ist."

In seinem Redeschwall schien er zu merken, dass es mir zu viel wurde, denn meine Lippe begann verdächtig zu zittern. Er stoppte sich selbst und seufzte genervt. „Okay lassen wir das. Ich wollte es nur nochmal gesagt haben. Jetzt will ich aber wissen, wieso du hergekommen bist." Erwartungsvoll sah er mich an und ich versuchte krampfhaft mein Zittern unter Kontrolle zu bringen. Noch einmal würde ich seine verletzenden Worte nicht überstehen können. Ich sollte das, was ich mir vorgenommen habe, lieber auf später verschieben und mich schnell verziehen, bevor er mich schon wieder weinen sah. „Mina?"

Ich zuckte zusammen. Hatte er mich eben bei meinem Vornamen genannt? War sowas unter 'rein geschäftlichen' Kollegen nicht eher unüblich? Ein kleines Schmunzeln schlich sich auf meine Lippen und ich sah auf, Noah mitten ins Gesicht. Er schien zu merken, wie das rüberkam, denn er räusperte sich schnell und änderte seinen Gesichtsausdruck von besorgt zu gleichgültig.

Doch für einen Augenblick bildete ich mir ein, seinen Kern sehen zu können. Sein wahres Ich. Und das war der Noah, den ich zurücklocken wollte. Da endlich wusste ich, dass noch nichts verloren war. „Wenn du kein Anliegen hast, sind wir hier fertig."

Als er Anstalten machte, zurück in seinem Zimmer zu verschwinden, handelte ich unüberlegt und griff kurzerhand nach seinem Arm. Für einen Moment sah ich das Erstaunen in seinem Gesicht, als ich ihn schon in meine Arme zog und meinen Kopf sanft auf seiner Schulter ablegt. Seine Muskeln waren verkrampft, doch das beirrte mich nicht im Geringsten. Allein so eine kleine Emotion wie Überraschung in seinem Gesicht ließ mich neue Hoffnung schöpfen. Ich wusste nun, dass ich ihn knacken konnte, und ich würde herausfinden was mit ihm los war.

Ich drehte meinen Kopf leicht nach links, damit meine Lippen direkt an seinem Ohr lagen. „Egal was passiert ist, Noah...wir stehen das zusammen durch okay? Erzähl mir einfach was los ist und wir finden gemeinsam eine Lösung!"flüsterte ich sanft und kuschelte meine Nase zurück in seine Schulter. Einen Moment herrschte Ruhe. Doch plötzlich spürte ich wie Noahs Muskeln sich schlagartig noch mehr anspannten und wurde im nächsten Augenblick auch schon unsanft weggeschleudert.

Entsetzt sah ich hin an, wie er vor mir, mit verstört- beschämtem Gesicht stand und sein Atem stoßweise seine Lippen verließ. „W-Was fällt dir ein Kim?! Nur w-weil ich dich beim N-Namen angesprochen habe, kannst du m-mich n-noch lange nicht wie ein Kumpel behandeln!".

In seinen Augen lag Wut, doch ich konnte sehen wie er krampfhaft versuchte, damit seine Unsicherheit zu überspielen. Er konnte mir nichts mehr vormachen! Deshalb lächelte ich ihn einfach nur an, denn das schien ihn nur noch mehr zu verunsichern. Er starrte mich an als hätte ich sie nicht mehr alle. „W-was..."