3- Lass mal drauf hauen.

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Drei Jahre zuvor.

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          Der Trainingsplatz für die Soldaten Clevems lag gut versteckt. Man sah ihn von einigen Zimmern des Haupthauses. Man musste ihn durchqueren, wenn man zu den Soldatenbaracken außerhalb des Haupthauses wollte. Aber wusste man nicht welche Tür in den kleinen Innenhof führte, fand auch niemand den Ursprung des fürchterlichen Lärmes, den ein gutes Dutzend Schwerter um sieben Uhr morgens anrichten konnten.

Prinz Riden fand die Tür. Und den Lärm. 

Sein Vater stand in der Mitte und dirigierte die Schüler wie ein Orchester. Oder zumindest tat er so, denn niemand bei Verstand glaubte wirklich, dass man einen Haufen Teenager kontrollieren könnte. Ganz besonders keine bewaffneten.
„Und Pause", rief er über die Köpfe seiner Schützlinge hinweg und setzte sich auf den Tisch, der auch ihre Getränke hielt. 

Riden schlenderte ebenfalls hinüber, gerade als sein Vater wieder den Mund öffnete. 
„Lerran, das war schlechte Form. Grau-en-haft."

Der größte Junge der ganzen Gruppe hob abwehrend das Kinn. Er war auch der Älteste unter ihnen, bereits volljährig und mit dem Gesicht einer hässlichen Bulldogge, die selbst Ridens Onkel nicht hätte lieben können.
„Ich habe ihn besiegt! Habt Ihr nicht zugesehen?" Trotzig griff er eine Flasche vom Tisch, bemerkte, dass es nicht seine war und ließ sie zu Boden fallen, um erneut nach seiner eigenen zu suchen.

König Constantin kniff die Augen zusammen.
„Gut möglich, dass ich an deiner schlechten Technik erblindet bin." Er drehte den Kopf zu seinem Sohn, der links von ihm am Tisch lehnte und dieser winkte amüsiert vor seinem Gesicht hin und her, ehe er ihn mit einem Achselzucken für tatsächlich blind erklärte.

Lerran spuckte einen Teil seines Wassers auf den Boden und verfehlte knapp den Schuh eines Mitschülers, der ihm genervt aus dem Weg ging.
„Meine fürchterliche Technik hat Kirias geschlagen! Das sollte sein, was wirklich zählt."

„Tut es aber nicht", in die Hände klatschend sprang Constantin vom Tisch, „Du darfst heute zwei Runden mehr üben und wenn ich dann noch nicht zufrieden bin, mistest du die Ställe aus."

Lerran fiel die Kinnlade herunter. Riden feixte.
„Ich bin ein Prin-..."

„Julianna, Penslim", kehrte ihm Constantin den Rücken zu, „...das war... in Ordnung."
Die Zwei saßen jeweils im Schneidersitz auf dem sandigen Boden und nickten stumm ihren Dank, ehe Constantin weiter ging.

Riden schlenderte zu seiner besten Freundin hinüber.
„Uh. Das war in Ordnung. Du musst platzen vor Stolz."

Grinsend kam sie auf die Beine. Ihre schwarzen Haare waren in einem geflochtenen Zopf gefangen und kämpften mit jedem Duell für ihre Freiheit. Nicht sonderlich damenhaft, aber über ihr Aussehen machte sie sich selten Gedanken.
„Definitiv eine Verbesserung zu deinem ‚Das war... etwas.' von letztem Monat."

„Oder deinem ‚Herzlichen Glückwunsch zum Nicht-Sterben' von davor."

„Hey! Da war ich wirklich stolz drauf!" Sie spritzte mit Wasser nach ihm, doch Riden war schneller. Ein kurzes Handgemenge entstand, das von einem einzigen strengen Blick des Königs beendet wurde.

Brav lehnten sie sich gemeinsam gegen den Tisch und beobachteten den Mann, wie er mit jedem Schüler ein paar Worte wechselte. Riden lächelte versonnen.
„Glaubst du, du wirst es jemals zu einem richtigen Lob schaffen?"

Julianna grinste.
„Vor dir alle Male. Du weißt, er hat mich lieber als dich."

„Und das ist ein Mysterium für uns alle." Beide drehten sich zu Lerran um, der noch nicht einmal in ihre Richtung blickte. Als er bemerkte, dass er ihre Aufmerksamkeit hatte, verschloss er seine Flasche wieder und baute sich vor ihr auf. „Du solltest sticken gehen, kleines Mädchen, für die königliche Wache reichst du eh nicht. Keiner heuert die Enkelin eines Mörders an."

(Keine) Geheimnisse zu WeihnachtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt