Kapitel 8: Run from all the worry that has shown

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Yvonnes Sorgen standen ihr ins Gesicht geschrieben, als sie durch die Straßen Berlins ging, verloren in der Menschenmasse, die sie umgab.
Sie konnte einfach noch nicht nach Hause fahren, dafür waren ihre Gedanken viel zu durcheinander und sie musste sie erst einmal ordnen, bevor sie vor Samu trat.
Einen ungünstigeren Zeitpunkt hätte es fast nicht mehr treffen können. Seine große Abschiedstour, ihre eigene Tour und nicht zu vergessen der The Voice-Dreh standen bevor. Die Möglichkeit ihre Schwangerschaft zu verstecken bestand einfach nicht, jeder, der auch nur The Voice schaute würde dabei zu sehen können, wie ihr Bauch wuchs und wuchs, die Staffel ging schließlich noch einige Monate.
Verzweifelt rieb sich die gebürtige Erfurterin durch ihr Gesicht und kam dann an einer Ampel zum Stehen. Das die Leute um sie herum sie schon seltsam ansahen, bekam sie gar nicht erst mit, zu sehr war sie mit sich und ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Wie in Trance ging sie über die Straße, als das Licht grün wurde und rannte dabei fast in einen älteren Mann mit Rollator hinein.
„Oh Gott, entschuldigen Sie!", entgegnete Yvonne diesem sofort, doch der Mann fluchte nur irgendetwas vor sich hin und bestritt weiter seinen Weg auf die andere Straßenseite.
Wie konnten sie sich nur in diese Situation bringen? Zwei erwachsene, durchaus verantwortungsvolle Menschen?
Es war nicht so, dass Yvonne keine Kinder wollte, denn das war ihr größter Traum, seit sie denken konnte. Eine eigene kleine Familie, mit einem Freund, der sie liebte und womöglich einer kleinen Katze, oder einem Hund. Aber, dass sie sich mit 40 nochmal in der Situation einer ungeplanten Schwangerschaft wiederfinden würde, damit hatte sie wirklich nicht gerechnet.
Doch ihre größte Sorge galt dabei Samus Reaktion. Sie konnte sich durchaus vorstellen, dass er Kinder wollte und er wäre sicher super mit ihnen. Liebevoll, spaßig, beschützend und vor allem herzensgut...aber hatte er sie schon jetzt gewollt? Mit ihr?
Sie hatten schließlich nie darüber gesprochen. Nach der Trennung von Sunrise Avenue müsste seine eigene Karriere, seine Solokarriere erstmal ihren Weg finden, ob ein Kind ihm da gerade in den Kram passte, wagte Yvonne zu bezweifeln.
„Junge Frau, ist alles ok bei Ihnen?", fragte auf einmal eine nette alte Dame, die mit einem zaghaften Lächeln auf Yvonne zugetreten und ihr an den Arm getippt hatte. Yvonne, die so in ihren Gedanken vertieft gewesen war, dass sie die Frau gar nicht bemerkt hatte, schreckte kurz auf und sah diese dann etwas betreten an.
„Was..ähmm..entschuldigung, was haben Sie gesagt?", fragte sie und versuchte sich an einem verkrampften Lächeln.
„Ich habe gefragt, ob alles in Ordnung ist, Sie wirken so bedrückt."
Wenn sie nur wüsste.
Auf das Gesicht der Dame legte sich ein mitfühlender Gesichtsausdruck, der Yvonne schon etwas ruhiger werden ließ. Vollkommen unbewusst und automatisch, legte Yvonne ihre Hand auf ihren noch flachen Bauch und streichelte vorsichtig mit ihrem Finger hinüber, während sie der Dame antwortete, dass sie nur in Gedanken gewesen sei, aber alles gut wäre.
Ob es an ihrem Alter und ihrer Lebenserfahrung, oder an der Tatsache lag, dass die ältere Frau sich einfach gut in Menschen hineinversetzen konnte, wusste man nicht, aber dass der Frau Yvonnes kleine Geste nicht entgangen war, sah man an dem erhellenden Lächeln, welches sie aufgesetzt hatte.
„Kinder sind etwas ganz besonderes. Sie bereichern das eigene Leben auf eine Weise, die man sich niemals hätte vorstellen können, schenken einem Liebe, die man so noch nicht empfunden hat."
Bei diesen Worten hatte Yvonne reflexartig ihre Hand von ihrem Bauch genommen und nur geschockt zu der älteren Frau nach unten geschaut, da diese doch ein Stück kleiner war, als sie selbst.
„Ich...", setzte Yvonne an, wusste aber nicht so recht, wie sie ihren Gedanken fortführen sollte. Sie kannte diese Frau nicht, aber aus irgendeinem Grund hatte sie das Gefühl ihr zuhören zu müssen und dass sie ihr helfen konnte.
„Ich weiß, es kann am Anfang überfordernd sein, besonders wenn es das erste Kind ist. Ist es ihr erstes Kind?"
Yvonne nickte.
„Das ist schön. Das ist sehr schön!", die Dame spürte, wie etwas Druck von Yvonne zu fallen schien und schnappte dann kurzer Hand ihre Hand, um Yvonne auf eine kleine Bank zu führen, die nur wenige Meter weit weg stand. Etwas unbeholfen und überfordert folgte Yvonne der Dame einfach. Erst als sie Platz genommen hatten, sprach diese dann weiter: „Ein Kind zu bekommen kann einem am Anfang Angst machen, glauben sie mir, ich weiß das. Aber wenn sie dann einmal da sind, vergisst man voll und ganz, warum man sich überhaupt Sorgen gemacht hat. Als mein erster Sohn auf die Welt kam, hatte ich mir auch alles andere als das vorstellen können. Ich war gerade 18, der Krieg ging langsam zu Ende und weder das Geld, noch die Zeit hatte ich, um mich um ein Kind zu kümmern."
Als Yvonne der Frau so zuhörte, schien Sorge für Sorge von ihr abzufallen. Sie war weder zu jung, noch hatten sie und Samu Geldprobleme, lediglich die Zeit schien hier ein Faktor zu sein und die Tatsache, dass sie nicht wusste, ob Samu bereits ein Kind haben wollte, oder nicht.
„Mein Freund war im Krieg gefallen, wissen sie..er hat seinen Sohn nie kennengelernt. Vielen Müttern und Kindern erging es so, aber wir haben uns gegenseitig Halt gegeben." Yvonne spürte, dass die Dame ihr nicht zu Nahe treten wollte, als sie in ihren Augen nach einer Antwort suchte, ob der Vater des Kindes noch im Bilde war, anstatt die Frage auszusprechen. Doch da Yvonne nicht so wirklich wusste, ob man es ihrem Gesicht ablesen konnte, entschied sie sich ihr ihre unausgesprochene Frage zu beantworten.
„Ich habe es ihm noch nicht..also, er weiß es noch nicht.", stammelte sie noch immer etwas aufgelöst und unsicher. Wieso sie ausgerechnet jetzt mit einer wildfremden über ihre Sorgen sprach, konnte sie sich auch nicht erklären. Bei ihrer Antwort, nickte die Dame und hatte ein freundliches Lächeln aufgesetzt, welches Yvonne nicht ganz deuten konnte, aber dennoch beruhigte es sie.
„Es ist schwer, nicht zu wissen, wie der Partner reagiert, aber sagen Sie es ihm..", schlug die Dame vorsichtig vor. „Es bringt nichts sich einen Kopf über hypothetische Szenarien zu machen und manchmal können uns die Männer auch überraschen. Sie sollten sich nur für sich klar werden, was sie möchten, bevor sie das Gespräch suchen. Machen sie es nicht alleine von ihrem Partner abhängig, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass jemand eine Familie mit einer so bezaubernden Frau ablehnen würde."
Bei diesen Worten musste Yvonne tatsächlich kurz auflachen, denn sie hatte mit dem letzten Satz der Frau nicht gerechnet. Überhaupt hatte sie nicht damit gerechnet, dass eine Fremde ihr so aufmerksam beistehen und so viel Mut zusprechen konnte. Die Dame erinnerte sie fast ein wenig an ihre eigene Mutter, die es auch immer wieder schaffte sie zu beruhigen, ohne, dass sie wusste, wie sie es anstellte. Es musste an der Weisheit liegen, die ältere Menschen ausstrahlten.
„Dankeschön.", lächelte die gebürtige Erfurterin matt und drückte die Hand der Frau, welche immer noch um ihre eigene gelegt war, ganz sanft, um ihre Dankbarkeit auszudrücken.
Einen Moment kehrte Schwiegen ein. Schweigen, in welchem Yvonne noch einmal nachdachte, indem sie all die Fakten, die sie in der letzten Stunde gelernt hatte zusammentrug und für sich ordnete.
Sie wollte dieses Kind. Sein und ihr Kind, auch wenn es vielleicht nicht geplant war. Aber welche guten Dinge im Leben waren schon geplant?
Eine Last von ihren Schultern gefallen, stand Yvonne langsam mit einem erleichterten Lächeln auf und schaute noch einmal zu der Frau auf der Bank: „Vielen Dank, dass Sie mich angesprochen haben.", lächelte Yvonne und sah zu, wie die Frau mit einer Handgeste abwinkte: „Ach, wozu ist man denn auf dieser Welt, wenn man nicht alles dazu beiträgt, um für andere da zu sein. Und wenn man sie nur mit ihrer eigenen Lebensgeschichte und einem einfachen Gespräch ein wenig ablenkt."
Diese Dame war wirklich unglaublich.
Mit noch einem Danke, fragte Yvonne, ob sie die Frau als auf einen Kaffee einladen könne, doch diese lehnte dankend ab, da sie noch auf eine Verabredung wartete. Dann verabschiedete sich die Sängerin von der hilfsbereiten Frau und bestritt ihren Weg nach Hause, denn sie hatte Recht. Vielleicht war es sinnvoll einfach erstmal mit Samu zu reden... vielleicht machte sie sich einfach viel zu viele Gedanken und das ohne Grund. Blieb nur noch die Frage offen, wie sie ihn behutsam auf das Thema ansprechen sollte, schließlich erfuhr man ja nicht jeden Tag, dass man Vater werden würde, obwohl es nicht geplant war und obwohl es vielleicht erstmal schwierig erscheinen würde. Hoffentlich würde sie eine ruhige Minute finden...

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Hello^^
hier ist einmal das nächste Kapitel! Ich hoffe es gefällt euch!!
VIelen lieben Dank für euer ganzes libes Feedback zu den letzten Kapiteln, ich freue moch wirklich immer riesig und bin auch sehr gerührt, dass es scheinbar so gut bei euch ankommt. Vielen Dank!
Bleibt gesund!!! Und viel Spaß weiterhin beim Lesen<3

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