Wichtelpäckchen 7 ✨

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Die Geister, die mich riefen...

präsentiert von noensparty

🎁 Kakao · pink · Wäscheleine · schliddern 🎁

"Du schmeißt mich raus?" Augen, die mir geweitet entgegenblicken. Ein leises Keuchen, das ihm dabei entweicht.  Ich versuche den Blick nicht abzuwenden und nicke.

"Und das kurz vor Weihnachten?" Seine Stimme, die mir fassungslos entgegen flüstert. Wieder nicke ich nur, doch diesmal mit einem deutlichen Seufzen auf den Lippen.

"Warum?" Es klingt zu schrill für den kräftigen Mann vor mir. Ich verziehe die Lippen. Es würde schwerer werden als gedacht.

"Du weißt warum...", antworte ich knapp. Sekundenlang starrt er mir entgegen. Ich kann regelrecht sehen, wie es in seinem Kopf arbeitet.

"Kannst du das überhaupt, ...", er schluckt deutlich, mehrfach "so einfach?" Ein tonloses Lachen entweicht mir.

"Natürlich kann ich das! Es ist schließlich meine Agentur." Ich verdrehe genervt die Augen, "und du warst über sechs Wochen krank im letzten Jahr." Fünfundvierzig um genau zu sein.

"Ja, verdammt war ich, aber doch nur, weil meine Frau,-", nicht das Drama schon wieder. Bevor er mir mit erneuten Entschuldigungen kommen kann, unterbreche ich ihn.

"Spar dir das. Warst du krank oder deine Frau?" Die Worte kommen mir fast schon zu leicht und schnell über die Lippen. Mein Gegenüber schüttelt sprachlos den Kopf. Deutliche Panik liegt jetzt in seinen Augen.

"Weißt du überhaupt, was du mir damit antust?" Ich seufze, sehe auf die Tasse mit dem dampfenden Kakao vor mir. Warum hatte ich mich heute auch noch gegen Kaffee entscheiden müssen? Süße, braune Flüssigkeit, die mit einem echten Kakao so gar nichts gemein zu haben scheint. Statt Milch schmecke ich nur pappiges Milchpulver heraus und doch nehme ich noch einen Schluck. Alles ist mir gerade recht, damit ich nicht weiter in das entsetzte Gesicht meines ehemaligen Mitarbeiters blicken muss.

"Willem!" Ich höre seine Worte, deutlich, das Zittern darin. Ich sehe wieder zu ihm auf. Die Person vor mir wirkt verändert, erinnert kaum noch an den durchaus fähigen und selbstbewussten Programmierer, den ich vor drei Jahren eingestellt hatte.

"Bitte!", fleht er mich an, sein Gesicht dabei deutlich gerötet. Ich mustere ihn, kann ich es nachempfinden? Diesen Schmerz, den seine Augen so deutlich ausdrücken? Innerlich schüttle ich das Bild, die Emotionen, die er mir entgegenwirft, schnell ab. Nein. Ich fühle keine Schuld, schließlich habe ich dem Mann Monat für Monat ein überdurchschnittlich hohes Gehalt gezahlt, fürs Blaumachen.

"Weißt du was?", beginne ich, lehne die Schulter zurück und sehe ihn ernst an.

"Du kannst auch direkt gehen." Ich will gerade nichts mehr, als diese Scharade endlich zu beenden. Die Augen von Viktor weiten sich, falls er es bis hierhin nicht glauben wollte, so realisiert er es jetzt. Wie ein Fisch auf dem Trockenen öffnet und schließt sich sein Mund wieder und wieder. Diesmal weiche ich seinem Blick aus, will den deutlichen Schimmer in seinen Augen nicht sehen.

"Du bist so ein kaltherziges Arschloch!", wispert er. Fassungslos. Solche Gespräche laufen nie gut, das war mir bewusst... aber das heute war sogar für mich ein neuer Tiefpunkt. Er beschimpft mich? Für all das, was ich ihm ermöglicht habe?

"Echt jetzt? Du beleidigst mich?", schnaube ich aufgebracht.

"Das ist keine Beleidigung, sondern einfach nur die verdammte Wahrheit!" Ein dunkler Schatten legt sich über sein Gesicht.

Weihnachtswichtelwusel 2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt