Kapitel 23: When something takes my sanity

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Wieder hatte Yvonne es geschafft einen dieser einsamen Tage rumzukriegen, ohne vor Langeweile umzukommen, obwohl sie meinte, dass nicht mehr besonders viel dazu fehlte.
Seitdem sie nicht mehr bei The Voice war, hatte sie wirklich Schwierigkeiten ihren Tag zu füllen und irgendetwas mit ihrer Zeit anzufangen. Gefühlt machte sie jeden Tag das gleiche, Tag ein, Tag aus, und es ließ sie bald verrückt werden. Wie hielten andere Menschen es nur aus den ganzen Tag zu Hause zu sein, ohne dass ihnen die Decke auf den Kopf fiel? War dies überhaupt Menschen möglich?
Yvonne wagte es ja schwer zu bezweifeln.
Selbst einige Songtexte hatte sie schon zustande gebracht, auch wenn sie über die Hälfte dieser direkt wieder verworfen hatte und das war wirklich ein Rekord. Doch so sehr sie sich auch bemühte irgendeine Beschäftigung zu finden, sei es die Wohnung umzuräumen, an ihrer Musik zu arbeiten, oder einfach eine Runde rauzugehen und etwas mit Freunden zu unternehmen, nichts schien sie zufrieden zu stellen.
Frustriet, seufzte Yvonne auf, als sie gerade auf dem Sofa versuchte sich auf dir Buchseiten zu konzentrieren, die sie gestern gelesen, aber nicht mehr wirklich mitbekommen hatte, weil sie zu müde gewesen war. Doch so sehr sie sich auch bemühte, mindestens alle 3 Seiten verließ sie die Motivation und sie hatte das Bedürfnis irgendetwas spannenderes zu machen. Zu blöd nur, dass sie ja nicht einmal wusste was.
Murrend, klappte sie das Buch letztlich zu und legte es auf den Wohnzimmertisch, bevor sie aus der liegenden Position einen Blick auf die Uhr neben der Tür warf. Es hatte jetzt sowieso keinen Sinn es weiter zu versuchen den Inhalt der Seiten mit zu nehmen, wenn ihr Kopf sich offensichtlicher Weise dagegen sträubte. Wieso also die Zeit nicht noch sinnloser verbringen, indem man auf einen Uhrzeiger starrte?
Noch eine Stunde.
Noch eine Stunde würde Samu brauchen bis er hier war, vorausgesetzt, dass er heute pünktlich aus dem Studio kommen würde und sich nicht noch in ein elend langes Gespräch verwickeln ließ, oder eine extra Probe mit Oli dranhängte und Yvonne konnte es kaum noch abwarten. War es seltsam, dass sie sich manchmal wünschte er wäre schwanger anstelle von ihr, auch wenn das biologisch betrachtet natürlich nicht möglich war? Schließlich war es auch sein Kind, doch sie war es die auf den ganzen Spaß verzichten musste und verfluchte ihn ein wenig dafür.
Natürlich nicht ernst gemeint,...nagut, nicht vollkommen ernst gemeint, aber diese Langeweile raubte ihr wirklich den Verstand, obwohl sie gestern Abend erst gesehen hatte, was ihr Körper mit ihr machte, wenn sie sich nur mal ein bisschen mehr vornahm, denn der Tag hatte sie völlig ausgelaugt. So sehr, dass sie nicht einmal genug Energie hatte aufbringen können, um endlich wieder Sex mit Samu zu haben, denn nicht nur für seinen Geschmack war es zu lange her gewesen, sondern auch Yvonne vermisste diese andere, ganz besondere Intimität zwischen den beiden. Zu Mal der Fakt, dass sie wieder miteinander schlafen durften gleichzeitig dafür sprach, dass es ihrem kleinen Mädchen gut ging und nichts bot mehr Anlass, als das.
„Kannst du nicht einfach schon auf die Welt kommen?", rutschte es Yvonne auf einmal raus, als sie ihre Hand unbewusst über ihren Bauch gleiten ließ, wobei sie den Wunsch lieber ganz schnell wieder zurücknahm, bevor er noch wahr werden würde, denn das wäre nun wirklich alles andere als das was sie wollte und bei ihrem Glück konnte man ja nie wissen...
Stattdessen warf sie erneut einen Blick auf die dunkelgraue Uhr und seufzte doppelt so laut wieder auf.
Noch 59 Minuten.
Wie sollte es auch anders sein?
Einige Minuten und Male wiederholte Yvonne noch ihre Geste, bevor sie dann doch endlich aufstand um wenigstens eine produktive Sache für heute auf die Beine zu stellen, auf die sie sich zu allem Überfluss auch seit heute Morgen gefreut hatte. Und je mehr sie jetzt wieder über ihren Plan nachdachte, desto mehr spürte sie auch, wie die Vorfreude und Energie wieder in ihren Körper trat.
Vielleicht war es kitschig. Vielleicht war es übertrieben, aber das Kribbeln welches Yvonne überfiel, als sie an heute Abend dachte, brachte selbst sie dazu ihre romantische Seite heraushängen zu lassen, obwohl sie gut und gerne von sich selbst behauptete, dass sie gar nicht der Typ dazu sei. Nur heute sollte es anders sein, denn es war wirklich eindeutig zu lange her.
Mit Mühe und Bedacht, platzierte Yvonne lauter kleine weiße und dunkelblaue Kerzen im Schlafzimmer und mischte hier und da eine graue dazwischen, um das Farbspiel auszureifen. Ein paar standen auf dem Nachtschrank, einige auf der Kommode und sogar auf dem Regal hatten wenige von ihnen Platz gefunden. Zugegebenermaßen, fand Yvonne es selbst etwas übertrieben, als sie ihr Kunstwerk betrachtete und das Gesamtbild des Lichtermeeres sich vor ihren Augen entfaltete, aber sie wusste, Samu würde es gefallen und darauf kam es ihr schließlich an. Noch war es später Nachmittag, weshalb die Sonne ein Stück weit in das Zimmer schien und das Licht der Kerzen überdeckte, sodass Yvonne die hellgrauen Vorhänge einfach soweit zuzog, dass man das Flackern im Winde noch leicht erkennen konnte. Es war sicher nicht perfekt, aber Yvonne war zufrieden und je weiter die Zeit voranschritt, desto mehr spürte sie auch die Aufregung in sich aufkommen.
Wie schnell die Zeit auf einmal doch vergehen konnte, wenn man doch etwas produktives tat, nicht wahr?
Überrascht von dem Fortschritt, begab sich Yvonne also schlussendlich in das Bad, um sich noch ein wenig frisch zu machen, wobei das Klopfen ihres Herzens immer schneller wurde. Keine 10 Minuten würde Samu mehr brauchen und es brachte ihr Herz schier zum Rasen.
Doch sie war nicht die Einzige, dessen Vorfreude sich demonstrierte, sondern auch Samu schien es nicht anders zu gehen, als er tatsächlich keine 7 Minuten später durch die Tür schritt. Sofort, war er nach den Proben nach Hause gefahren und hatte sich nicht noch in irgendein Gespräch verwickelt, wenn doch die einzige Person mit der er gerade Zeit verbringen wollte, zu Hause auf ihn wartete. Und er ließ sie wirklich nicht gerne warten. Besonders nicht heute. Dafür müsste er wirklich schon ziemlich doof sein.
Bereits als er die Treppe nach oben stieg, konnte er den lieblichen Geruch von Yvonnes Parfum ausmachen, welches sie nur in den seltensten Fällen und zu besonderen Anlässen auftrug, weshalb sich ein schelmisches Grinsen auf seine Lippen stahl, welches er kaum noch verbergen konnte.
Was waren schon Essen, oder ein guter Schlaf, wenn man nach Hause kam und stattdessen eine so wunderbare Frau auf ihn wartete, die sich jede Mühe gab, obwohl sie es nicht einmal nötig gehabt hätte.
Oben angekommen, beobachtete er einen kurzen Augenblick, wie sie ihre Haare immer wieder neu richtete, ohne dass ihr irgendetwas zu gefallen schien, doch nach einiger Zeit konnte er nicht anders, als schmunzelnd über ihr Verhalten den Kopf zu schütteln. Es war schließlich scheiß egal, was sie trug, wie sie aussah, oder was sie tat. Er liebte sie doch so oder so und das würde sich auch niemals ändern. Trotz seines zarten Lachens, schien Yvonne jedoch noch nicht zu bemerken, weshalb er leise auf sie zuschritt und liebevoll von hinten seine Arme um ihren Bauch legte, bevor er sich mit dem Kopf auf ihre linke Schulter lehnte. Wer hätte gedacht, dass sein Herz von nahem noch schneller schlagen konnte?
„Oh Gott, Samu! Du bist schon hier?", fragte Yvonne leicht erschrocken, als sie auf einmal seine starken Arme um sich spürte und schielte mit ihren Augen etwas in Samus Richtung. „Ich bin noch gar nicht fertig."
„There is nothing you'd need to do.", stellte Samu jedoch gleich lächelnd ihren Protest ein und drückte Yvonne einen ebenso liebevollen Kuss in die Halsbeuge, woraufhin sie sich in seine Richtung drehte und ihre Hände auf seiner Brust abstützte. Verlegen, schaute sie ihn auf seine Worte hin an und fragte sich, ob er dies einfach nur so sagte, oder es ernst meinte, aber so wie er sie ansah, musste zumindest ein Funken Ehrlichkeit in seinen Worten mitschwingen, was sie dazu brachte ebenfalls den Kopf zu schütteln.
„Du bist ein Schleimer. Weißt du das?"
Doch obwohl Samu die Worte kaum verstand, konnte er sich denken worauf sie hinauswollte und zuckte bloß mit den Schultern. „I prefer honest."
Und für ihn hätte nichts mehr die Wahrheit treffen können, als seine Worte.
Aus diesem Grund dauerte es auch nicht lange, bis er sich vorsichtig zu ihr nach unten beugte und behutsam ihre Lippen in Beschlag nahm, die ihn schon die ganze Zeit so frech angelächelt hatten. Sogleich wurde wieder die ganze Vorfreude auf den heutigen Abend präsent und die Gänsehaut, die bei dem Gedanken durch ihre beiden Körper schoss, machte es Yvonne sehr schwer sich aus dem Kuss zu lösen, doch sie war nun mal noch nicht fertig, weshalb sie ihn schweren Herzens etwas von sich wegdrückte und noch mit geschlossenen Augen über ihre Lippen leckte.
„I still want to finish.", reizte sie kurz darauf mit ihren Worten seine Geduld und konnte deutlich sehen, wie die Enttäuschung seine Augen überkam, auch wenn diese nur gespielt war, denn er würde garantiert nicht einfach über sie herfallen, als wäre Sex der einzige Grund gewesen warum er nach Hause gekommen war. Selbst wenn er nicht lügen konnte, dass dieser zumindest sein Tempo beschleunigt hatte.
„Alright.", entgegnete er ihr noch immer gespielt enttäuscht, während sein Grinsen ihn verriet, und ließ dann sanft seine Hände an ihren Seiten entlangwandern, um sie zu ärgern, bevor er sich langsam von ihr löste. „But don't take too long, while I am unpacking the food, before it gets cold."
"You brought food?"
"Of course I did. Tonight is all about us and I wouldn't ruin it by presenting you once again my very terrible cooking skills.", lachte er, woraufhin Yvonne mit einstieg, denn wenn Samu eines wirklich nicht konnte, dann war es kochen. Es sei denn es ging darum einen Fisch auszunehmen, das konnte er, aber darauf konnte Yvonne heute gut und gerne verzichten.
„Oh ja. Besser ist es, denn sonst garantiere ich dir, dass der Rest des Abends gestrichen wäre."
Mit einem letzten, intensiven Kuss, unterbrach Samu ihr beiden Gelächter, bevor er sich an die Tat machte um das umzusetzen, was er angekündigt hatte und Yvonne dadurch die Zeit gab das zu tun, was auch immer sie noch machen wollte. Denn ihm war klar, dass was auch immer es war, ihn umhauen würde.
Und kaum war Samu aus der Tür verschwunden, wandte Yvonne sich auch schon wieder ihrem Spiegelbild zu. Sie hätte sich nie als eitle Person bezeichnet, denn das war sie nicht, aber heute hatte sie einfach irgendwie den Drang alles perfekt zu machen. Von Kopf bis Fuß. Von Deko, bis Outfit. Nur, dass ihr Drang sie immer unsicherer werden ließ, je länger sie sich nun umgezogen im Spiegel betrachtete. Irgendwie stand ihr diese rote Unterwäsche einfach überhaupt nicht. Hatte sie zumindest das Gefühl. Sie hatte sie gekauft, weil ihr Körper sich offensichtlicher Weise mit der Schwangerschaft verändert hatte und alles, was sie an Umstandsmode gehabt hatte auch genau nur diesen Zweck erfüllte. Sie sollte bequem sein, mehr nicht. Doch diese rote Spitzenunterwäsche, welche sich wie angegossen an ihren Körper schmiegte und ihre Form perfekt zur Geltung brachte, war der Erfurterin plötzlich ein Dorn im Auge. Wobei es viel mehr ihrem Bauch zu Schulden war, als der Unterwäsche selbst, denn ihre Augen fixierten diesen auf einmal, als wäre er kein Teil von ihr und würde zu jemand anderem gehören.
Es war komisch, hatte sie mittlerweile doch genug Zeit gehabt, um sich an ihren neuen Körper zu gewöhnen, doch aus irgendeinem Grund, fühlte sie sich gerade ganz und gar nicht wohl, weshalb sie den Pullover, den sie sich ausgesucht hatte, lieber schnell wieder überwarf.
Vielleicht war es ja nur so eine Phase, die sie auf ihre Hormone schieben konnte, schließlich war es ihr doch sonst auch immer egal gewesen, wenn sie nicht durchtrainiert war. Und jetzt störte sie ausgerechnet ihr Schwangerschaftsbauch? Nein, diese Sorge versuchte Yvonne lieber gleich aus ihrem Kopf zu schütteln, auch wenn das frustrierte Gefühl nicht ganz aus ihrem Kopf verschwand.
Unbekümmert, begab sich Yvonne also nach wenigen Minuten des Selbstzweifels, wieder nach unten, wo sie und Samu sich mit aller Freude über ihr italienisches Buffett hermachten. Sie lachten viel und Samu erzählte Yvonne von den Fortschritten die Oliver gemacht hatte, um ihr Team zum Sieg zu führen, woraufhin Yvonne zufrieden lächelte. Doch je leerer die Teller vor ihnen wurden, desto mehr spürte Yvonne nun auch die Anspannung in ihrem Körper, welche sie gekonnt versuchte herunterzuschlucken, als sie sie realisierte.
Doch was war, wenn Samu auch nicht gefallen würde, was er sah?
Schließlich war es einige Zeit her, seit er sie nackt gesehen hatte und so viel man im angezogenen Zustand auch erkennen konnte...vielleicht würde es etwas anderes sein, wenn es darum ging sexuelle Gefühle in ihm zu wecken.
Was war, wenn er sie mit ihrem Babybauch auf einmal unattraktiv finden würde, genauso, wie sie es gerade tat?
Und mit einmal raste Yvonnes Herz aus einem ganz anderen Grund und es war als könnte sie ihren plötzlich staubtrocken gewordenen Mund nur mit einem festen Schlucken überwinden.
Was war, wenn der heutige Abend nach hinten losgehen würde?

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Hey ihr Lieben<3,

wie versprochen gibt es heute (wenn auch seeeeeehr spät), das neue Kapitel für diese Woche und ich hoffe es hat euch vielleicht sogar gefallen, auch wenn sich schon wieder etwas anzubahnen scheint...

Die gute alte Unsicherheit...wer kennt sie nicht...
Ob Samu Yvonne diese wohl nehmen können wird??? Was meint ihr?

Lasst mich wie immer gerne Anmerkungen, Kritik, oder einfach eure Meinung hören. Ich würde mich sehr freuen<3

Also dann: Bleibt gesund!


PS: Die Yvonne-Szene am Anfang könnte original ich während Corona sein....zu nix motiviert, selbst wenn die Zeit da ist XD, oder sollte ich sagen: Besonders wenn die Zeit da ist?  Und einfach nur noch genervt. Tja...wir schaffen es schon alle dadurch! #FingersCrossed

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