ℭ𝔥𝔞𝔭𝔱𝔢𝔯 2

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Das gleichmäßige Ticken der ranzigen Uhr, die rechts in der Ecke hängt, verrät mir im Sekundentackt die Uhrzeit. Da der Raum, in dem ich allein verkümmern muss, in schleierhafter Dunkelheit getaucht ist, kann ich die Uhr nicht wirklich lesen weshalb mein Zeitgefühl so gut im Takt ist wie mein Schlafrhythmus. Ich glaube das letzte mal als ich höchstens zwei Stunden geschlafen hatte war erst heute Nacht weshalb meine Augen bestimmt tiefe Augenringe unter sich zieren.

Dass ich in diesem Moment kein Klebeband auf meinem Mund kleben habe nutze ich aus, um auch mal durch meinen Mund zu atmen. Ein paar Minuten später konnte ich Schritte vernehmen die sich immer mehr dem Raum näherten. Irgendwie habe ich Hoffnung dass es vielleicht jemand ist der Mitleid mit mir hat, aber diese Hoffnung wird ganz schnell wieder fallen gelassen als sich die Tür öffnet und mein Entführer durch die Tür spaziert, so als wäre es das normalste der Welt jemanden gefangen zu halten.

Im nächsten Moment kann ich erkennnen dass er in der rechten Hand ein Tablett mit ein wenig Essen auf seiner großen Handfläche balanciert, die schwere Tür wieder verschliesst, und dann genau vor mir steht. Er lächelt mich an und ich habe Panik weil ich weiß wie das normalerweise mit dem Essen verläuft.

Am ersten Tag an dem ich hier war habe ich mich geweigert jegliche Nahrung von ihm zu mir zu nehmen und das war ein bitterer Fehler. Er hat meinen Mund gewaltsam verbunden, genau wie meine Augen, und mir über einen durchsichtigen Schlauch Nahrung über meine Nasen einverleibt. Dass war die widerlichste Art für mich Nährstoffe aufzunehmen weshalb ich mich seitdem auch von ihm füttern lasse. So wie auch heute.

Er pfeift eine kleine Melodie als er sich einen dunkelbraunen Barhocker von der anderen Seite des Raumes holt um sich etwas seitlich links von mir zu setzten. Als er dies getan hat, schaut er mich ein paar Sekunden einfach nur an und dieses psychopatische Lächeln auf seinen Lippen wächst immer mehr und mehr je länger er in meine verängstigten Augen schaut.

"Hallo Kookie" säuselt er und lässt seinen Blick nun über mein ganzes Gesicht wandern während er das Tablett sicher auf seinen Schoß platziert. "Mit was wollen wir denn heute anfangen.. hmm vielleicht ja zuerst mit dem Brötchen? oder vielleicht doch erst mit dem Rattenhirn was ich erst heute extra für dich organisiert habe, als ich mal wieder eine Ratte seziert habe.." überlegte er und mir wird urplötzlich schlecht. Mir steigen erneut Tränen in die Augen die langsam über meine Wangen laufen. "B-bitte nur das B-brötchen" wimmere ich weshalb er mir verwundert in meine tränenden Augen schaut und sein psychopatisches Lächeln verschwindet auf einen Schlag.

"A-aber ich hab mir so viel Mühe dabei gegeben.. es war sogar ein gesundes Tier" flüstert er traurig und irgendwie bekomme ich ein schlechtes Gewissen wegen meinem Entführer. Wir halten intensiven Augenkontakt und ich kann erkennen wie Tränen in seinen Augenwinkeln glitzern weshalb ich nachgebe, meinen Kopf hängen lasse, und nicke. "Danke Kookielein" schnieft er, küsst kurz einmal sanft mein dunkles Haar, und nimmt dann das Hirn des Tieres mit den Stäbchen um es mir an meinen Mund zu führen. Widerwillig erhebe ich meinen Kopf und öffne freiwillig meinen Mund. Mich selber wundert es das ich Mitgefühl mit diesem kranken Menschen habe. Trotzdem ändert das nichts an der Tatsache dass er mich gerade mit Rattenhirn füttert, und ich auch noch freiwillig mitmache.

Vorsichtig schiebt er mir die Konsistenz in meinen trockenen Mund und mir bleibt nichts anderes übrig als zu kauen und danach einfach runterzuschlucken. Eine gewaltige Gänsehaut ziert meinen Körper und mir ist wirklich schlecht, so dass ich das Gefühl habe mich wirklich übergeben zu müssen aber ich wusste dass das nur großen Ärger geben würde, weshalb ich das wenige hochgekommene Erbrochene wieder mühsam runterschlucke. "So und was möchtest du jetzt haben Kookie?" erkundet er sich bei mir und schaut mich erwartend an, aber ich habe gerade nicht die Kraft dazu meinen Kopf noch einmal zu erheben weshalb ich ihn einfach machen lasse.

Beängstigend sanft hebt er meinen Kopf mit einer freien Hand hoch, hält ihn dort, und füttert mich mit einem trockenem Brötchen was ich schwer runterbekomme. Zum Abschluss gab er mir noch die Freiheit mich zwischen Sprudel- und Stillem Wasser zu entscheiden, weshalb ich das stille Wasser nehme. Er hilft mir beim trinken der kleinen Wasserflasche und streichelt mir nochmal liebevoll über meine bestimmt dreckigen Haare, als ich die Flasche in einem Zug leere.

"Ist dir kalt Kookie?" fragt er mich als er merkt das ich beginne zu zittern. Ich bejahe diese Frage mit einem stummen Nicken weshalb er aus dem Raum verschwindet. Kurz darauf kommt er schnell wieder und zeigte mir einen großen schwarzen Pullover der ihm gehören könnte, aber wieso sollte er mir seine Klamotten geben?

Zu meiner Verwunderung beginnt er langsam die ranzigen Fesseln von meinen Fußgelenken und meinen Handgelenken abzumachen indem er mit einem Messer langsam das Klebeband durchtrennt. Als ich komplett frei bin, falle ich erstmal zu Boden weil mir die Kraft zum normalem Stehen fehlt. Mein Entführer hilft mir sanft auf und zieht mir den angenehm riechenden Pullover an. Da ich keine wirklich andere Möglichkeit habe, muss ich mich ein wenig an den Körper des anderen lehnen und ich nehme den Eigengeruch meines Entführers wahr. Es riecht vertraulich, liebevoll. Man könnte es ihm gar nicht anmerken das er ein kranker Psychopath ist so wie er auch mit anderen Menschen umgehen kann.

Fast schon so als wäre ich aus Glas, stellt er mich wieder an die Wand. Er hält mich dort fest, scannt mich komplett ab, nur um sich dann einmal über seine Unterlippe mit seiner Zunge zu lecken. Also wenn er mich jetzt noch attraktiv findet, weiß ich ehrlich nicht ob mein Entführer noch einen kleinen Funken gesunden Menschenverstand beinhaltet.

"Kookielein..." haucht er und streichelt meine Seiten nach oben entlang. Liebevoll nimmt er mein Gesicht in seine Hände um mir intensiv in meine traumatisierten Augen zu schauen. Langsam fängt er an mein Gesicht ein wenig zu streicheln mit seinen Daumen und wischt somit auch meine neu aufkommenden Tränen weg. Ich hab nicht mal richtig realisiert dass ich begonnen hab zu weinen, so beschäftigt war ich in seinen braunen Augen irgendeine Erklärung für all das hier zu finden aber vergebens.

So bleiben wir einige Sekunden stehen bis ich auf einmal etwas komisches bemerke. Die Pupillen von beiden Augen meines Entführers verkleinern sich auf einmal auf die Größe eines Punktes. Er schließt die Augen, schüttelt hektisch mit seinem Kopf, und schaut mir danach nochmal in meine Augen, nur mit dem bitteren Unterschied dass ich in seinen Augen keinerlei Gefühle mehr erkennen kann. Seine Augen strahlen auf einmal nichts anderes als kälte aus, so als hätte man in ihm einen Schalter umgelegt.

Auf einmal lässt er mich schnell los und beginnt wieder mich zu fesseln nur diesmal sehr gewaltvoll. Es tut weh als er mich gegen die kalte Betonwand drückt nur um mich diesmal mit Seilen zu fesseln. Diese sind sehr rau und tun schon nach einer kleinen Bewegung weh, da sie an meiner einst weichen Haut scheuern, was Wunden entstehen lässt.

Als er fertig ist, küsst er nochmal meine Stirn und macht Anstalten zu gehen aber auf einmal dreht er sich wieder schnell um nur um mir in den unteren Bereich meines Magens zu schlagen. Schmerzvoll stöhne ich laut auf und huste daraufhin. Er schaut mich nochmal abstoßend an und geht dann endgültig über die Türschwelle zu meiner womöglichen Freiheit.

Mit jeder Minute die ich hier verbringe verschwindet die einst süß schmeckende Hoffnung tief in meinem Inneren.

𝔍𝔲𝔰𝔱 𝔨𝔦𝔩𝔩 𝔪𝔢 | 𝔗𝔞𝔢𝔨𝔬𝔬𝔨Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt