>1< Heim

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Karlos Sicht

„Er ist eine Schande für die gesamte Familie." ertönte die weibliche Stimme meiner leiblichen Mutter. „Wir sollten ihn abgeben." ertönte die strenge Stimme meines Vaters.

Ich schlug die Augen auf und schreckte aus dem Schlaf auf. Mal wieder träumte ich davon was meine Eltern sagten bevor sie mich abgaben.
Das alles ist so so lange her doch trotzdem hat sich das alles in meinem Kopf fest gesetzt.
Ich legte die Arme über meinen Kopf.
„Na Schlecht geträumt?" fragte mein Zimmer Mitbewohner Jason. „Mehr als das." sagte ich stöhnend. „Wie spät ist das ?" fragte ich meinen besten Freund während ich mir durch die kurzen blonden Haare fuhr.
„Es ist 9 Uhr irgendwas." meinte er.
„Okay." Meinte ich und stand auf.
Ich zog mir mein graues anliegendes Oberteil aus und legte es behutsam auf mein Bett.
„Was starrst du so?" fragte ich Jason.
„Ähm nichts. Nichts." meinte er stotternd.
„Okay?" fragte ich.
„Ich gehe ins Bad." meinte ich und tat was ich sagte.
Ich sah in den Spiegel und wuschelte mir selbst noch einmal durch meine blonden Haare ehe ich mir Wasser ins Gesicht rieb. Ich sah dadurch etwas wacher aus und nicht so verschlafen. Nun stachen meine blauen Augen wirklich hinaus.
„Jungs ? Kann ich reinkommen?" hörte ich die Stimme einer betreuten. „Ja komm rein." meinte ich als ich aus dem Bad rauskam.
„Es gibt Frühstück. Ihr könnt euch was nehmen wenn ihr wollt." Kündigte sie uns an.
„Okay danke." bedankten wir uns bei unserer Betreuung. „Ich gehe dann mal frühstücken." meinte ich zu Jason und ging aus unserem Zimmer raus.
Ich ging in die Cafeteria, nahm mir ein Brötchen und Honig. Ich sah mich nach eine meiner besten Freunde Viktoria um. Ich erblickte sie und setzte mich zu ihr. „Guten Morgen, Viki." begrüßte ich sie. „Guten Morgen , Karlos. Gut geschlafen ?" fragte sie mich woraufhin ich nur den Kopf schüttelte.
„wie kommt's ?" fragte sie und biss von ihrem Brötchen ab. „Der gleiche Traum wie jedes Mal. Immer wieder das gleiche Szenario mit meinen Eltern." Erklärte ich ihr während ich mir mein Brötchen in den Mund stopfte.
„Mies." brachte das rothaarige Mädchen raus.
„Glaubst du das wir bevor wir 18 sind hier rauskommen ?" fragte ich sie.
Sie schüttelte mit dem Kopf. „Um ehrlich zu sein ich glaube nicht." meinte sie.
„Ich glaube um ehrlich zu sein auch." stimmte ich ihr zu. Wenn ich endlich 18 bin dann gehe ich hier raus in mein eigenes Leben. Eigentlich sind hier alle ganz in Ordnung zu mir und ich habe auch mit niemanden irgendwelche Probleme aber ich hatte die ganze Zeit die Chance adoptiert zu werden aber mich wollte niemand.
„Worüber denkst du nach?" fragte mich viki.
„Über viel zu viel viki." meinte ich und stand auf.
„Wollen wir was machen ?" fragte mich Viktoria.
„Ne, muss weiter nachdenken." sagte ich und räumte mein Geschirr weg.
Ich ging zurück in mein Zimmer wo Jason sich gerade umzog. „Klopf doch an." meinte er.
„Du tust ja so als hätte ich dich noch nie halbnackt gesehen. Wir sind zusammen aufgewachsen." meinte ich und legte mich gepflegt auf mein Bett.
„Ja schon aber wir sind auch Älter geworden." sagte er und sah mich an. „Sagst du aber starrst mich an wenn ich mich umziehe?" fragte ich.
„Das ist was anderes." meinte er völlig empört und ging aus dem Zimmer raus. „Alles klar." meinte ich nur und wand mich meinem Telefon zu.
Wenigstens hatte ich hier überhaupt eins.
Ich war schon anders als die ganzen anderen Typen hier in dem Heim. Die ganzen anderen wollen die ganze Zeit irgendwas von irgendwelchen Mädels und verurteilen sie für ihre Körper. Ich hingegen setze mich nur in mein Zimmer und entspanne ein wenig und denke nach. Das könnte wohl möglich eine Schwäche von mir sein. Ich denke dauerhaft über alles und jeden nach. Es klopfte an der Tür und an der Art wie es war wusste ich sofort wer davor stand. „Komm rein viki." meinte ich und sie trat ein.
Sie setzte sich auf mein Bett und begann zu erzählen „Es kommt morgen ein Typ vorbei und der will irgendeinen jungen adoptieren. Vielleicht Hast du ja Glück." meinte sie.
„Das bezweifle ich sehr. Immerhin hat es auch niemand in den letzten 14 jahren getan." meinte ich.
Ja man kann schon sagen das ich in den vielen Jahren langsam wirklich die Hoffnung aufgegeben habe, aber was will man nach 14 Jahren purer Hoffnung auch bitte erwarten? „Warum sollte er dich denn nicht nehmen ? Du bist wunderbar, Karlos." meinte Viki. „Danke, du auch." sagte ich zu ihr. Sie war hier erst seit 5 Jahren. Ihre Eltern sind bei einem Autounfall umgekommen. An sich ist sie ein wirklich nettes und liebenswürdiges Mädchen aber wenn man auch nur ein einziges falsches Wort über ihre Eltern sagt fährt sie ihre Krallen aus. Dann hört man Wörter und Begriffe von ihr wo man nicht einmal gedacht hat dass, das liebe, kleine Mädchen mit den Sommersprossen solche Wörter überhaupt kennt. „Aber ich würde es dir wirklich gönnen wenn du genommen wirst." meinte ich zu meiner besten Freundin die für mich wie eine Schwester war.
„Ich werde ganz sicher nicht genommen. Der Typ am Telefon meinte er sucht einen Jungen und kein Mädchen." erklärte sie mir grinsend.
„Echt jetzt?" fragte ich ungläubig. „Du denkst ich lüge?" fragte sie mich gespielt empört. „Nein, ganz und gar nicht." sagte ich und meine Stimme triefte förmlich vor Ironie. „Frag doch selber nach. Dann siehst du das ich nicht lüge." meinte sie.
„Okay wenn du es schon so sagst wäre es wohl besser wenn ich dir glaube." meinte ich schmunzelnd.
„Warum denn nicht gleich so?" fragte sie lachend.
„Weil das irgendwie eine komische Vorstellung ist. ,Hallo ich möchte morgen ein Kind adoptieren aber nur einen Jungen." verstellte ich die Stimme und gestikulierte wie wild rum.
„Manche Menschen haben nun einmal lieber einen Jungen im Haus als ein Mädel." sagte sie grinsend.
„Manche haben auch lieber ein Mädel im Haushalt." sagte ich lachend. Sie stimmte mit ein „Du bist auch jemand. Ey." brachte sie unter Lachen hervor.

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