Weihnachtswichtelwusel 2020

Wichtelpäckchen 12 ✨

"Tausende von Kerzen kann man am Licht einer Kerze anzünden, ohne dass ihr Licht schwächer wird. Freude nimmt nicht ab, wenn sie geteilt wird."

Siddharta Gautama Buddha

Selige Ruh

präsentiert von Kruemmel1960

🎁Maria und Josef · pappgrau · Weihnachtsbaum · wuseln🎁

Die simple Kaffeemaschine ratterte in ihrem üblichen Sein vor sich hin. Das schwarze Elixier sammelte sich in der Kanne und der Duft tanzte in der gesamten Küche umher. Er lud ein mitzutanzen, denn auch das Funkradio, in der Ecke der grauen Arbeitsfläche, ließ die schönsten Melodien erklingen. Ich summte dem Klassiker 'Last Christmas', den viele wahrscheinlich nicht mehr hören konnten, entgegen. Der Texte war vertraut.

Genauso wie das Gefühl, welches in einem herrschte, wenn es hieß, dass die Weihnachtszeit vor der Tür stand. Die Vorfreude durchströmte den gesamten Körper. Der Lichterzauber zog in die Häuser ein. Kinderaugen erstrahlten freudig im funkelnden Kerzenschein und die Menschen verfielen in Hektik, damit diese drei Tage nur engelsschöne Augenblicke bereit hielten.

Traditionen wurden vollführt und ganz neue Rituale erschaffen. Menschen wurden bei der Suche nach dem Großen und Außerordentlichen auf das Unscheinbare und Kleine hingewiesen. Die Herzen atmeten nach Liebe. Die Seelen tauchten in ein engelsschwärmerisches Dasein ein. Es hatte etwas Friedliches, wenn die Außentemperaturen in die Minusbereiche fielen und dennoch jeder seine Menschen hatte, die diese Zeit wärmer machten als den schönsten Sommer. Gleichzeitig dachte man fast zufrieden über Vergangenes nach und zündete eine Kerze an, für die, die dieses Weihnachten nicht bei uns verbrachten. Es gab Glauben in dieser Zeit an das Morgen und Hoffnung für die Zukunft. Denn mit diesem Monat ging auch ein weiteres Jahr zu Ende.

Vor vielen Jahren hat mir meine Großmutter das Geheimrezept für das schönste Weihnachten verraten. Noch heute wiederhole ich es. Niemals möchte ich es vergessen. Es war ein Löffel Herzenswärme, ein Päckchen Liebe, ein gutes Gramm Vorfreude, eine große Portion Versöhnlichkeit, eine Handvoll guter Wünsche und ein Hauch Besinnlichkeit. Alle Zutaten werden in dein Herz gefüllt, gut gemischt und mit den liebsten Weltbewohnern geteilt.

Ich war so in Gedanken, dass ich nicht mitbekam, wie meine Kaffeemaschine verstummte und dem Radio die Bühne der Geräusche überließ. Die Nachrichtensprecherin berichtete mit ihrer professionellen Stimme, dass das Wetter ziemlich stürmisch wird. Noch ein Grund mehr, näher zusammenzurücken.

Ich griff in den grauen Hängeschrank an der Wand, um mir eine Tasse für den Kaffee herauszuholen. Es wurde eine vom Weihnachtsmarkt. Aus ihr hatte ich letztes Jahr Glühwein getrunken. Ich liebte den Budenzauber. Menschen wie sie sich trafen, um gemeinsam rote Nasen zu bekommen. Die schwarze und zugleich kräftige Flüssigkeit plätscherte in das Gefäß. Es dampfte mir entgegen. Mit meiner geduldigen Art gab ich meinem Getränk etwas Zeit um abzukühlen. Jeder kennt das eklige Gefühl von einer pelzigen Zunge, wenn man sich verbrannt hat. Etwas, was ich so umgehen möchte.

Um in das Bad zu gehen, verließ ich den wohlig warmen Raum. Die Dielen unter mir knarrten bei fast jedem zweiten Schritt. Ich liebte es. Für mich bedeutete dieses Geräusch zu Hause zu sein. Ein Gefühl von Heimat, das ich genieße und wo ich hoffe, dass es jeder verspürt. Nicht nur an den Festtagen, sondern immer.

Ich spritzte lauwarmes Wasser in mein Gesicht, welches von einem 3-Tage-Bart geprägt war. Meine braunen Augen erschienen immer etwas größer. Mein Gesicht hatte weiche Züge. Zumindest dafür, dass ich ein Mann bin. Ein Mann mit sechsundzwanzig Jahren, der das Leben früher bis ins kleinste Detail planen musste. Für sich jetzt aber gelernt hat, das Leben einfach geschehen zu lassen.