1. Friedvolle Einsamkeit

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Graue Nebelschleier zogen sich schleppend über die ausladenden Felder eines in die Jahre gekommenen Schlosses, welches mit seinen hohen Türmen und Zinnen beinahe den Himmel küsste.
Seine gigantischen Ausmaße waren längst nicht mehr so beeindruckend wie zu den Zeiten der ersten Generationen, sondern beinahe erschreckend grauenhaft und besorgniserregend verfallen. Kahle Bäume reckten ihre Äste in einem verzweifelten Versuch noch etwas Leben zu erhaschen dorthin, wo die Sonne sein sollte, doch der kalte Norden verwehrte ihnen diese Begierde und strafte sie mit tristen Wolken und Regen ab.

Der Ort hätte nicht weniger majestätisch und komfortabel sein können und trotz dieser Umstände lebten dort zwei Königstöchter.
Sie waren die letzten ihrer Ahnenreihe auf diesem Planeten.
Das alteingesessene Volk hielt sie für verflucht, doch durch ihr mangelndes Interesse an der Allgemeinheit hatten die Mädchen vor langer Zeit einen jungen Mann bestimmt, der sich um diese Angelegenheit kümmerte, sodass sie in ihrem Schloss ungesehen und ungehört verweilen konnten.
Manche spekulierten, dass die Zwei in tiefer Trauer versunken waren, seit sie diesen einen großen Verlust erleiden mussten, während andere glaubten, dass sie selbst ihre Familie ermordet hatten, um in Ruhe ihre übernatürlichen Tätigkeiten auszuführen.
Für die Mädchen war es bedeutungslos, was die einfache Volksschaft über sie zu wissen glaubte.
Sie lebten unabhängig voneinander. Auch scherten benachbarte Monarchen sie nicht.

Das graue Königreich, wie es von bösen Zungen genannt wurde, stand alleine. Und dies tat es mit Stolz. Auf Anfragen gaben sich die Schwestern als bereits vergeben an, das Volk als reichlich versorgt und für Nachfahren sei ebenfalls gesorgt.
Ihre Einsamkeit war friedlich.
Für die Außenwelt waren sie fast gänzlich in Vergessenheit geraten.

Die Gärten und Teiche waren verwildert und dennoch von einer abstrakten Schönheit, die über das geschulte Auge hinaus ging. Zertrümmerte Statuen erinnerten an die herrschaftlichen Zeiten der alten Könige, ihre Gesichter längst zerkratzt und bewuchert.
Wenige Tiere lebten nur noch dort, die meisten waren schon lange ausgestorben. Bloß eine handvoll Fathiers zählte noch zu den palasteigenen Wesen, die etwas Fürsorge erfuhren.

Über das Land war mittlerweile eine kühle, herbstartige Zeit hereingebrochen, die liebste Saison der Schwestern.
Denn der Herbst war ein Sinnbild für den Tod, der wunderbar farbenfroh und leuchtend in jede Ecke zog. Er war der Beweis dafür, wie schön loslassen sein konnte.
Die schmerzende Kälte ließ sie lebhaft werden. Ihre tauben Herzen fühlten einen Hauch an Freude und die graue Einöde wurde für eine Weile ein wenig bunter.

Es waren Tage wie heute, an welchem der Wind an den Fensterläden rüttelte und durch die steinernen Flure jagte. Leise Klaviermusik hallte von den hohen Wänden wieder und einige Raben versammelten sich im Hof und Garten. Ganz selten vernahm man sogar den Hauch eines Lachens.

Die Dienerschaft bestand aus wenigen, ausgewählten Leuten, die allesamt stumm oder taub waren. Auch, wenn nur ein Teil des Schlosses bewohnt wurde, begegneten sich die beiden Parteien nicht häufig, denn die Mädchen waren äußerst selbstständig und starrsinnig, besonders die Ältere akzeptierte kaum eine weitere Hand an sich selbst. In der Herbstzeit aber, wenn der große Ball zu Ehren des Wandels und des Wechselns war, tauten die eisigen Seelen auf und sprachen einige Sätze miteinander, zur Planung und Absprache.

Jener Ball war eine neu eingeführte Tradition der verwaisten Töchter und sie hielten ihn nun zum dritten Mal in Folge ab. Ihre Eltern hätten ihn gewiss niemals gestattet, denn keiner der Gäste teilte ihren, aus heutiger Sicht, anachronistischen Glauben.
Ihr Volk war altertümlichen und starrsinnig. Sie weigerten sich Neues auszuprobieren, schwörten auf ihre Traditionen und verabscheuten sowohl die Helle als auch die Dunkle Seite, denn die Macht war laut ihnen nicht rein. Als die beiden Prinzessinnen vor einigen Jahren die Möglichkeit entdeckten, nach dem Tod als eine Art Übergangsform weiterzuleben, waren die Proteste folglich heftig.
Gerüchte kamen auf, sie würden von den Lebenshexen abstammen, welche nur auf ihrem Planeten, Leria-Kerlsil, lebten. Selbst ihre eigenen Eltern stellten sich gegen die, in ihren Augen widernatürlichen, Rituale ihrer Kinder. Sie wollten nicht die Wege der Macht mit ihnen gehen.

Oblivion - Tanz mit dem Tod // Kylo Ren Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt