~12~

46 3 0
                                    

Auf dem Schulhof hatte sich Gefühl die halbe Schule versammelte. Und es war nicht zu übersehen das sie im Kreis um etwas standen. Oder besser gesagt um jemanden.

Ohne dass ich überhaupt noch länger darüber nachdenken konnte, machte sich mein Körper schon in Bewegung und stürmte auf die Masse zu.

Innerlich wünschte ich mir, dass meine Vermutung falsch sei. Doch mit jedem Schritt den ich näher darauf zu machte, musste ich mir leider eingestehen dass ich Recht hatte.

Ein bekanntes Keuchen gelang zu mir hindurch, was mir augenblicklich ein Schauer über den Rücken huschen liess. Augenblicklich beschleunigte sich meine Schritte und ich versuchte mich nur noch hartnäckiger durch meine Mitschüler zu quetschten.

Das durfte nicht wahr sein?!

Kaum das ich dies geschafft hatte und mein Blick sich auf das Schauspiel gerichtete hatte, erstarrte ich.

„Nur wegen dir", schrie eine mir sehr bekannte Stimme den Anderen an. Gefolgt von seiner Faust. Erschrocken zog ich die Luft in meine Lungen. „Hört auf", kam es brüchig über meine Lippen, doch viel zu leise um an die Beiden zukommen.

„Ich hab es dir schon mal gesagt. Es lief nichts zwischen uns", kam es von dem Anderen und wischte sich das Blut von seinem Mund. „Als ob ich dir das glaube Tucker", knurrte Stan ihn an und holte schon zum nächsten Schlag aus.

Doch bevor es so weit kommen konnte, hatte ich wieder Kontrolle über meinen Körper. „Hört auf!", schrie ich und stürmte auf die zwei zu. Sofort richteten sich ihre Blicke auf mich. „Ist das euer scheiss Ernst, sich wegen so etwas zu prügeln", keifte ich sie an.

Verdattert wurde ich von den zwei angesehen.

Ich atmete einmal tief durch und trat auf Stan zu. Erst jetzt bemerkte ich seine blau schimmernde Nase, doch ich versuchte mich nicht darauf zu konzentrieren. „Zwischen mir und Craig lief nie etwas. Im Vergleich zu dir war ich treu", kam es monoton aus meinem Mund.

Überrascht sah er mich an. „Also hast du kein Recht sauer zu sein. Du hast es dir selbst verbockt", damit wendete ich mich zu Craig, der sich mit dem Ärmel das Blut von der Nase weg wischte. „Kenny ich...", Stan griff nach meinem Arm, doch ich entriss ihn ihm sofort. Auch wenn es mir innerlich das Herz dabei zerriss. Doch ich wusste dass es definitiv vorbei war zwischen uns.

„Lass mich in Ruhe", knurrte ich ihn deswegen kalt an und ging auf den Anderen zu. Dieser sah mich einen Moment irritiert an. Ich seufzte, ehe ich seinen Arm packte und ihn hinter mich her zog. Ohne Gegenwehr liess er dies mit sich machen.

Ich zog ihn durch die Masse hindurch ins Innere der Schule. Ignorierte dabei die irritierten Blicke der Schaulustigen. Erst als wir im Krankenzimmer angekommen waren, blieb ich stehen und löste meine Hand von seinem Arm. Mein Blick huschte kurz durch den verlassenen Raum.

„Setzt dich aufs Bett", ich deutete auf eins und begab mich zu einem der Schränke. Schnell hatte ich die nötigen Utensilien zusammen und ging zu dem Älteren zurück.

Ich zog mir ein Stuhl heran und breitete die Sachen auf dem Tischchen neben dem Bett aus. „Kenny ehm...", wollte er anfangen zu sprechen, doch ich schüttelte nur den Kopf und tauchte ein Wattebausch in das Desinfektionsmittel.

Nach dem dieses getränkt war, wendete ich mich wieder dem Geschädigten zu. „Das wird jetzt etwas brennen", meinte ich und tupfte das Blut von seiner Nase, sowie aufgeplatzter Lippe.

Er zischte kurz und wich dabei etwas zurück. Jedoch liess er es über sich ergehen.

Wenigstens hatte es etwas Gutes das ich als klein mich oft verletzt hatte und so gelernt hatte mich selbst zu versorgen.

„Danke", flüsterte ich, nachdem ich fertig war. „Für was?", kam die verwunderte Frage. „Das du ihm die Nase gebrochen hast", meinte ich immer noch etwas leiser. Einer seiner Mundwinkel zuckte: „Naja so ganz ungeschoren bin ich ja auch nicht daraus gekommen." „Ja das hätte echt nicht sein müssen", stimmte ich ihm zu.

Es wurde einen Moment still im Raum, ehe ich sie unterbrach. „Warum hast du es getan?", wollte ich wissen und sah ihn fest an. Er erwiderte meinen Blick, bevor er sprach: „Weil es nicht fair ist, was er getan hat."

Ich musterte ihn, ehe ich mein Blick von ihm nahm und anfing die Sachen zusammen zu räumen. „Aber die eine Faust hab ich schon verdient", kam es leise von ihm, „immerhin hab ich dich geküsst, als ihr noch zusammen wart."

Ich hielt in meiner Bewegung inne und linste zögernd zu ihm. In seinen Augen blitzte wieder dieses gewisse etwas auf. Doch ich wollte nicht darauf eingehen, weshalb ich meine Augen von ihm wendete und in meinem Tun weiter machte.

Jedoch wurde ich erneut unterbrochen, als ich es hinter mir rascheln hörte und kurz darauf ihn hinter mir spürte. Instinktiv hielt ich meinen Atem an und starrte auf den Schrank vor mir.

Vorsichtig legte sich seine Hände auf meine Hüfte und drehte mich zu sich. Nervös leckte ich mir über die Lippen und zögerte mein Blick zu heben.

Wieder war diese Spannung zwischen uns, die mich drohte einzunehmen. Doch dieses Mal war es anders.

Denn nun hatte ich niemand den ich damit hintergehen würde, wenn ich dem Ganzen endlich nachgeben würde.

Weshalb ich schlussendlich mein Blick hob. Sofort spürte ich seinen Atem auf meinem Gesicht, so nah stand er bei mir. In seinen Augen konnte ich wieder dieses gewisse Funkeln sehen.

Meine Augen wanderten zu seinen Lippen über die er mit seiner Zunge fuhr, ehe sie wieder in die zwei dunkelblauen Spiegeln sahen.

Ein Schaudern durch fuhr mich und ich spürte wie mein Herz schneller gegen meine Brust schlug. Der Gedanke dass es nun vielleicht okay war, sich auf ihn einzulassen, feuerte das Verlangen nur noch mehr an es zu wagen.

Zögern lehnte ich mich deswegen ihm entgegen, um meine Lippen auf seine zulegen. Anscheinend wusste er was ich vorhatte, da seine Augen auf meinen Mund huschten. Doch...

Bevor ich überhaupt die Möglichkeit hatte, wendete er sich von mir ab.

Verwirrt blickte ich ihn an. „Wir sollten zum Unterricht", meinte er und schulterte seine Tasche. Nicht fähig was darauf zu antworten, konnte ich ihn nur anstarren.

Hatte er mich gerade zurück gewissen? Oder hatte ich was Falsches gemacht? War ich vielleicht nicht mehr interessant für ihn, weil ich jetzt nicht mehr in einer Beziehung war?

Ich spürte wie es in meiner Brust zog.

Sollte das heissen dass er nur mit mir gespielt hat?

Ich schluckte und versuchte damit den Kloss in meinem Hals wegzubekommen. Doch wie mehr sich mein Gedanken Karussell drehte, umso trauriger und wütenden wurde ich.

Er hatte mit mir also doch nur gespielt, so wie alle anderen. Schoss es durch meinen Kopf und holte mich damit wieder in die Realität.

Wer könnte mich schon lieben?

Doch bevor ich hier in Tränen ausbrach, holte ich noch mal tief Luft und setzte meine Maske auf. „Dann lass uns gehen", meinte ich mit einem Lächeln und ging an ihm vorbei.

Ich würde ihm sicher nicht die Genugtuung geben, vor ihm zu zeigen wie sehr er mich gerade verletzt hatte. Auch wenn es so sehr schmerzte. 

Because of anotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt