Politische Diskussionen

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Überrascht blieb Halian stehen. Die Bibliothek sah aus, als wäre ein Orkan aus Papier hindurch gefegt. Überall auf den Tischen lagen unordentliche Stapel von Papieren, manche waren auch auf den Boden gefallen. Nur ein einziger Tisch war ordentlich, der an dem der Rest seiner Familie saß. Nur Dante saß nicht, er stand davor, halb darüber gelehnt, und diskutierte lebhaft mit den anderen über eines der Papiere.

„Beeinflusst der Entschluss der Vampire, England zu unterstützen, unsere Position in irgendeiner Art und Weise?" Valentins Frage war in Halians Augen durchaus berechtigt. Den tatsächlich hatte der Rat der Vampire knapp zugestimmt, dass man England helfen würde. Auch wenn man abgelehnt hatte, dass man versuchen würde Territorium zu bekommen. Würde ein Clan es versuchen würde dieser Ärger kriegen.

Aber das was Halian von dem Abend am meisten in Erinnerung geblieben war, war tatsächlich die Standpauke, die Zavian Valentin gehalten hatte, als sie zurückgekehrt waren. Da hatten seine Ohren geklingelt und er war sich sicher, dass es nicht nur seine gewesen waren. Halian hatte auch das erste Mal tatsächlich Angst von Zavian gehabt, der sogar seine Fänge gezeigt und ihrem Vater gedroht hatte.

„Es könnte. Durch den erweiterten Handel mit England würden wir mehr an Steuereinnahmen durch die Einfuhrsteuer haben. Ich habe hier Vorhersagen, dass sich unsere Einkommen aus Einfuhrsteuern um bis zu 7% in den nächsten fünf Jahren erhöhen würden. Dazu kommen erhöhte Steuereinnahmen durch die Einnahmesteuer, denn der Handel mit England ist ja beidseitig geöffnet. Wir können mit einer Exportzunahme zwischen zehn und 20% rechnen." erklärte Ryan und schien in den Zettelhaufen nach etwas bestimmtem zu suchen.

„Mit anderen Worten, wir wollen eine Prozentuale Verteilung der Gelder, sollte es zu einer zentralen Bündelung der Steuergelder kommen, keine gleiche für jede Region." stellte Dante fest und bekam ein Nicken der anderen Personen.

„Oh, hey. Komm her, Hali. Du kannst noch was lernen." Valentin winkte seinen Jüngsten zu ihnen und der setzte sich auf einen freien Stuhl. Er musste aber noch einmal aufstehen, um einen Stapel Papiere auf den Tisch zu legen, auf die er sich zunächst einmal gesetzt hatte. „Es ist nicht nur das. Wir wollen auch keine Änderung unserer Steuersätze. Die würden unsere Prognosen gefährden. Und wir haben gute Gründe dafür da nicht einzuknicken. Es würde uns nichts bringen, also können sie uns da nicht pressen."

„Richtig, aber sie werden es versuchen. Und das bei beidem. Wir haben mit das höchste Einkommen als Familie, aber bei uns findet auch einer der höchsten Umschläge von Geldern statt. Damit sind unsere Zahlen natürlich etwas, auf das andere Regionen nur neidisch sein können. Sie werden versuchen uns um soviel Geld wie möglich zu bekommen." murmelte Zavian und grub durch seinen eigenen Papierstapel.

„Natürlich werden sie das. Die Hoffnung mehr Geld zu bekommen ist das Einzige, was sie dazu bringt überhaupt an diesen Verhandlungen teilzunehmen. Niemand will Macht abgeben, nur wenn sie dafür Geld bekommen, dass sie dann wieder nutzen können, um mehr Macht zu bekommen als vorher." lachte Valentin. Halian runzelte die Stirn.

„Ich komme nicht mehr mit. Sie wollen mehr Macht, okay, dass habe ich verstanden. Aber durch all das werden sie doch nicht mehr Macht bekommen. Sie werden Macht abgeben müssen und auch Geld. Anders wird es überhaupt nicht funktionieren." unterbrach Halian und sah zwischen seiner Familie hin und her.

Ryan lachte. „Nun. Die sind auch nicht ganz doof. Es geht hier besonders um die Macht im Verhältnis zu der der anderen Familien. Das gilt auch für das Geld. Sie wollen möglich wenig verlieren und die, die sie nicht mögen, möglichst viel. Dann haben sie mehr als eine andere Familie, obwohl sie Macht verloren haben."

„Okay, das macht mehr Sinn. Aber das wird doch niemand wollen." Halian sah Ryan neugierig an. Er wollte, dass der Ältere ihm das erklärte. Das er ihn ernst genug nahm, um ihm seine politischen Fragen zu beantworten. Der lachte wieder.

Vampirprinz Halian MediciWo Geschichten leben. Entdecke jetzt