The Decision

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Der warme Sommerwind wehte durch ihre braunen offenen Haaren, als sie mit dem Fahrrad durch die Straßen von Hamburg fuhr.
Schon lange saß sie nicht mehr auf dem Sattel, hatte sie ja sonst immer das Auto, was natürlich mit der Trennung von Sören nicht mehr in ihrem Besitz war. Immerhin finanzierte er ihr vorher das ganzes Leben. Aber es störte sie nicht, sie genoss die frische Luft und vor allem die Sonnenstrahlen die ihre Haut streichelten. Sie verringerte ihre Geschwindigkeit und sah kurz über ihre Schulter nach hinten. Ein schwarzer Mercedes, der mit etwas Abstand hinter ihr fuhr, verringerte ebenfalls seine Geschwindigkeit, sodass Elli problemlos links in den kleinen Park abbiegen konnte. Nach einigen Minuten fuhr sie einen der Ausgänge südlich des Parks an und fuhr weiter auf der Straße. Ein komisches ungutes Gefühl machte sich in ihr breit, als sie erneut über die Schulter sah. Der gleiche schwarze Mercedes fuhr wieder mit etwas Abstand hinter ihr. Gesichter erkannte sie leider nicht. Vielleicht hatte Robert sie geschickt um aufzupassen. Schulterzuckend fuhr sie weiter und bog die nächste Straße ab. Kurz vor der Firma stieg Elli vom Rad und schob das Rad zur Hauswand. Ihr Blick zielte zur Straße. Kein Mercedes mehr zusehen. Vielleicht war es einfach nur Zufall. Vielleicht war es auch gar nicht das gleiche Auto. Sie schüttelte mit dem Kopf die negativen Gedanken beiseite und schloss das Rad sicher ab, bevor sie die Tür zur Immobilienfirma aufdrückte.

,,Guten Tag Frau Schaller", begrüßte die Empfangsdame sie freundlich. ,,Sie dürfen schon durchgehen. Leticia erwartet sie bereits."

,,Danke." Antwortete Elli und setzte sich in Bewegung. Ein kurzes klopfen an der Tür und Elli öffnete die Tür.

,,Na wie geht es der frisch vermählten?" Ging sie auf ihre Freundin zu.

,,So normal", lachte Leticia und nahm Elli ihn den Arm. ,,Arbeit ist genauso viel wie vorher und mein Mann am liebsten auf abwägen mit seiner Gang."

,,Das kenn ich", schmunzelte Elli.

,,Setz dich doch", zeigt Leticia auf den freien Stuhl vor dem Schreibtisch.

,,Und freut ihr euch schon auf eure Flitterwochen?"

,,Und wie. Nach dem Stress der letzten Monate, ist es genau das richtige jetzt. Auch wenn ich dich ungern alleine lasse."

,,Mich? Warum?" Sah Elli fragend zu ihr rüber.

,,Marten hat mir erzählt das dein Ex auf der Hochzeitsfeier aufgetaucht ist. Was ihr mir alle schön
verheimlicht habt."

,,Wir wollten alle nur das du einen schönen Tag hast."

,,Ihr hättet es mir trotzdem sagen können. Ich hätte ihm eine der Raketen so tief in den Hintern gesteckt, das er bis zum Mond geflogen wäre." Sagte Leticia trocken.

,,Meinst du das hätte was gebracht?" Lachte Elli.

,,Naja von da aus wäre er nicht so schnell wieder hier. Eigentlich käme er nie wieder zurück."

,,Das wäre zu schön." Schweifte Elli mit den Gedanken in die Vergangenheit ab. ,,Hat Marten vielleicht erwähnt das ich Aufpasser kriege?"

,,Nein, kein Wort."

,,Okay", sah Elli wieder nachdenklich in die Luft.




Währenddessen im Clubhaus...Robert nahm ein Schluck aus der Bierflasche.

,,Er hat mich erkannt, da bin ich mir sicher." Spielte Leon nervös mit seiner Pilotenbrille.

,,Mach dir nicht ins Höschen", antwortete Marten mit seiner rauen Stimme. Robert lehnte sich lässig zurück in den Stuhl.

,,Du bekommst Schutz von Pete. Auch wenn ich denke das du dir keine Gedanken machen musst. Er will nur einen Kopf vom Körper getrennt sehen und das ist nicht deiner." Erwiderte Robert und schweifte mit seinem Blick zu Noah.

,,Welche Köpfe rollen?" Sprach Rony, der plötzlich hinter Robert auftauchte.

,,Keiner, aber schön das du endlich da bist. Männer wir können beginnen." Antwortete Robert. Sechs Köpfe folgten dem Club Boss in einem separaten Raum, der für wichtige Entscheidungen und Besprechungen des Vorstands genutzt wird. Sichtlich nervös sah Noah den Männern hinterher, die hinter verschlossener Türe über seine Zukunft im Club abstimmen würden.

,,Also Brüder, da Sören den Club kurzerhand von selbst verlassen bzw. gewechselt hat, fehlt uns der 8.Kopf in der Runde, weshalb wir diese sinnlose Abstimmung nur zu sieben machen."

,,Warum sinnlos?" Sah Rony provozierend und zugleich fragend zu Robert.

,,Ernsthaft? Sind wir im Kindergarten?" Machte nun Marten seinen Ärger Luft.

,,Ja ernsthaft. Der kleine Junge hat sich an die Frau eines Bruders rangemacht. Das ist ein Regelbruch. Und wer Regeln bricht, muss mit den Konsequenzen leben. Also entscheiden wir heute ob der kleine Bengel fliegt."

,,Weist du was sinnlos ist. Das es solche Regeln gibt. Der kleine Bengel hat eine Frau vor ihrem Gewaltbereiten Mann gerettet." Ballte Marten die Hände zu Fäusten unter dem Tisch.

,,Okay, Jungs, es reicht. Bringen wir es schnell hinter uns." Versuchte Robert die Situation zu entschärfen. Grinsend lehnte sich Rony zurück in den Stuhl und genoss dabei den Anblick von Marten, der versuchte nicht auszurasten.

,,Also unser Prospect Noah hat die Clubregel gebrochen und sich mit der Old Lady eines Bruders vergnügt. Wer ist dafür das er dafür fliegt? Ich sage nein." Eröffnete Robert die Abstimmung.

,,Nein", antwortete Harry, der seit vielen Jahren Roberts rechte Hand war.

,,Ja", erwiderte Thomas, ein treuer Begleiter von Sören.

,,Ja", antwortete Rony und sah weiterhin grinsend zu Marten, dessen Halsschlagader fast platzte.

,,Nein", unterbrach Berry, die zwei duellierenden und zog alle Blicke auf sich. Rony war das grinsen schlagartig vergangen, den mit seiner Antwort hatte er nicht gerechnet. Wie Thomas, war auch Berry jahrelang ein treuer Begleiter.

,,Nein", antwortete Marten mit einem großen grinsen im Gesicht, den es war klar das er jetzt nicht mehr gewinnen konnte, egal wie die letzte Stimme ausfiel.

,,Nein", war auch Paul gegen einen Rauswurf und erntete ebenfalls einen abwertenden Blick von Rony.

,,Na, wenn ich richtig gezählt habe, ist die Mehrheit gegen einen Rauswurf. " Ergriff Robert erfreut das Wort und beendete mit einem Schlag des Richterhammers die Abstimmung. ,,Wir haben noch einen Platz am Tisch zu vergeben, wie wäre es mit..."

,,Es gibt noch eine Abstimmung", unterbrach Rony den Club Boss.

,,Und die wäre?"

,,Ich möchte den Club wechseln."

,,Okay... also wenn jemand was dagegen hat, der hebt die Hand." Eröffnete Robert erneut die Abstimmung und sah in die Runde. Aber keine Hand hob sich. ,,Glückwunsch, du darfst gehen." Deutete Robert mit seiner Hand auf die Tür.

,,Du kannst es ja kaum abwarten das ich gehe."

,,Du glaubst gar nicht wie sehr ich mich freue ein weiteres gehasstes Gesicht aus dem Club zu haben." Stand Robert auf und öffnete die Tür. ,, Und jetzt raus, du hast hier nix mehr zu suchen." Bat er Rony raus.  Lachend erhob sich Rony von seinem Stuhl und blieb vor Robert stehen.

,,Ich hoffe ihr werdet mit eurem kleinen Toyboy glücklich."

,,Glücklicher als mit dir", zwinkerte Robert ihm zu.

,,Aber die Kutte bleibt hier", ertönte die raue Stimme. Rony sah zu Marten, in mehr als zufriedene eisblaue Augen.

,,Das gefällt dir oder", zog Rony langsam seine Kutte aus und legte sie über den Stuhl.

,,Ich kann mir grade nix geileres vorstellen", antwortete Marten, bevor Rony den Raum verließ. Noah beobachtete das Geschehen von seinem Platz aus, als Robert die Tür wieder hinter sich schloss.

,,Ist noch einer in diesem Raum gegen uns, Noah oder die neue Beziehung zwischen Elli und Noah?" Sah Robert fragend in die Runde. ,,Nein? Wunderbar, dann herrscht ja endlich wieder Harmonie im Club." Setzte sich Robert an den Tisch.

,,Also jetzt sind zwei Plätze frei. Ich schlage vor das Steve und Udo zu uns an den Tisch kommen. Wer einverstanden ist, eine Hand hoch."

Fünf Hände hoben sich fast synchron.

,,Läuft ja heute richtig gut hier", beendete Robert erneut mit einem Schlag des Richterhammers die letzte Abstimmung des Tages. ,,Und jetzt erlösen wir den kleinen." Erhob sich Robert erneut von seinem Stuhl und öffnete die Tür. Während Noah sichtlich nervös mit der Bierflasche vor sich spielte und von einem ernsten Blick von Robert fixiert wurde.

,,Bruder...es tut mir leid." Noah schloss die Augen und hielt inne.

,,Hase, du darfst bleiben", lachte Robert. Schlagartig öffnete Noah seine Augen.

,,Wirklich?"

,,Ja! Meinst du ich lass dich so einfach gehen." Hielt Robert seine Hand hin. Überglücklich schlug Noah ein und zog den Club Boss in eine Umarmung, als sein Handy ertönte. Ein kurzer Blick auf den Bildschirm, schenkte ihm ein lächeln.

,,Ich würde sagen das müssen wir feiern", erwiderte Marten. ,, Udo, Bier für alle", rief er rüber zur Bar.

,,Fangt schon mal an, ich komme gleich." Antwortete Noah und lief zum Ausgang.

,,Viele Grüße", zwinkerte Robert ihm zu, bevor er durch die Tür verschwand.

,,Und?" Stand Elli angelehnt am Holztisch.

,,Ich darf bleiben."
Erleichtert atmete sie aus, bevor sie Noah in die Arme sprang.

,,Ist alles gut? Du siehst nachdenklich aus?"

,,Alles gut. Ich freu mich einfach und bin erleichtert, das du wegen mir nicht fliegst", log Elli über den Vorfall am heutigen Tag. ,,Bekommt Leon Schutz?"

,,Ja von Pete."

,,Ich auch?"

,,Robert hat nix gesagt, aber du hast sowieso mich als Aufpasser", grinste Noah.

,,Stimmt", schmunzelte Elli und dachte über das unbekannte Auto nach. War es doch kein Zufall gewesen? Hatte man sie beobachtet und verfolgt? QUATSCH! Schüttelte sie ihre Gedanken beiseite.

,,Ist wirklich alles gut?"

,,Klar." Legte Elli ihre Lippen auf seine. ,,Und jetzt geh wieder rein. Ich kenne euch Jungs, ihr wollt bestimmt feiern." Ließ Elli von ihm ab und machte sich mit dem Fahrrad wieder auf dem Heimweg.

Big Girls Don't CryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt