Mein schönstes Weihnachtsgeschenk

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Von und für Kikichr.

1.12.

An den Türrahmen gelehnt beobachte ich meine Welt. Auch wenn wir nicht verheiratet sind betrachte ich uns als Familie.

Alec sitzt mit meinem Sohn auf dem Fußboden. Beide sind hochkonzentriert. Dass erkenne ich an der Zunge zwischen ihren Zähnen, eine Eigenart, die Rafael unbewusst von Alec übernommen hat. Nach Rafaels Anweisungen setzt er verschiedene Legosteine übereinander und nimmt jede Änderung vor um die er ihn bittet.

Mein Sohn ist das einzig gute was bei der kurzen Beziehung mit Camille hervor ging. Heute weiß ich nicht mehr was ich je in ihr gesehen habe. Mein Freund Ragnor behauptet, ich hätte damals an einer besonders schlimmen Form von Geschmacksverirrung gelitten. Er hat mir von Anfang an gesagt dass diese Frau nichts taugt und nur wegen meinem Vermögen hinter mir her ist.

Damit hatte Ragnor die ganze Zeit recht aber ich konnte oder wollte die Wahrheit einfach nicht sehen. Ich war damals so begeistert über ihre Eröffnung, dass ich Vater werde, dass mir erst gar nicht auffiel, dass Camille meine Freude nicht teilte. Von Anfang an hieß es: „Wegen Deinem Kind nehme ich zu, ich brauche neue ..."

„Dein Kind bringt mich dazu nachts Hamburger haben zu wollen, also geh gefälligst los und besorge mir einen." Dieses Wort „Dein" klang aus ihrem Mund stets wie eine Anklage. Sobald Rafael auf der Welt war verließ sie uns und nahm sämtliches Bargeld mit, was sich im Haus befand. Ragnor sei dank, hatte ich ihr nie eine Vollmacht über meine Konten erteilt.

Mit Alec war alles anders. Er stolperte an Rafaels 3tem Geburtstag in unser Leben. Ich hatte in der Lightwood Bäckerei, die seiner Schwester gehört, eine Torte bestellt. Ragnors Frau Cat empfahl mir die Lightwoods. Sie bestellt dort regelmäßig Muffins für ihre Mitarbeiter. Sie und ihr Mann sammelten Raf morgens für einen Spielplatzbesuch ein, damit ich in aller Ruhe alles für seinen Geburtstag vorbereiten konnte.

Die Torte ab zu holen war der letzte Punkt auf meiner to do Liste. Glücklich, dass ich alles erledigt hatte, unterhielt ich mich in aller Ruhe mit Izzy, der Besitzerin. Sie erzählte mir von sich und ihren drei Geschwistern, von denen aber nur ihr ältester Bruder Alexander, der aber von allen Alec genannt wird, ebenfalls dort arbeitete.

„Du wirst ihn gleich kennenlernen. Er holt gerade Deine Bestellung aus dem Kühlhaus", erklärte sie mir und schob einen Teller mit lauter bunten Minitörtchen zu mir. Während ich ihrer Beschreibung über die verschiedenen Füllungen lauschte bemerkte ich den Mann nicht, der an mich heran trat. Weswegen ich mich erschrak und mich, mit den Armen rudernd, etwas zu schwungvoll zu dem Besitzer der freundlichen Stimme umdrehte.

Ein blaues Augenpaar blickte mich erschrocken an. Wie in Zeitlupe sah ich, wie er rückwärts ging, um den Kuchen vor meinen Windmühlenarmen in Sicherheit zu bringen. Dummerweise ging zeitgleich ein Kunde hinter ihm her, ließ einen Zettel fallen, bückte sich und....... Es kam wie es kommen musste. Alec stolperte rückwärts über den Kunden und schmiss aus Reflex meine Bestellung von sich, genau auf mich drauf.

Ich war über und über mit Schokocreme bedeckt und wusste nicht ob ich lachen oder weinen soll. Izzy hatte dieses Problem offensichtlich nicht. Sie brach in schallendes Gelächter aus, während das Menschenknäuel zu meinen Füßen sich mühsam aufrappelte. Alec entschuldigte sich stotternd immer wieder bei seinem Opfer. Doch der nahm es ganz gelassen und meinte, dass so etwas ja mal passieren könnte.

Der Mann schnappte sich seinen Zettel und ging während Alec sich zu mir drehte. Bei meinem Anblick wurde er schlagartig blass, sein Mund öffnete und schloss sich mehrfach, doch er schien unfähig etwas zu sagen. „Sehe ich nicht zum anbeißen aus?", entfuhr es mir in der dass mein Gegenüber nicht vor Schreck umkippt. Ich bekam nur ein erstickendes Geräusch als Antwort.

Malec WeihnachtskisteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt