I'll wait.

964 38 5
                                    

Eine Träne nach der anderen rollten über ihre Wangen.
Der Wagen war schon lange aus und sie verharrte weiterhin im Auto. Verkrampft hielt sie das Lenkrad in den Händen.
Noah hatte einfach recht. Wie konnte sie nur so dumm sein und für Sören unbekannte Pakete abholen. Wo ihr klar sein sollte, das dessen Inhalt keine Kuscheltiere waren.
Sie trocknete ihre Tränen und griff nach ihrer Tasche, um das Auto zu verlassen. Ihre Beine trugen sie zum Nebengebäude. An der Hauswand prangte eine große rote Neonleuchte mit dem Schriftzug "RedLightLadys".
Elli war nicht oft hier und hasste diese Umgebung. Bis heute kann sie nicht verstehen was ihren Mann geritten hat ein Stripclub/Bordell zu eröffnen. Immerhin war er gelerntet Versicherungskaufmann. Auch wenn er nicht so aussah, hatte er viel auf dem Kasten. Stattdessen verbratet er sein Können in einem Club mit leichtbekleideten, bis nackten Frauen und ekelhaften sabbernden erregten Männern.
Sie schloss die Tür auf und wurde sofort vom Türsteher in Empfang genommen.

,,Elli? Hast du dich in der Tür geirrt?" Sah er verwundert zu ihr herab.

,,Schön wärs. Ich musste was abholen und lagere es hier. Ich möchte es nicht in der Bude haben."

,,Klar. Soll ich es wegbringen?"

,,Nein, ich mach es schon."

,,Okay. Matthias ist im Büro."

,,Danke Harry."

,,Kein Ding." Zwinkerte der langsam ergraute fünfzigjährige ihr zu, den sie noch aus alten Zeiten auf dem Kiez kannte und so ziemlich der einzige hier im Club war den sie mochte.

Elli betrat den Hauptraum, der im grellen roten Neonlicht erleuchtete. Auf der linken Seite befand sich eine Bar, in der Mitte des Clubs eine Bühne für die Tabledance-Damen. Die Treppe nach oben führte zu den Private Suiten. Sofort stieg in ihr der Würgereiz auf, den sie wusste das ihr Mann nicht nur Besitzer war. Er gönnte sich bestimmt die ein oder andere Frau hier.

,,Was machst du hier?" Zog sie jemand am Arm auf Seite.

,,Ich sollte was abholen und bringen." Zog sie das Paket aus ihrer Tasche, welches sofort wieder von Matthias zurückgeschoben wurde.

,,Komm mit", griff er erneut nach ihrem Arm und zog sie ins Büro.

,,Du tust mir weh!" Versuchte sie sich aus seinem Griff zu lösen.

,,Du tauchst einfach hier auf und drückst mir was in die Hand vor Publikum? Denkst du auch mal nach?" Wurde er lauter und schüttelte mit dem Kopf.
Matthias war ein Kindergarten Freund ihres Mannes und leitete den Club, wenn Sören nicht da war.

,,Schrei mich nicht an! Ihr könnt froh sein das ich überhaupt für eure beschissene Geschäfte gefahren bin!"

,,Oh, das graue Mäuschen kann ja auch laut sein", lachte er. ,,Ich weis bis heute nicht was er an dir findet, bzw. warum er immer noch an dir festhält."

,,Ich auch nicht", flüsterte Elli.

,,Was?"

,,Nix."

,,Gab es Schwierigkeiten beim Treffpunkt?"
 Elli stockte der Atem und ihr Mund wurde trocken. Niemals dürfte jemand erfahren das Noah da war und ihr geholfen hat. Die Bekanntschaft der beiden muss geheim bleiben.

,,Nein lief alles gut." Antwortete sie und verließ schnell den Raum. Zurück im Hauptraum atmete sie kurz durch, als sie Ina an der Bar stehen sah, die Elli zu sich winkte.

,,Und? Hat alles geklappt?" Flüsterte sie Elli zu.

,,Du wusstest was das für eine Lieferung war oder?"

,,Ja, aber..."

,,Warum hast du es mir nicht gesagt?"

,,Weil du sonst nicht gefahren wärst und du weist das er es dich hätte spüren lassen", versuchte sie Elli zu beruhigen. Vorsichtig strich sie ihr eine Strähne hinters Ohr die ihr ins Gesicht fiel.

Big Girls Don't CryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt