Zach

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Kylies P.o.V

Sein letzter Satz war nur noch ein wispern. Ich sah ihn fest an. "Wieso hast du gelitten?", fragte ich vorsichtig, als wäre er etwas zerbrechliches, was ich jeden Moment zerstören könnte. Daniel atmete aus.

"Als du herausgefunden hast, wer er ist, hatte Jonah in meinen Augen alles zerstört. Er hatte mir versprochen mit dir zu sprechen. Ich dachte, du wüsstest es und du kannst nicht glauben, wie verwundert und glücklich ich zugleich war, als ich dachte, alles wäre wie immer. Doch er hatte es dir nicht gesagt. Er hat dich abgewiesen und ignoriert, statt endlich die Wahrheit zu sagen. Keiner von uns wollte, dass du es so erfährst. Über ein Tattoo. Als du dann gegangen bist, habe ich mich elend gefühlt.

Ich war mir so sicher, dass wir alles durchstehen könnten. Wir hatten die ganzen Lügen ausgehalten, dieses unglaublich schnelle Tempo, Jonahs Versuche, uns zu trennen, die Fans und wirklich alles. Ich dachte, wir könnten alles schaffen. Und jetzt hat uns am Ende dieser verdammte Anfall doch alles genommen. Das zu erfahren hat weh getan. Ich weiß, ich habe nicht einmal ein Recht, verletzt zu sein. Die Erinnerung hast du verloren ich bin nur ein Nebencharakter in der ganzen Sache und du kannst noch nicht einmal etwas dafür, aber es war ziemlich schwer zu verstehen." Er machte eine kurze Pause. "Verdammt, jetzt fühle ich mich schlecht."

Ich schüttelte den Kopf und sah ihn an. "Ich verstehe das, Daniel. Für mich war es auch wahnsinnig schwer zu verstehen. Da waren so viele Menschen und ich kannte keinen von ihnen. Anfangs konnte ich nichts sagen, es kam einfach nichts heraus. Zu viele Informationen und viel zu wenig Platz. Ich habe das Gefühl gehasst. Es war, als hätte man mir einfach etwas aus meinem Leben weg genommen und es hat so weh getan. Das schlimmste war es, euch allen ins Gesicht zu sehen und nichts zu erkennen. Da waren keine Erinnerungen. Ich habe Fremden ins Gesicht gesehen und das obwohl ich bei euch gewohnt habe, obwohl ihr das Wichtigste für mich wart. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen wie schrecklich es für dich sein musste, ein Jahr lang zu kämpfen und dann vergessen zu werden. Nur ich sollte mich schlecht fühlen aber du hast nichts falsch gemacht."

"Ich habe dich überfordert." - "Das war nicht deine Schuld, Daniel! Hör auf, dir die Schuld zu geben wenn du nichts dafür kannst. Wir bekommen das wieder hin, okay?", unterbrach ich ihn, bevor er sich nur weiter schlecht machen konnte. Er nickte und sah mich fest entschlossen an. "Okay." 

Ich lächelte und wollte gerade aufstehen, als mich Daniel am Handgelenk leicht zurück hielt. "Kylie?", fragte er sanft und ich musste schon wieder in seine Augen sehen, bevor ich antwortete. "Ja?" Unsicher sah ich zu Boden. "Ich werde dich nicht aufgeben.", meinte er ernst und sah mich durchdringlich an. Ich sah wieder zurück nach oben und war ihm plötzlich ungewohnt nahe. Ich konnte seinen Atem auf meinen Lippen spüren und mein Puls beschleunigte sich. Über meinen gesamten Körper breitete sich eine Gänsehaut aus. Ich hielt die Luft an und starrte in Daniels Augen, welche auf meine Lippen gerichtet waren. Als er sich nach vorne bewegte, um die Lücke zu schließen, sprang ich auf und lief schnell zur Tür.

Ich konnte im Augenwinkel sehen, wie Daniel etwas sagen wollte, doch er war wie im Moment gefangen und konnte sich nicht bewegen. Im Gegensatz zu mir. Ich riss die Tür auf - und stolperte über etwas.

Die Tür hatte ich im Fall zu gezogen, weshalb ich wenigstens Daniels Blick ausweichen konnte. Stattdessen sah ich in das Gesicht von Zach, welcher mich mit geweiteten Augen anstarrte. "Ohh Kylie, äh, was machst-" Weiter kam er nicht, denn ich bedeutete ihm, still zu sein und zog ihn durch den Flur, weg von Daniels Tür. Er schien zu verstehen und zog mich in ein Zimmer, welches einige Türen weiter hinten lag.

Ich schloss die Tür und starrte ihn an. "Was machst du hier? Also da, vor Daniels Tür?", fragte ich augenblicklich. Seinen Namen zu erwähnen versetzte mir einen leichten Stich. Zach schien nicht lange nachzudenken. "Ich sollte euch zum Essen holen und dann ist mein Ring runter gefallen und ich habe ihn aufgehoben und, nun ja, dann bist du gegen mich gelaufen.", sagte er wie aus der Pistole geschossen. Zum Beweis hielt er einen Finger nach oben, an welcher ein viel zu großer Ring hing. Ich atmete auf. Jedem sonst hätte ich das nicht abgekauft, doch Zach war eben... Zach.

"Und ich dachte, du würdest uns belauschen.", meinte ich und Zach grinste. "Geht mich nichts an, aber wenn du so darauf bestehst, vielleicht nächstes Mal." Ich lachte leise. "Aber trotzdem muss ich anmerken, dass es ziemlich leise war. Ist alles gut bei euch?", fragte der dunkelhaarige hinterher.

Ich seufzte und schüttelte langsam den Kopf. "Nein, nicht wirklich. Wir tun uns so schwer mit der Sache. Weißt du, es ist einfach alles verdreht. Er hat noch alle seine Erinnerungen und ich habe keine mehr. Manchmal vergessen wir das Beide. Er hat eben noch die gleichen Gefühle für mich die er in einem Jahr aufbauen konnte und ich habe nichts. Ich weiß ja noch nicht einmal, ob ich diese Gefühle überhaupt jemals wieder haben werde!"

Ich wurde zum Ende hin immer lauter und hielt inne. Nun war es raus. Ich wollte es mir bisher nicht eingestehen, doch nun hatte ich es ausgesprochen. Zach hielt die Luft an und ließ sie dann mit einem angestrengten Geräusch wieder entweichen. Er nickte mit dem Kopf in Richtung von seinem Zimmer und ich folgte ihm.

"Verdammt, so habe ich das noch nie gesehen. Ich habe nicht darüber nachgedacht, aber das ist echt verdammt verzwickt." Ich nickte und sah ihn etwas hilflos an. Er hatte die Tür leise geschlossen und stand nun unschlüssig im Raum.

"Was ist, wenn ich nie wieder Gefühle für ihn haben werde? Der Arzt meinte, meine Erinnerungen würden wieder kommen aber meine Gefühle? Ich habe ihm versprochen, dass wir das hinbekommen. Ich... ich habe gesagt, wir würden das schaffen, aber was, wenn ich es nicht kann? Ich würde ihm das Herz brechen."

"Was ist da drin passiert?", fragte Zach ruhig und setzte sich auf sein Bett, woraufhin er mir bedeutete, es ihm gleich zu tun. "Wir haben geredet. Über das letzte Jahr, über Jonah und über uns. Er wollte mich küssen und ich bin abgehauen." Zach sah mich mitleidig an und legte einen Arm um mich. 

"Hör zu, wenn deine Gefühle nicht mehr da sind, dann ist das nicht deine Schuld. Du kannst nichts für diesen Anfall und du kannst es leider auch nicht mehr ändern. Aber noch ist es nicht so weit. Niemand von uns erwartet, dass du hier ankommst und sofort alles ist wie früher. Das hast ganz alleine du zu entscheiden. Wir sind Freunde und wir sind für dich da, okay?" Ich nickte und schloss ihn in meine Arme. "Danke. Du bist großartig."

Zach grinste bloß und antwortete: "Ich weiß. Und weißt du wer noch großartig ist? Jack. Der kann das mit dem aufheitern fast so gut wie ich. Und er wartet unten auf uns. Wollen wir zu ihm?" Ich nickte lachend. "Du und Jack, hm? Gehen wir." Zach lachte ebenfalls: "Ich und Jack und Jacks Kind, Mademoiselle. Aber Jachary ist trotzdem echt." Ich schüttelte den Kopf. "Jachary. Ihr seid schon seltsam, weißt du das?" Der große dunkelhaarige drehte sich im Kreis und zeigte auf mich. "We love to entertain you!" Lachend machten wir uns auf den Weg zu Jack.

What am IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt