Vampirprinz Halian Medici

In die Zukunft

„Ich will nicht." maulte Halian und fläzte auf dem Sofa. Die vier Brüder befanden sich in einem der größeren Aufenthaltsräume und warteten auf ihren Vater und Odile. Sie waren sich alle einige gewesen, dass ein solches Gespräch nötig war. Dass sie über alles reden mussten, um Grenzen aufzuzeigen und damit Odile endlich verstand, warum sie die Kinder so sauer machte. Aber jetzt, wo das Gespräch kurz bevorstand, hatte wirklich keiner von ihnen Lust.

„Ich weiß. Ich auch nicht. Aber irgendwann müssen wir es ja machen, sonst ärgern wir uns nur noch länger über Odiles dummes Verhalten." Zavian hatte ein Buch in den Händen, doch er las nicht. Sein Sessel stand so, dass er durch die geöffnete Tür zur Terrasse sehen konnte und er starrte hinaus.

„Ich weiß. Aber kann sie nicht einfach in die Bibliothek gehen und sich die passenden Bücher nehmen und durchlesen? So wie alle anderen? Wir können ihr die Bücher sogar rauslegen und sie kann sie lesen. Und wenn sie es dann immer noch nicht versteht, dann können wir es diskutieren." quengelte Halian.

Er wusste, dass er sich benahm wie ein kleines Kind. Dante drückte ihm eines der Sofakissen gegen die Brust und er umschlang es mit beiden Armen, starrte über den Rand aber weiterhin Zavian an. Der sah aber noch über Venedig und nicht zu ihm. Einen Moment überlegte Halian, ob er mit den Beinen strampeln sollte, um noch mehr zu wirken wie ein kleines Kind, entschied sich dann aber dagegen.

„Wir versuchen freundlich zu ihr zu sein, weil sie Dad glücklich macht. Erinnerst du dich?" schaltete sich Dante ein. Er hatte sich am anderen Ende des Sofas zusammengerollt und selbst ein Kissen in einer Umarmung, die für etwas Lebendes tödlich eng gewesen wäre. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass auch er alles andere als begeistert war.

„Ich weiß. Aber... warum kann sie das nicht alleine tun? Sie kann doch lesen. So dumm ist sie dann doch nicht."

„Weil wir lieb und nett sein wollen. Und weil Dads Welpenaugen eine tödliche Waffe sind, gegen die keiner von uns ankommt. Also leiden wir jetzt alle durch dieses Gespräch und hoffen, dass es das letzte diese Art ist. Und jetzt benimm dich bitte, auch wenn Zavi gerade nicht schaut. Oder willst du, dass Odile dich sieht und dich doch wie ein Baby behandelt?" Ryan sah Halian fragend an und seine Drohung wirkte.

Halian fiel beinahe vom Sofa, so sehr beeilte er sich, sich aufzusetzen. Auf gar keinen Fall wollte er von Odile wie ein Baby behandelt werden. Er fand ihr normales Verhalten schon nicht in Ordnung, er wollte nicht herausfinden, wie ihr Verhalten wäre, wenn sie ihn wie ein Baby behandeln würde. Ryan und Dante lachten laut, während sie ihn beobachteten und das schien auch Zaviens Aufmerksamkeit zu bekommen.

Er sah zu ihnen herüber und stieg dann in das Gelächter seiner älteren Brüder ein. „Ich wusste gar nicht, dass du so beweglich bist, Hali. Das ist beeindruckend."

„Nicht sehr lustig, Zavi. Wirklich nicht. Mein Fuß fühlt sich komisch an und ich habe mir den Rücken gestoßen. Das tut verdammt weh." maulte Halian und rieb sich den schmerzenden Rücken. Seine Brüder konnten sich kaum beruhigen. Es wurde sogar schlimmer, als Halian beleidigt eine Schnute zog.

Schritte auf dem Flur ließen sie alle verstummen und sie setzten sich ordentlich, als hätten sie Benimmunterricht. Man könnte Bücher auf ihren Köpfen balancieren. Doch es war nicht Valentin oder Odile, sondern Shay, der mit einem Tablet in den Händen hereinkam.

„Dalia ist die Beste." jubelte Dante, warf sein Kissen auf den leeren Sessel und lehnte sich nach vorne. Auf dem Tablett befand sich neben einem Glas Blut für jeden von ihnen ein gesamter Früchtekuchen. Shay ließ sich von Dante nicht stören, sondern stellte nur das Tablett ab und verteilte die Gläser.

„Euer Vater lässt euch ausrichten, dass ihr euer Blut trinken sollt und jeder von euch ein Stück Kuchen haben darf. Der Rest ist als Belohnung gemeint, wenn ihr euch benehmt." Shay ließ einen strengen Blick über sie gleiten. Besonders lange ruhte der auf Dante, der den Kuchen anstarrte.