SECHZEHN

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Ich liebe dich, weil du mich auch wenn du schläfst nicht loslässt.
💫

Es ist tatsächlich schon am nächsten Morgen, als sich Christina die perfekte Gelegenheit bietet, um sich unbemerkt von Luca kurz in die Apotheke zu schleichen. Nachdem sie am Morgen erneut von einem nervigen Kopfschmerzanfall geplagt wurde, hat Luca beschlossen alleine ins Fitnesstudio zu fahren, um endlich mal wieder zu trainieren und sich danach ausgiebig um seine Freundin zu kümmern. Dass diese sich gerade aus dem Haus schleicht, statt wie von ihm verordnet im Bett liegen zu bleiben, ahnt Luca nicht im Geringsten.

Christina wird währenddessen immer nervöser und stellt sich so langsam aber sicher die Frage, ob es wirklich so eine gute Idee war, dass sie sich selbst auf den Weg gemacht hat, um den Test zu besorgen. Für den Fall, dass hier irgendwo Paparazzi lauern und Fotos von ihr machen, die sie definitiv nicht haben sollten, zieht Christina sich jetzt kurzerhand ihren Schal tiefer ins Gesicht. Glücklicherweise herrschen draußen, passend zum Dezember, eisige Temperaturen und sie kann sich hervorragend hinter dem dicken Stoff verstecken. Schon von weitem erkennt sie das rot leuchtende „a" und augenblicklich beginnen ihre Finger zu zittern. „Reiß dich zusammen, verdammt.", zischt sie leise zu sich selbst, aber trotzdem werden ihre Schritte ganz automatisch langsamer. Kurz kommt der Gedanke auf, einfach wieder umzudrehen und die Symptome weiterhin zu ignorieren, aber dann schüttelt Christina energisch den Kopf. Noch einmal atmet sie tief durch und versucht ihre Nerven so gut es geht zu beruhigen, ehe sie dann schwungvoll die Türe zur Apotheke öffnet.

Christinas Nerven spielen auch eine halbe Stunde später noch völlig verrückt, als sie nervös die Pappschachtel in ihren Händen herumdreht. Wie paranoid fliegen ihre Augen immer und immer wieder über die gleichen Zeilen auf der Gebrauchsanweisung, während sie ungeduldig im Badezimmer hin und her läuft. Luca ist glücklicherweise noch nicht vom Training zurück und hat somit auch nichts von Christinas kleinem Ausflug mitbekommen und auch jetzt lauscht sie immer wieder prüfend, ob die Wohnungstüre sich öffnet. Bis jetzt ist es allerdings mucksmäuschenstill in der Wohnung und nur das nervöse Trommeln von Christinas Fingern auf dem kleinen Schränkchen ist zu hören. Seit mehr als 10 Minuten starrt sie den weißen Plastikstab jetzt schon an und traut sich nicht ihn umzudrehen. Das Herz schlägt ihr bis zum Hals und mittlerweile ist sie sich nicht einmal mehr so sicher, welches Ergebnis sie gleich gerne sehen würde. Mit zitternden Fingern greift sie nach dem Test und umklammert ihn panisch, während sie noch einmal tief durchatmet. „Okay... egal was gleich passiert, alles wird gut...", murmelt sie leise vor sich hin, in der Hoffnung, sich selbst ein bisschen zu beruhigen. Ein letztes Mal schließt sie kurz ihre Augen, bevor sie den Test tatsächlich umdreht.

Christinas Herz setzt einen Schlag aus, als ihr Blick auf das Ergebnis fällt und sofort beginnen die Buchstaben des angezeigten Wortes vor ihren Augen zu verschwimmen. Nach Luft ringend greift sie vor sich nach dem Waschbecken, um irgendeinen Halt zu finden, während sich ihr Sichtfeld gefährlich schnell dreht. „Oh Gott...", entfährt es ihr noch leise, bevor sie sich einfach mitten im Badezimmer auf den Boden sinken lässt. Noch immer umklammert sie den Test fest mit ihrer Hand und lehnt ihren Kopf jetzt zurück an die kalten Fliesen, um diesem Karussell endlich ein Ende zu bereiten, weil sie sonst vermutlich ihrem Frühstück wieder Guten Tag sagen würde. Tatsächlich wird Christinas Blick nach einigen Minuten wieder klarer und sie starrt gedankenverloren an die Decke. Dass sie so extrem auf dieses Ergebnis reagiert, überrascht sie wirklich, da sie es sich mittlerweile ja eigentlich schon fast denken konnte. Trotzdem rast ihr Herzschlag noch immer und Christina schielt erneut prüfend hinunter auf das Ergebnis, was sich in der Zwischenzeit natürlich nicht geändert hat. Noch immer zeigt der weiße Plastikstab an, dass in Christinas Bauch ein kleines Lebewesen heranwächst, was diese nur ganz langsam versteht. Vorsichtig schiebt sie jetzt ihre Hand unter ihren Pulli und streicht dort sanft mit dem Daumen über die weiche Haut an ihrem Bauch. „Hey du...", wispert sie leise in die Stille und eine kleine Träne bahnt sich ihren Weg über Christinas Wange. Der Gedanke, dass in ihrem Körper gerade tatsächlich ein kleines Baby entsteht, überfordert sie restlos, aber gleichzeitig ist da plötzlich auch diese unbeschreibliche Freude.
Nur die Tatsache, dass Luca noch überhaupt keinen blassen Schimmer davon hat, bereitet Christina ordentlich Bauchschmerzen und sie seufzt leise auf. „Wir schaffen das, oder?", richtet sie die extrem unsicheren Worte an ihren Bauch, ganz so, als würde sie eine beruhigende Antwort erwarten. Noch immer liegt ihre Hand schützend auf ihrer Körpermitte und vorsichtig rappelt Christina sich jetzt wieder auf. Dass ihr Sichtfeld erneut bedrohlich zu schwanken beginnt, lässt sie genervt aufstöhnen, während sie den Test feinsäuberlich im Schrank versteckt. „Zwerg, ich wäre dir wirklich sehr dankbar, wenn du mich ein bisschen verschonen würdest.", beginnt sie erneut mit ihrem Bauchbewohner zu sprechen, was ein angenehmes Kribbeln in ihrem Körper auslöst. Obwohl sie eine wahnsinnige Angst vor Lucas Reaktion hat, kann sie es gleichzeitig auch kaum erwarten die Freude endlich mit ihm zu teilen. Damit es für ihn etwas ganz Besonderes wird, hat sich Christina vorgenommen ihn in den nächsten Tagen damit zu überraschen. Dass der Zwerg, wie sie das Baby vorhin liebevoll genannt hat, damit aber überhaupt nicht einverstanden ist, bemerkt Christina noch am selben Tag.

Es ist bereits später Nachmittag, als Christinas Kopfschmerzen blitzartig wieder auftauchen. Luca, der mittlerweile auch wieder zu Hause ist, bemerkt natürlich sofort, dass sich seine Freundin neben ihm auf dem Sofa deutlich verkrampft und sofort rutscht er näher an sie heran. „Was hast du? Schon wieder Kopfschmerzen?", erkundigt er sich besorgt, aber Christina bringt nur ein leichtes Nicken zustande. Ohne genauer Nachzufragen schiebt Luca jetzt seine Arme unter Christinas Körper und trägt sie vorsichtig ins Schlafzimmer, wo er sie sanft auf dem Bett ablegt. Mittlerweile weiß er, womit er ihr in dieser Situation am Besten helfen kann und schnell holt er ein kaltes Tuch und zieht die Vorhänge zu, um den Raum ein bisschen abzudunkeln. „Achtung kalt.", haucht er dann leise, bevor er das Tuch vorsichtig auf ihre Stirn legt und sich dann neben sie setzt. Angestrengt versucht er sich seine Angst um Christina nicht anmerken zu lassen und streicht stattdessen behutsam über ihren Kopf. Anhand ihrer angespannten Muskeln, ist deutlich zu erkennen wie schmerzhaft es gerade für sie sein muss und am liebsten würde Luca ihr die Schmerzen abnehmen. Es macht ihn regelrecht wahnsinnig, dass er nur daneben sitzen kann und zuschauen muss, wie Christina leidet. Mit rasendem Herzen, beobachtet er, wie sie nach etwa 15 Minuten langsam beginnt ihre Muskeln wieder zu entspannen und Luca atmet erleichtert auf. „Danke.", krächzt Christina jetzt leise und kuschelt sich fester in die weichen Kissen, während sie nach Lucas Hand greift und ihre Finger zwischen seine schiebt. Dieser mustert seine Freundin jedoch nur gedankenverloren und dreht apathisch eine ihrer Haarsträhnen in seinen Fingern herum. Christina scheint seine Unruhe zu spüren, denn sie setzt sich jetzt vorsichtig auf und wirft Luca ein schiefes Lächeln zu. „Alles gut, nur ein bisschen Kopfschmerzen.", erklärt sie wie selbstverständlich, aber diesmal lässt sich Luca nicht so leicht beruhigen.
„Nein, Christina! Ich mache mir riesige Sorgen um dich. Du musst bitte zum Arzt gehen. Das ist nicht mehr normal. Was ist wenn du krank bist?", schaut er angsterfüllt in ihre braunen Augen und senkt dann schüchtern den Kopf. „Was ist, wenn du wirklich ernsthaft krank bist? Nicht nur einfache Kopfschmerzen oder eine Magenverstimmung... Ich würde es mir nie verzeihen, wenn eine schlimme Krankheit vielleicht zu spät festgestellt wird und du-.... Bitte! Du musst das sofort abklären lassen.", fleht er sie jetzt regelrecht an und Christina greift nach seinen Händen. „Luca... ich bin nicht krank...", versucht sie ihn sanft zu beruhigen, aber Luca reagiert gar nicht darauf. „Das weißt du doch überhaupt nicht!", entfährt es ihm wütend und Christina kann kleine Tränen in seinen Augen glitzern sehen, während er sie regelrecht hilflos anschaut. „Bitte. Es bringt mich um, dich leiden zu sehen und dir nicht helfen zu können.", wispert er jetzt mit brüchiger Stimme und zieht Christina fest in seine Arme, die die Umarmung sofort erwidert.
Eigentlich wollte sie ihrem Freund die besondere Nachricht nicht in so einem Moment überbringen, aber es ist offensichtlich, wie sehr er mittlerweile unter der Ungewissheit leidet, weshalb Christina kurzerhand einen Entschluss fasst. Leise seufzend krault sie beruhigend durch seine Haare, was tatsächlich Wirkung zeigt und Luca wird langsam wieder ruhiger und entspannt sich merklich.

„Ich weiß was mit mir ist.", flüstert Christina irgendwann schüchtern in die entstandene Stille und sofort hebt Luca ruckartig seinen Kopf und starrt sie stumm an. Vorsichtig legt Christina ihre Hand auf seine Wange und streicht mit ihrem Daumen über seinen Bart, während ihr Herz wie verrückt gegen ihren Brustkorb schlägt. „Was hast du? Bitte sag's mir." Lucas Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern, während er Christina mit großen Augen anschaut. „Ich bin nicht krank. Warte bitte kurz hier.", lächelt diese sanft und löst sich vorsichtig aus seinen Armen. „Christina...", haucht Luca verzweifelt und fährt sich mit seinen Händen erschöpft durchs Gesicht. „Alles gut.", versucht sie ihn erneut zu beruhigen, ehe sie sich rasch auf den Weg ins Badezimmer macht. Schon als sie den Schwangerschaftstest dort erneut aus der Schublade zieht, stolpert ihr Herz heftig und sie lehnt sich noch einmal kurz an den Türrahmen um tief durch zu atmen. Ihre Finger zittern, während sie einen letzten prüfenden Blick auf das kleine Display wirft. Schwanger. Automatisch legt sich ein Lächeln auf Christinas Lippen und ihre Hand findet den Weg zu ihrem Bauch. „Okay auf geht's, Zwerg. Er wird uns schon nicht hängen lassen...", spricht sie sich jetzt selbst Mut zu und verlässt das Badezimmer dann mit rasendem Herzen.

Magical ChristmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt