Teacher x Student // Oneshots

Molly und Mr. Sweets

Schwungvoll öffnete Emanuel Sweets das Garagentor.
Er fühlte sich wach, was zum größten Teil vermutlich an den zwei Tassen Kaffee lag, die er heute morgen schon getrunken hatte und wegen denen er jetzt etwas spät dran war, aber das war nicht so wichtig. Hauptsache wach.

Er öffnete die Fahrertür seines dunkel glänzenden Wagens und ließ sich in die ledernen Polster sinken.
Bevor er den Wagen aus der Garage rollen ließ, schaltete er die Sitzheizung ein und legte sein Jackett auf den Beifahrersitz.

Als er auf den Parkplatz der Schule einbog, schlug er ärgerlich gegen das Lenkrad.
Auf seinem Parkplatz stand ein orangefarbener Wagen der Stadt, beladen mit Schneeschippen und Streusalzcontainern in dem selben knalligen Orange.

"Verdammte Scheiße", fluchte er und legte den Rückwärtsgang ein.
"Können die nicht woanders parken?"
Sweets war ohnehin schon später dran als sonst, aber heute, wo es über Nacht geschneit hatte, waren viele Schüler entweder selbst mit dem Auto gefahren oder wurden von ihren Eltern chauffiert.
Dementsprechend voll waren die Lehrerparkplätze, die eigentlich sowohl für Eltern als auch Schüler tabu waren.
Natürlich interessierte das die Leute herzlich wenig.

Endlich konnte Mr. Sweets seinen Wagen in eine Parklücke zwängen, die zu seiner Überraschung direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite zur Schule lag. Es war Gott sei Dank der vorletzte Schultag vor den Winterferien, die letzte Klausur hatte Mr. Sweets am vorherigen Tag spät abends noch korrigiert.

Er schlüpfte in sein schwarzes Jackett und strich sein ebenso schwarzes Hemd noch einmal glatt, bevor er sich die lederne Tasche mit den Klausuren und dem restlichen Material lässig über die Schulter hängte.
Es würde ein anstrengender Tag werden, wie letzte Schultage eben waren.
Mr. Sweets ging auf das Gebäude zu, immer darauf bedacht, nicht auf dem glatten Boden auszurutschen.

"Guten Morgen, mein Name ist Sweets. Ich bin die Vertretung für Mrs. Delaware, dass sie ein Kind erwartet, ist Ihnen ja bekannt. Von nun an werde ich Sie also in Geschichte und Englisch unterrichten", stellte sich Mr. Sweets der elften Klasse vor, die er von nun an in Englisch unterrichten würde.
Er ließ seinen Blick durch die Klasse wandern und fuhr dann fort: "Ich dachte, um mich besser kennenzulernen, können Sie mir fragen stellen, und im Gegenzug erzählen Sie mir pro Frage einen Fakt über sich selbst, damit ich etwas über Sie erfahre."
Dieser Vorschlag erntete zustimmendes Gemurmel.

Ein großes, dunkelhaariges Mädchen meldete sich.
Sweets rief sie auf, sie erkundigte sich nach seinem Vornamen.
"Emanuel", sagte er.
Sie nannte ihm den ihren.
Lorie. Mr. Sweets merkte es sich.
Die Schüler erkundigten sich hauptsächlich über sein Privatleben, bis sich ein Mädchen in der Ecke meldete.

Sie hob ihren Finger erst etwas zaghaft und als Emanuel Sweets sie aufrief, zuckte sie leicht erschrocken zusammen, man konnte es kaum wahrnehmen, doch Sweets bemerkte es.
"Ich will Sie nichts fragen, was sie nicht beantworten wollen", warf sie vorsichtig ein.
"Es wird schon in Ordnung sein", ermutigte er sie.
Das Mädchen strich sich eine ihrer rostroten Haarsträhnen aus dem Gesicht und Mr. Sweets musste sich sehr darauf konzentrieren, sie nicht anzustarren. Irgendetwas an ihr war anders als an allen anderen Frauen, mit denen er je gesprochen hatte.
"Wie sind sie darauf gekommen, Geschichts- und Englischlehrer zu werden? Und was ist ihr Lieblingsbuch?" Ihre Stimme klang jetzt fester, beinahe forsch.

Er lächelte. "Das sind zwei Fragen", warf er ein, woraufhin ihre Wangen in einen sanften Rosaton getaucht wurden.
Mr. Sweets winkte ab. "Ist schon in Ordnung", sagte er und legte kurz den Kopf schief.

"Geschichtslehrer bin ich geworden, weil ich nicht möchte, dass die Vergangenheit vergessen wird und die jungen Menschen achtsam sind, damit sich keine schrecklichen Dinge wiederholen. Englischlehrer bin ich geworden, weil ich Literatur liebe und diese Begeisterung gern anderen Menschen nahelegen möchte", antwortete er schließlich.