Kapitel 38

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Die leugnende Betäubung hatte sich wie ein verfälschender Schleier über meine Augen gelegt und ließ mich mein Zuhause wie einen Ort aus einem Film betrachten

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Die leugnende Betäubung hatte sich wie ein verfälschender Schleier über meine Augen gelegt und ließ mich mein Zuhause wie einen Ort aus einem Film betrachten. Das Haus wirkte wie eine Kopie meines Lebens. Es glich den Erinnerungen meiner Vergangenheit zum verwechseln ähnlich und trotzdem war es nicht mehr das Selbe.

Jeder Schritt den ich auf das Grundstück zu wagte, fühlte sich gepolstert an, als würde ich barfuß über ein Feld aus Watte laufen. Als wehre sich mein Körper dagegen, sich mit der so vertrauten Umgebung auseinanderzusetzen - bloß keinen direkten Kontakt herstellen. Benebelt glitt mein Blick über den kleinen Vorgarten.

Ich entdeckte Fußabdrücke in Mums heiligen Petunien Beet und Übelkeit schnürte mir die Kehle zu. Wer sie wohl hinterlassen hatte?
Ein kleines kaum merkliches Bedürfnis, die Spuren zu beseitigen, hämmerte in meinem Herzen, doch das ängstliche Pochen übertönte es.
Plötzlich war ich mir nicht mehr so sicher, was ich hier überhaupt wollte. Was brachte es, mich in ein Haus zu stürzen, durch dessen Fenster ich schon die lauernde Flut an Emotionen erspähen konnte? Vielleicht war weglaufen und mich wieder bei Marlene unter der Bettdecke verstecken doch die sicherere Lösung.

Und obwohl meine Gedanken kreisend in Panik verfielen, meinen Fingern deutlich signalisierten sich zurückzuziehen, drehten sie wie von selbst den Tür Knauf. Während die Tür langsam die Sicht in den Hausflur freigab, legte sich der Sturm in meinem Kopf unerwartet und ließ mich unvorbereitet und mit sinkendem Herzen in mein früheres Zuhause eintreten.
Die Luft war stickig und legte sich drückend auf meine Lunge.

Mums geliebte Blumenvase stand noch immer auf dem kleinen Tisch am Rande des Flurs, doch die Blumen darin hatten zu welken begonnen und ließen traurig die Köpfe hängen - fast als bedauerten sie die Ereignisse, welche sich in diesen vier Wänden zugetragen hatten. Als trauerten sie um die Leben meiner Eltern. Ein erstickter Laut entwischte meinen Lippen und für einige Sekunden war es mir unmöglich, meinen Blick von den sterbenden Blumen abzuwenden. Mum hatte sie niemals so lange stehen lassen, dass sie an Farbe verloren - Sie hatte immer Wert auf die Ausstrahlung frischer Blumen gelegt. Sie hätte diesen Anblick gehasst. Er hätte ihr ein unruhiges kribbeln in den Fingern hinterlassen, bis sie schließlich in den Garten marschiert wäre, um einen neuen Strauß zu pflücken. Das hatte ich so oft miterlebt, dass ihr leises Gesumme noch immer in meinen Ohren nachklang, wie ein immer fortwährendes Echo.

Ihre Stimme.
Bei diesem Gedanken merkte ich, wie sich ein weiterer schützender Riegel vor den Eingang meines Herzens legte.
Ich war nicht bereit!
Ein Moment der Panik brach über mir zusammen. Ließ all die Ängste auf mich hinabstürzen, wie hungrige Aasgeier. Das Rasen meines Herzens schwoll an und ich spürte meine schwitzigen Hände, als ich sie zu schützenden Fäusten ballte, bereit jede aufkommende Erinnerung abzuwehren.
Was tat ich hier? Was hatte ich mir von dieser Unternehmung erhofft? Mit tiefen Atemzügen schaffte ich es die Panik mit der betäubenden Decke einzuwickeln, sodass mich meine gefederten Schritte in die Küche brachten.

Du bist mein Schnatz - Eine Jily Story -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt