Große Brüder

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Halian sah sich in dem Raum um, den der Mann ihm gegeben hatte. Vor ein paar Tagen erst war er aufgewacht und es hatte ihm nichts wehgetan. Es hatte ihn so überrascht, dass er ein paar Momente gebraucht hatte, bis er bemerkt hatte, dass er nicht vor der Haustür seiner Verwandten war und auch nicht in seinem Schrank. Nein, er hatte in einem weichen Bett gelegen, dass sich angefühlt hatte, als würde er auf Wolken liegen.

Vor lauter Angst war er aus dem Bett gekrabbelt, wobei er sich in der Decke verheddert hatte und diese mit vom Bett gerissen hatte. Mit einem lauten Getöse war er auf dem weichen Teppich aufgekommen, der das gesamte Zimmer bedeckte. Ängstlich hatte er sich unter der Decke versteckt, in der er immer noch verwurschtelt war, und begonnen zu zittern, als er hörte, wie sich die Tür öffnete.

„Junger Herr. Was macht ihr denn da auf dem Boden?" Die Stimme hatte er nicht gekannt und so hatte er sich noch fester in die Decke gekrallt, doch die Person hatte ihn vorsichtig ausgewickelt. Er hatte nur noch mehr gezittert und sich in sich zusammengerollt, doch der Mann hatte ihn nicht geschlagen und war nicht einmal laut geworden. Er hatte in vorsichtig hochgenommen und ihn neben die Decke gestellt. Wortlos hatte er diese hochgenommen und das Bett gemacht.

Dann erst hatte er sich dem kleinen Jungen zugewandt, der ihn fasziniert angestarrte hatte. Halian hatte nicht fassen können, wie klar er den Mann hatte sehen können. Jedes, der schwarzen Haare, jede einzelne Wimper, die die blauen Augen einrahmten, die Form der Nase, die Lippen, die ihn angelächelt hatten. Er hatte stoppt. Warum lächelte der Mann ihn an und schlug ihn nicht? Er durfte doch nicht auf Betten. Und warum sprach er so komisch?

„Junger Herr. Können Sie mich jetzt verstehen?" Halian war zusammengezuckt, als der Mann ihn angesprochen hatte und er ihn verstehen konnte. Aber noch mehr, hatte ihn die Anrede gewundert. Er war doch nur ein Freak, dass hatten Onkel und Tante immer gesagt. Wieso nannte ihn der andere Mann so?

„Wer bist du? Wieso redest du so? Wo bin ich?" Der Mann hatte ihn angelächelt, nicht so wie es Tante und Onkel immer getan hatten, bevor sie ihm wehtaten, sondern so wie Tante und Onkel immer Dudley angelächelt hatten. Als hätte er ihn lieb.

„Mein Name ist Shay, junger Herr. Ich rede immer so, aber vorhin habe ich italienisch gesprochen. Ihr seid hier im Palast eures Vaters in Venedig in Italien." Halians Gedanken waren so schnell gekreiselt, dass er kaum einen Gedanken hatte fassen konnte.

„Freak hat einen Vater? Tante und Onkel sagten, nur gute Jungs haben einen Vater." Der Mann vor Halian hatte traurig ausgesehen, dann hatte er sich nach vorne gebeugt und Halian war zusammengezuckt. Doch wie schon zuvor, der Mann hatte ihn nicht geschlagen, sondern er hatte ihn hochgenommen und auf seiner Hüfte gesetzt. Mit der Hand, die ihn nicht hielt, hatte er ihm vorsichtig die Tränen aus dem Gesicht gewischt.

„Ja, junger Herr. Ihr habt einen Vater. Mein Herr, Valentin Medici, hat euch hierhergebracht und zu einem seiner Kinder gemacht. Ich werde euch waschen und beim Anziehen helfen und euch dann zu ihm bringen." Genau das war dann auch passiert.

Shay hatte ihn zu seinem Vater gebracht und Valentin hatte ihn mit einem einladenden Lächeln direkt in die Arme geschlossen und herumgewirbelt, mit einem lauten, warmen Lachen. Er hatte sich nicht halten können und musste in das Lachen einsteigen. Wie Perlen war es von seinen Lippen gefallen und hatte seinen Vater nur noch mehr dazu zu lachen gebracht.

Es hatte gestoppt, als Shay seinem Vater berichtete hatte, was geschehen war, als er ihn am Morgen gefunden hatte. Valentins Blick hatte sich verfinstert und er hatte ein dickes Buch aus dem Regal gezogen. Minutenlang hatte er darin geblättert und ihm immer wieder Namen genannt, doch er schien nie mit der Reaktion des Kindes zufrieden gewesen zu sein. Bis er ihm Halian gesagt hatte. Darauf hatte er scheinbar richtig reagiert, sodass Valentin beschlossen hatte, dass dies sein Name sein sollte. Halian Medici.

Vampirprinz Halian MediciWo Geschichten leben. Entdecke jetzt