2. Bekannte Fremde

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Für ein paar Sekunden beherrschte ein beklemmendes Schweigen die Stimmung. Anspannung schnürte ihnen die Hälse zu und stopfte sich in ihre Lungen.
Die Schwestern warfen sich einen Blick zu, den vermutlich nur sie selbst deuten konnten.
Dann erhob sich die ausdruckslose und kühle Stimme der Älteren über den allgemeinen Trubel: »Es ist keine Überraschung, Elide und ich haben bereits geahnt, dass unsere Ruhe nicht von Dauer ist. Hast du eine Ahnung, wann unsere Besucher kommen?« Der Geistermann schüttelte sein Haupt und wankte unsicher in der Luft hin und her. »Es war die Rede von Stunden, vielleicht Tagen? Sie ist unberechenbar«, er blickte hastig umher »die Erste Ordnung«
Ein kribbelndes Gefühl zuckte durch die starren Körper der Mädchen. Die Erwähnung dieses Namens erweckte unbekannte Sehnsüchte in ihnen.

Die Erste Ordnung war eine neue Organisation, geboren aus der Asche des gefallenen Imperiums, die die Herrschaft über die Galaxis sich beanspruchen wollte.
Diese dunkle Seite bedeutete vor allem eins für die Schwestern: unendliche Möglichkeiten ihre Mächte und Fähigkeiten zu erforschen und endlich aufzusteigen, fernab von ihrer zurückgebliebenen, ungläubigen Heimat.

Wenn es stimmte, und die Erste Ordnung auf sie aufmerksam geworden war, würden sie die Chance haben, unter Gleichgesinnten leben zu können.

Es gab herrliche Gerüchte über die sich neu formende Erste Ordnung.
Die Jüngere zog ihre Mundwinkel nach oben, um ein Lächeln zu imitieren. Der Geist tat es ihr nach, doch in seinen Augen wirbelten Stürmer aus Emotionen, die nicht an diesen tristen Ort passten. Enyo und Elide konnten sie nicht deuten, war er erfreut, verängstigt oder gar erzürnt?
Was hatte jemand wie er zu fürchten, wenn er um sein Leben niemals wieder zu bangen brauchte?

Sie schickten ihn weg, mischten sich für eine Weile wieder unter ihre Gäste und amüsierten sich auf ihre Art und Weise, bis der Abend in die Nacht überging. Die Stimmung wurde munterer und die Gespräche ehrlicher.

Alte Legenden wurden neu erzählt und ihre Helden verspottet. Es war so heiter, wie es unter Halbtoten und abgestumpften Schlossbewohnern nun mal sein konnte.
Sie tranken Abrax-Cognac und Bantha-Sprenger und wirbelten so ausgelassen durch den Saal, bis ihre langen Röcke eins mit dem marmorierten Boden wurden.
Die Musik wurde turbulenter und die Liedtexte ruchloser. Ein Fest losgelöst von alten Bräuchen und Regeln.
Als die ersten Kerzen erloschen und der Maler beinahe mit seinem Gemälde fertig war, öffneten sich die dunkeln Flügeltüren erneut.
Die meisten der Gäste nahmen dies kaum wahr, doch Enyo und Elide sogen scharf die Luft ein, als das befremdliche Geräusch schwerer Stiefelschritte von den Wänden widerhallte.

Es war Jahre her, seitdem Männer in Rüstung und Uniform durch das Schloss gewandert waren.
Ebenso lange wie der Klang unbekannter Stimmen an ihre Ohren gedrungen war oder sie von neuen Augen betrachtet wurden.
Ein Mann von schlanker Statur und rotblonden Haaren blieb in der Mitte des Raumes wie angewurzelt stehen.
Sein strenger Blick wanderte langsam umher und blieb an einer der Schwestern hängen, jedoch machte er keine Anstalten näher auf sie zuzugehen. Flankiert wurde er von zwei Männern in Sturmtruppenrüstung.

Unbeeindruckt traten die Mädchen aus der Menge hervor und hießen die drei Männer willkommenen. »Mein Name ist Armitage Hux, General der Ersten Ordnung«, sprach der Mann sehr distinguiert und runzelte kaum merklich seine Stirn.
Die Geister hatten das Trio nun ebenfalls bemerkt und schauten neugierig hinüber, sodass die Schwestern kurzerhand beschlossen, den Saal zu verlassen, um in die nahegelegene Bibliothek zu gehen, um in Ruhe und fernab der Festivitäten das Anliegen der Ersten Ordnung zu besprechen.

»Wir sind Enyo und Elide Davorin, die letzten unseres Blutes«, stellte Enyo sie auf dem Weg durch die kalten Flure vor, rein der Etikette halber.
Wind kroch durch kleine Löcher im Mauerwerk und manche Fenster sprangen durch einen heftigen Luftzug plötzlich auf, was General Hux nicht zugutekam. Gereizt strich er sich die Haare aus der Stirn und warf ihnen einen verachtenden Blick zu.

Oblivion - Tanz mit dem Tod // Kylo Ren Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt