Flucht

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1850

Es ist ein bewölkter aber schöner Tag. Meine Tante Dalia und ich sind auf den Weg zu einer Feier. Die Sonnwendfeier. Normalerweise darf ich zu keiner Feier, aber das ist eine Ausnahme weil meine Tante natürlich wieder einen Job für mich hat. Warum sonst? Wir gehen auf die größte Feier die ich je gesehen habe. Ein riesiges Feuer brennt in der Mitte des Hauptplatzes von San Franzisko. Wir haben jedes 5. Jahr die Stadt gewechselt. Jedes 5. Jahr ein neues Leben.

Es sind sehr viele Menschen gekommen und alle haben ein Glas Champagna in der Hand. Ich gehe zur Theke wo sie den Champagna ausschenken und hole mir auch ein Glas. Ich habe einen Plan wie ich endlich weg von meiner Tante komme. Natürlich weiß ich nicht ob er funktioniert da sie eine sehr mächtige Hexe ist, aber ich halte es keinen weiteren Tag mit dieser Verrückten aus. Ich habe heute Eisenkraut geschluckt. Das Eisenkraut verhindert, dass man mich manipulieren kann. Das funktioniert zumindest bei den Menschen. Ich habe keine Ahnung ob Eisenkraut auch gegen die Manipulation einer Hexe hilft und ob es bei einem Monster wie mir hilft, aber ich muss es versuchen. Außerdem habe ich mit den Jahren auch immer mehr Macht dazugewonnen. Ich bin mir zwar nicht sicher ob ich stärker als meine Tante bin, aber das muss ich auch nicht sein ich will einfach nur weg von dieser Psychopathin.

Als ich das Eisenkraut genommen habe, brannte es höllisch, aber das ist es wert versuchte ich mir einzureden. Als meine Tante zu mir kommt sagt sie: „Siehst du den Mann da drüben? Töte ihn. Lass ihn sosehr leiden wie er mich leiden gelassen hat. Er hat mein Herz in tausend Stücke zerrissen und genau das will ich jetzt auch von dir. Tu ihm genau das an was er mir angetan hat." Es hat funktioniert. Sie kann mich nicht manipulieren. Ich tue trotzdem was sie von mir verlangt, doch ich habe nicht vor ihn zu töten. Sie soll es nur denken und dann werde ich die Gelegenheit nützen um sie zu verlassen und zwar für immer.

Nach all den Jahrhunderten ist es endlich so weit. Ich schlendere zu dem Mann und sage ihm das er mitkommen soll. Er folgt mir in eine Ecke und ich schaue tief in seine Augen und sage: „Vergesse das du mit mir hierhergekommen bist. Verschwinde so weit weg wie du nur kannst und lasse deine Vergangenheit hinter dir und vergesse das es Dalia jemals gab." Er hört auf mich und nickt. Er geht weg von der Feier und weg von seiner Vergangenheit, so wie ich es in nicht allzu langer Zeit auch machen werde.

Ich nutze die Gelegenheit um das Feuer noch ein bisschen zu betrachten. Wie gerne würde ich meine Tante darin sehen. Hört sich vielleicht brutal an, aber das ist noch lange nicht so schlimm wie das was sie mir angetan hat. Für all die Jahre in Knechtschaft und für die Ermordung meiner ganzen Familie hätte sie das verdient. Ich habe Menschen umgebracht die viel weniger getan haben als sie. 5 Minuten später flüchte ich durch die dunklen Gassen von San Franzisko, weil ich merke das mir nicht mehr viel Zeit bleibt um zu flüchten, da meine Tante schon nach mir sucht. Ich lasse zum Ersten Mal meine Vergangenheit hinter mir. Es ist ein befreiendes Gefühl. So frei werde ich mich nie mehr fühlen. In dem Moment wird mir klar, dass auch wenn ich meine Tante los bin sie mich immer verfolgen wird bis ans Ende meiner Tage. Doch das ist noch immer besser als ihre Marionette zu sein. Und so fängt die Verfolgungsjagd an. Jetzt fängt mein Leben an. Nach so langer Zeit. Doch es erwarten mich schon andere Gefahren...

BloodlessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt