Kapitel 1

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Es ist das Jahr 1945 in Brooklyn. Es ist ein warmer, schöner Tag in der Stadt. Viele Leute sind auf den Straßen unterwegs, einer davon ist Peggy Carter. Sie ist auf dem Weg zum Apartment ihrer großen Liebe Steve Rogers. Dieser würde jedoch nicht zu Hause sein, der Einzige welcher da sein wird, ist Ben Rogers, der 15-jährige kleine Bruder des Helden. Der Frau brach es das Herz, wenn sie daran dachte was jetzt passieren wird. Sie bat den General, dass sie dem Jungen die Nachricht vom Tod seines Bruders überbrachte.

Nun stand Peggy dort vor der Tür, nur noch ein Klopfen entfernt, die Welt eines jungen Amerikaners zu zerstören. Sie hatte mit eigenen Augen gesehen, wie stark das Band der beiden Brüder ist. Jedes Mal erzählte Steve stolz von seinem Bruder. Peggy wusste zum Beispiel , dass Ben ihm ziemlich ähnlich ist. Er ist eher ein Einzelgängen, welcher trotzdem versucht beliebt zu sein, dies machte er leider durch Schlägereien und Beleidigungen. Was anders ist, ist dass Ben die Schlägereien gewann. Doch der Junge war trotzdem eher zurückhaltend.

Sie konnte ihn einmal kennenlernen als er sich in den Stützpunkt geschlissen hatte. Leider wurde Ben nach einer Weile erwischt, da Steve nicht dort war, hatte sich Peggy um ihn gekümmert. Denn durch die Erzählungen ihres geliebten Soldaten hatte sie ihn erkannt. Der Junge hatte die gleichen blau-grünen Augen wie sein Bruder. Sein Haar war eher braun und etwas länger. Während Peggy auf ihn aufgepasst hatte, hatte er ihr viel erzählt. Doch das meiste war nur über Captain America. Man erkennt wie sehr er zu seinem großen Bruder aufsieht. Peggy konnte erwarten ihn irgendwann ebenfalls in der Armee als Soldaten willkommen zu heißen. 

Peggy Carter starrte auf die Tür des Apartment, in dem der Junge wahrscheinlich voller Hoffnung auf seinen Helden wartete. Mit einem kräftigen Atemzug klopfte sie endlich. Drinnen hörte sie etwas Umfallen, kurz danach einen dumpfen Aufprall. Ein leichtes Lächeln formte sich auf ihr Gesicht. Steve hatte erzählt wie gerne sein Bruder sich den Deckel einer Mülltonne stahl nur um Captain America zu spielen. Es mag sein dass er ein Teenager war, doch der Junge war noch immer im Inneren ein Kind.Das mochte Captain America von allem am meisten an seinem Bruder. 

Nach wenigen Augenblicken öffnete Ben Rogers die Tür mit einem hoffnungsvollen Blick. Er hatte gehofft sein Bruder stünde dort mit seinem frechen Grinsen und würde fragen:" Na, Captain Junior?Hast du wieder das Böse gejagt?" Ben würde ihm die Zunge rausstrecken und mit einer freundschaftlichen Beleidigung begrüßen, während Steve sich darüber wieder aufregen würde. Doch stattdessen stand dort Peggy Carter. Der Junge zeigte seine Enttäuschung mit einem lauten Seufzen.Die Frau reagierte darauf nicht wie üblich mit einem Kommentar sondern starrte ihn nur weiterhin mit einem leeren Blick an. Ben war sichtlich verwirrt. Sie war immer froh ihn zu sehen, doch jetzt schien irgendwas die Frau zu bedrücken. 

„Ähm, Miss Carter? Wollen Sie reinkommen?", fragte er unsicher.

Sie zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen oder als würde sie aus einem Albtraum aufwachen. Peggy lächelte nur gezwungen und murmelte:" Ja. Tut mir leid. Ich war nur überrascht wie ähnlich du deinem Bruder bist." 

Ihre Stimme klang genauso wie sie aussah. Verzweifelt. So langsam bekam der Junge Angst. Was wenn etwas mit Steve passiert ist? Doch er wollte nicht in Panik ausbrechen, bevor Ben wusste was los ist. Peggy trat langsam ein und sah sich im Apartment um.

Es war nur ein kleines Apartment. Die Küche war verbunden mit dem Wohnzimmer. Es gab einen kleinen Flur, welcher zu Steve's Zimmer führte, an den beiden anderen Seiten des Flurs war das Badezimmer und Ben's Zimmer. Das Apartment war nicht gerade aufgeräumt. Ben war das leicht peinlich, denn er rannte sofort zur Küche und setzte sich an den Tisch.

Er bot ihr mit einem Lächeln an, sich zu setzen. Peggy tat dies und setzte sich ihm gegenüber um dem Jungen in die Augen zu sehen. Die Frau nahm seine Hand, wodurch er nervöser wurde und sogar leicht rot wurde. Ben sah sie mit einem fragenden Blick an. Er wusste nicht wie er sich fühlen sollte oder was er überhaupt sagen sollte. Diese ganze Situation war ihm unangenehm. Ben erwartete nun alles. Würde er hören, dass sein Bruder nun auch Tod sei wie Bucky? Der Junge schüttelte den Kopf. Nein! Warum sollte das so sein? Sein großer Bruder war Captain America! Er war ein Held! Steve würde nur später kommen. Doch die wenigen Minuten der Stille fühlte sich an wie eine Ewigkeit.

Ben hielt es nicht mehr aus und entriss seine Hand aus die von Peggy, damit er auf den Tisch schlagen konnte. „Warum sind Sie hier?!", schrie er förmlich. Als die Frau vor ihm nur mit einem gequälten Blick antworten zu schien, tat es Rogers sofort leid.

Doch Peggy's Augen füllten sich mit Tränen bevor sie etwas sagen konnte, sprang Ben auf und stotterte:" T-tut mir leid, Miss Carter!" Seine Stimme war voller Reue. Seine Augen hielten die Frau im Blick als sie antwortete:" Ben...Nenn mich nun b-bitte Peggy. Es ist...nicht das...nur...Steve..."Ihre Stimme zitterte, während Peggy leiser wurde und nur noch murmelte. Ben musste sich ihr etwas nähern um zu verstehen was die Frau sagte. "Steve...ist...Es tut mir leid...Er-„

„NEIN!", schrie der Junge mit einer Stimme voller Trauer. Er wollte Peggy nicht aussprechen lassen. Nicht dieses Wort mit dem Namen seines Bruders in einem Satz. Ben wollte nicht hören, dass sein Bruder Tod sei. Dass sein Herz aufgehört hatte zu schlagen. Das Herz, welches er immer schlagen hörte, wenn Steve ihn nach einem Albtraum mit in sein Bett nahm. Ein Schrei voller Schmerz entwich ihm als Ben's Knie zitternd nachgaben und er zu Boden fiel. Seinen Kopf drückte er auf den Boden und weinte. Die Tränen flossen ihm nur aus den Augen. Immer wieder schrie er, in der Hoffnung dies sei nur ein schlechter Scherz von Steve. Doch das war er nicht. Steve machte keine Scherze und schon gar nicht solche. Das Herz des Jungen schien ihn von Innen zu töten. Es schmerzte schlimmer als jeden Schlag ins Gesicht, jeden Tritt und jeden kurzen Abschied von seinem Bruder. Wenn er sich nicht irrte, schmerzte es mehr als die Nachricht von Bucky's Tod. Dieses Gefühl war unerträglich. Ben musste es loswerden. Diese Trauer, diese Wut, diesen Schmerz. Alles. Doch was sollte Ben tun? Er war alleine. Ganz alleine. Seine Eltern waren Tod. Sein bester Freund war Tod. Jetzt war auch noch sein Bruder, sein Vorbild, seine letzte Familie und sein Held Tod. Einfach nur Tod. Es interessierte Ben nicht wie er starb. Wer dafür verantwortlich war. Die Gefühlte betäubten ihn. Der Junge wurde nicht mal bewusst, dass er noch schrie und bitterlich weinte. Das Einzige was er fühlte war...Schmerz vermischt mit einer tiefen Trauer, welche nie wieder verschwinden würde.

Doch langsam spürte der Junge eine Müdigkeit. Er wusste nicht wie lange er schon dort auf dem kalten Boden lag. Sein Kopf war leer, ebenso sein Herz. Ben sah nicht mal hoch um zu sehen ob Peggy Carter noch auf dem Stuhl saß. Den Stuhl auf welchem Steve sehr oft saß. Den Stuhl auf welchem Steve nie mehr sitzen wird. Den Stuhl, welcher in der Wohnung stand in welcher Steve nie wieder herumlaufen wird. Nie wieder seinen kleinen Bruder begrüßen wird. Nie wieder kochen wird. Nie wieder putzen wird. Nie wieder auch nur stehen wird.

Die Müdigkeit wurde stärker. Immer stärker bis sie Ben komplett umhüllte. Er ließ es zu, versuchte es nicht mal zu verhindern. Sie würde ihm vor den Schmerzen retten, vor der bitteren Wahrheit, dass sein Bruder Tod war. Langsam schloss er seine blau-grüne Augen und wurde ohnmächtig.

Captain's Little BrotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt