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Ungewollt verkrampfte ich mich. "Ich, ähm..." Was sollte ich darauf antworten? Inzwischen freute ich mich, Jay wiederzusehen, aber ich war immer noch wütend und verletzt. Ich konnte nicht einfach die Gefühle, die ich die letzten eineinhalb Jahre verspürt hatte, beiseiteschieben und auf Friede, Freude, Eierkuchen machen.

Schnell wechselte ich das Thema. "Erzähl du mal, immerhin bist du jetzt ein Ninja." Meine Augen glitzerten spöttisch. "Hast du da wenigstens was Nützliches gelernt?"

Sofort brabbelte er los, redete ohne Punkt und Komma, wie ich es von ihm gewohnt war. Er erzählte mir von Sensei Wu, der die Gruppe zusammengebracht hatte, und wie Kai vor einer Weile zu ihnen stieß und sie seine Schwester gesucht hatten, die entführt worden war. Außerdem erzählte er mir von der Bedrohung durch Lord Garmadon und die Schlangen.

"Wow", meinte ich, als er fertig war. "Scheint, als hättet ihr alle Hände voll zu tun."

"Das stimmt, aber wie Sensei Wu immer sagt: Ninja geben niemals auf! Wir sind gut vorbereitet, schau her!"

Wenig überzeugt beobachtete ich, wie Jay ein paar Kampfübungen vorführte. Wenn er sich da mal nicht überschätzte... Auch ich kannte die Legende der Schlangenstämme und wusste, dass sie gefährlich waren. Aber wenn ihr Sensei sagte, dass sie so weit waren, vielleicht hatten sie tatsächlich eine Chance?

Da fiel mir etwas ein. "Sag mal, Jay... Worüber wollte Meister Wu eigentlich mit dir sprechen?"

Jay hielt inne und drehte sich langsam zu mir um. Er sah aus wie ein geprügelter Hund. "Das hatte ich ganz vergessen...", murmelte er.

"Was denn?", bohrte ich nach.

Niedergeschlagen setzte Jay sich wieder neben mich, suchte nach den passenden Worten. "Es ist so: Du bist zwar meine Schwester, hast aber trotzdem eine Straftat begannen..."

"Ich würde sagen, das waren mehr als eine", warf ich ein.

"Nicht hilfreich, Joy."

"Aber wahr."

Er verdrehte die Augen, fuhr dann fort: "Jedenfalls... Die Polizei Ninjagos erwartet, dass wir dich ihnen ausliefern. Wir haben zugestimmt, aber ich wusste ja nicht, dass du das Phantom bist!"

Ich zuckte nur mit den Schultern und sagte: "Ja, sowas in der Art hat der Igelkopf vorhin schon erwähnt..." Natürlich verschwieg ich ihm, dass ich vorhatte, so bald ich konnte auszubrechen.

Jay öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, da klopfte es erneut an der Tür. Erst da fiel mir auf, dass es bereits morgen war. Die aufgehende Sonne schien durch die Fenster herein und tauchte den Raum in ein rot-goldenes Licht.

Eilig öffnete Jay die Tür. "Guten Morgen, Sensei Wu", hörte ich ihn sagen, kurz darauf trat der alte Mann herein. "Guten Morgen, ihr beiden." Er nickte Jay zu. "Es ist Zeit."

Nacheinander kamen Zane, Cole und Kai herein. Jay ließ die Schultern hängen. "Meister Wu, ich... Können wir nicht nochmal darüber nachdenken? Sie ist meine Schwester, ich kann sie nicht einfach an die Polizei ausliefern!"

Wu seufzte mitfühlend. "Tut mir leid, Jay. Ich weiß, dass sowas nicht einfach ist, glaub mir... Aber es muss sein."

"Und was, wenn nicht?" Jay trug diesen Gesichtsausdruck, der sagte Ich hatte gerade 'ne echt beschissene Idee, aber lasst es uns trotzdem versuchen! Die anderen Ninja schienen den Gesichtsausdruck ebenfalls zu kennen, so, wie sie gereizt stöhnten, dennoch bedeutete Wu Jay mit einem Nicken, fortzufahren.

"Joy ist die beste Diebin der Stadt und hat elementare Kräfte. Das könnte nützlich sein, wenn wir die Reißzahnklingen vor Pythor in die Hände bekommen wollen!"

𝐃𝐚𝐫𝐤 𝐒𝐡𝐚𝐝𝐨𝐰𝐬 // 𝐂𝐨𝐥𝐞 𝐇𝐞𝐧𝐜𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt