5. Lieblicher Zorn

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Schweißtropfen glitzerten auf Elides Stirn als sie mit ihrem Stab erneut zum Schlag ausholte.
Ihr Herz pochte schmerzhaft in ihrer Brust und ihr war, als würde es ihre Rippen durchbrechen wollen. Das Training an diesem Tag erfuhr eine deutliche Steigerung zu vorangegangenen.

Erschöpfung machte ihre Glieder schwer und sie war gewollt, aufzuhören und sich geschlagen zu geben, aber der grausame Blick ihres Gegners ließ sie an diesem Gedanken zweifeln, denn sie war nicht sicher, ob er sie nicht doch auf der Stelle töten würde.
Er holte mit seiner rechten Hand aus und schlug nach ihrem Gesicht. Sie wich aus, nur um direkt danach von seinem Stab in seiner Linken unsanft in der Seite getroffen zu werden. Strauchelnd versuchte sie ihr Gleichgewicht zu halten, um nicht auf die schwarze Matte unter ihr zu fallen.
Sie versuchte auf die Macht zu vertrauen und sich von ihr leiten zu lassen, aber das Chaos brodelte und zerriss ihre Gefühle in jegliche Richtungen.
Sie fasste ihre kühle Waffe mit beiden Händen an und zielte auf seine Beine.
Es war schwierig, mit einem solchen Gegenstand umzugehen, denn sie hatte nicht mehr all ihre Finger. Vor nicht allzu langer Zeit opferte sie ein paar in einem sehr fragwürdigen, aber wirkungsvollen, Ritual.

Mit gekonnter Leichtigkeit und einem hämischen Lachen wich ihr Gegner ihr aus und die heiße Wut brodelte in ihr auf, als ihr klar wurde, dass sie, rein an ihrer körperlichen Stärke gemessen, keine Chance gegen ihn hatte.
Verzweiflung packte sie am Kragen und vermengte sich mit dem Zorn. Zerstörerisch vergiftete er ihre Gedanken, bis er sie zu zerreißen drohte.

Schweiß tropfte auf den Boden, ihr Atem ging stoßweise, aber der Hass trieb sie an und verlieh ihr neue Kräfte.
Blindlings schoss sie nach vorne, holte zu ihrem letzten Schlag aus und traf den schweren Körper vor sich.
Elide wich wieder zurück, versuchte sich zu sammeln.
Er hörte nicht auf.
Immer und immer wieder attackierte er sie und ihre Bewegungen wurden immer unkoordinierter.
Ihre Gedanken rasten.
Blut rauschte in ihren Ohren.
Ihre Sicht war verschwommen.
Die Wände veränderten ihre Form.
Mehr physische Kraft hatte sie nicht mehr und dennoch holte sie abermals aus.
Der Mann vor ihr stand genauso da wie zuvor, ein dumpfes Lachen drang zu ihr durch. Das Geräusch hallte in ihrem Schädel nach wie ein entferntes Echo. Eine Hitze keimte erneut in ihr auf, so enttäuscht war sie von sich selbst.
Der Stab zitterte.
Sie zitterte.
Energie zuckte haltlos durch ihren Körper. Ungenutzte Macht pulsierte in ihren Adern. Angestrengt suchte sie nach einem Anfang.
Im Hintergrund rasselten die Schwerter und Keulen, Äxte und Sensen der anderen Gruppen und fabrizierten ein Crescendo aus Anspannung, Hass und dem potenziellen Tod. Das Chaos zu bündeln war eine Herausforderung, aber das aufkommende Gefühl, als sich ihr Gegner wieder auf sie zu bewegte, war schlimmer.
Er würde sie nicht so einfach besiegen. Hartnäckig kämpfte sie mit sich selbst, bis sie ihren Fokus zurückgewonnen hatte.

Starke, ungebündelte Macht prickelte unter ihrer Haut und sie wurde intensiver je näher der Mann kam.
Sein Stab schwang in unheilverheißenden Kreisen über seinen Kopf. Seine Miene war geziert von einem lüsterndes Lächeln und sie wollte in diesem Augenblick nichts sehnlicher, als es ihm eigenhändig aus dem Gesicht zu schneiden. Sie wollte in seinem qualvoll verlorenen Blut baden und den Trumpf genießen, welchen sie sich jetzt holen würde.
Ihre Haut brannte.
Die Wangen errötet, die Haare aus dem einst strengen Zopf gelöst stand sie für einige Sekunden reglos in dem großen, mit zahlreichen Schränken und Spiegeln ausgestatteten Raum und beobachtete jede einzelne Muskelzuckung ihres vermeintlichen Gegners.

Es war egal wer er war oder wofür sie in diesem Moment kämpfte, er sollte leiden.
Sie spreizte die langen dünnen Finger und die gebündelte Macht schoss aus ihren Spitzen hervor wie der Funkenflug eines Feuers in einem aufkommenden Sturm.

Ein Kreischen entwich ihrer Kehle als sie alles, was sie hatte und woran sie denken konnte, auf den Mann richtete. Sie spürte die einzelnen Fäden der Macht um sich herum tanzen und griff wahllos nach ihnen, bis sie schlussendlich alle zu packen bekam.
Seine Seele war alles, was sie wollte.
Sie wollte sie zerschmettern und die übrigbleibenden Stücke seiner Selbst eigenhändig aufsammeln.
Der Mann ging zu Boden.
Seine Augen verdrehten sich und verloren langsam ihren Glanz.
Er röchelte.
Der Mund mit den dünnen Lippen klappte auf. Krämpfe. Zuckungen.
Elide ballte ihre Hände zu zwei Fäusten und fokussierte sich darauf, seinen Geist von seinem Körper abzutrennen.
Er war hartnäckig. Sie war sicher, sie würde es dennoch schaffen.
Es würde nicht mehr lange dauern...

Oblivion - Tanz mit dem Tod // Kylo Ren Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt