Entscheidungen

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An einem kalten und sehr winterlichen Abend, saß Angie auf ihrem Sofa in eine warme Decke eingehüllt, mit einer Tasse Kakao und schaute von ihrem Fenster aus auf die schöne schneeweiße Allee. Von hier aus konnte sie bis zum Eiffelturm alles ganz genau erblicken. Diese Stadt machte, wie auch jeden anderen Tag den Eindruck, als würden die Menschen nie schlafen gehen. Eine Weile beobachtete sie das bunte Treiben auf den Straßen von Paris. Mal sah sie ein paar Kinder im Schnee spielen, oder aber auch mal einen Bäcker seinen Laden abschließen. Langsam wendete sie sich von diesem romantischen Anblick ab, als es schon wieder passierte. Es war nun schon das 3. Mal in einer Woche, dass sie wieder einmal nur an ihren Schwager, den sie vor einem Jahr das letzte Mal gesehen hatte, denken musste. Schlagartig spürte sie einen kleinen Stich in ihrer Brust. Immer wenn sie an seine dunklen Augen dachte, die diese Tiefe hatten, die sie noch nie zuvor bei einer anderen Person gesehen hatte, kamen alte Erinnerungen hoch, die ihr das Herz gebrochen hatten. Angie schwelgte in Erinnerungen. Sie konnte nur an ihn denken. Plötzlich wurde sie von einem lauten Klingeln aus ihren Gedanken gerissen. Kurz war die blonde junge Frau etwas verwirrt, bis sie schließlich merkte, dass ihr Telefon klingelte. Schnell erhob sie sich, faltete die Decke zusammen und lief zügig in Richtung Küche und nahm den Hörer ab. "Hallo, Angie Carrará hier!", rief sie in den Hörer rein. Als ihr eine vertraute Stimme antwortete, zeichnete sich auf ihrem Gesicht ein kleines Lächeln ab. "Hallo, Angie! Ich bin es, Pablo. Ich weiß, dass du viel zu tun hast, aber ich vermisse dich so sehr. Wie geht es dir?" Lächelnd sprach sie: " Mir geht es zur Zeit ganz gut. Ich denke sehr oft an euch! Gerade jetzt zur Weihnachtszeit, vermisse ich dich, das Studio, Violetta und..." Schlagartig stoppte sie. Sie konnte doch Pablo, ihrem Ex Freund nicht einfach so sagen, dass sie auch Germán vermisste. Ja, Pablo hatte zwar eine neue Freundin, aber sie wollte ihn mit ihren Worten nicht kränken. Mit einem ernsten Ton vollendete Pablo ihren Satz: "Und Germán wollteste du sagen." Angie stutzte. Was sollte sie ihm nun  sagen? Woher wusste er das? War alles so offensichtlich? Nach einer kurzen peinlichen Stille, versuchte Angie das Thema zu wechseln und begann somit Fragen über das Studio zu stellen. Daraufhin erzählte Pablo ihr ein wenig mehr. Doch schon bald merkte Angie, wie müde sie war und verabschiedete sich freundlich von ihrem Freund. Sie legte auf und ging zu einem kleinen Regal. Dort befanden sich Bücher und Noten, aber auch eine kleine Schachtel mit Erinnerungen aus Buenos Aires. Sie nahm diese und setzte sich wieder auf das Sofa. Die kleine Box war schmal und von außen voll mit Bildern von ihr und ihrer Nichte Violetta beklebt. In ihr waren weiter Bilder und Briefe, die entweder von Freunden oder von Violetta stammten. Langsam hob Angie den Deckel hoch und nahm das erste Bild hinaus. Wieder einmal kamen traurige Erinnerungen in ihr hoch. Eine kleine Träne floss über ihre rosigen Wangen und trafen direkt auf das Bild, welches sie und Germán in einer Kutsche in Sevilla zeigte. Seufzend wischte sie sich mit ihrem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht und musste sich an den Moment erinnern, als sie traurig mit einem gebrochenen Herzen, Buenos Aires, ihre Nichte und ihre Freunde verlassen musste. Und alles nur wegen ihrem Schwager, der nie zu seinen Gefühlen für sie gestanden hatte und es auch in Sevilla nicht geschafft hatte, ihr in die Augen zu sehen und ihr die Wahrheit zu sagen. Dies alles, wusste sie aus unzähligen Briefen, die ihr ihre Nichte vor einem Jahr geschrieben hatte. Verzweifelt versuchte sie nun, da es schon sehr spät war, ihre Gedanken zu ordnen. Aber es half alles nichts. Immer mehr Erinnerungen kamen hervor bis sie schließlich in ihren Tränen versank.

Am nächsten Morgen, wachte sie müde und sehr mitgenommen auf. Langsam wusch sie ihr Gesicht sah in den Spiegel und musste vor Schreck erkennen, dass ihre Augen rot unterlaufen waren. Sie fasste sich langsam wieder und begab sich in ihre Küche, wo sie sich einen warmen Tee zubereitete und schließlich ihren Laptop hochfahren ließ. Ihr war klar, dass es so nicht weiter gehen würde. Letzte Nacht, hatte Angie über vieles nachgedacht und war nun an dem Punkt angekommen, wo sie sich nicht mehr sicher war, ob Paris und ihre Karriere sie weiterhin glücklich machen würden. Sie war sich sicher, dass sie nun eine Entscheidung treffen musste. Doch die Antwort wusste sie bereits. Entschlossen nahm Angie an ihrem Laptop platz und buchte den nächsten Flug zurück nach Hause! -Zurück nach Buenos Aires.

Feliz NavidadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt