Louisa - 6. Januar 2017
Der Alltag ist schnell zurückgekommen. Wir sind vorgestern nach einer zweitägigen Rückreise in NY angekommen. Diesmal hat Delilah mich begleitet. Ihren Rückflug hatte sie damals storniert, als ich sie überreden konnte, wenigstens den Hinflug wahrzunehmen. So war ich immerhin nicht allein und wir konnten uns die Tour teilen. Allerdings war ich größtenteils damit beschäftigt, Angst, um Mary Jane zu haben, sobald Delilah hinter dem Steuer saß. Ich vertraue ihr und ihrem Fahrstil, aber eigentlich lasse ich niemanden ans Steuer.
Jetzt verbringe ich die letzten Minuten meines Arbeitstages mit Gwen, die vor der Theke steht. Sie kam vor ein paar Minuten rein und nachdem wir uns erstmal ausgiebig begrüßt haben, habe ich ihr nun was zu trinken gebracht und sie erzählt mir davon, wie sie Weihnachten und das neue Jahr verbracht hat. Im Gegenzug will sie auch wissen wie meins verlief.
Während ich davon berichte, wird ihr Blick immer geschockter. Ja, wenn ich nicht selbst Zeuge davon gewesen wäre, dann würde ich das niemals glauben. Ich will kein Mitleid oder irgendwelche netten Worte von Gwen, das habe ich schon davor gesagt.
Deswegen schluckt sie den Brocken an Information einfach runter und geht dann zum nächsten Thema über. Ich bin ihr dankbar, denn ich brauche keine Ratschläge von Menschen, die keine Ahnung haben, was ich durchmache. Es ist okay, ich komme gut allein zurecht.
"Was hältst du eigentlich davon, wenn wir morgen mal in eine Lesbenbar gehen? Dort können wir deinen Geburtstag ausklingen lassen."
Okay mit dieser Art von Themenwechsel habe ich nicht gerechnet.
"Was soll ich da? Versteh mich nicht falsch, aber ich habe eine Freundin", hebe ich verwirrt die Augenbraue und Gwen beginnt zu lachen.
"Oh man, ich wollte dich doch nicht verkuppeln. Ich dachte nur, weil du dich immer distanzierst gegenüber Delilah, wenn ihr in der Öffentlichkeit seid. So bis du unter Gleichgesinnten, da wird dich niemand anstarren und du kannst die Nähe zu Deli haben."
"Das klingt an sich ja nicht schlecht, aber darum geht es nicht. Diese Frauen werden mir trotzdem noch fremd sein und ich bin nicht bereit für diese Art von Outing."
Mir hat die Situation mit Blair schon gereicht. Da hat meine Eifersucht gewonnen und das soll nicht mehr vorkommen.
"Okay okay, war nur ein Vorschlag", hebt sie abwehrend die Hände nach oben.
"Wieso ist dir das überhaupt so wichtig? Hat Delilah etwas gesagt?"
"Nein, sie hat nicht mit mir darüber gesprochen, aber wer hält seine Beziehung schon gern geheim?"
"Ja gut das es meine Beziehung und nicht deine ist, oder?", kommen meine Worte schnippischer rüber als sie sollten.
"Entschuldige, ich wollte mich wirklich nicht einmischen."
"Und ich wollte dich nicht so anfahren, nur bin ich dieses Thema leid. Ich entscheide, wann ich mich oute. Für mich ist es schon ein großer Schritt, dass du davon weißt oder meine Familie. Ich muss das in meinem Tempo machen."
"Ich verstehe dich, sowas ist nie leicht. Allerdings stehen wir alle hinter dir, ich hoffe du weißt das."
"Komm her, ich glaube du brauchst eine Umarmung", zeige ich ihr an, dass sie zu mir hinter die Theke kommen soll. Auf halbem Wege komme ich ihr entgegen und ziehe sie in meine Arme.
"Sobald ich hier fertig bin können wir endlich zu Maya und in meinen Geburtstag reinfeiern", löse ich mich nach ein paar Momenten von Gwen, stelle die letzten Gläser in die Schränke und leere den Mülleimer.
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Gwen, Maya und ich haben uns ausgemacht nur in unserer kleinen Mädelsrunde in meinen Geburtstag zu starten. Delilah muss leider arbeiten, aber da ich frei habe, können wir immerhin den restlichen Tag gemeinsam verbringen. Da Maya extra gekocht hat, sind wir letztlich nicht bei mir sondern im Loft gelandet und essen mitten in der Nacht Nudelauflauf.
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Hey There Delilah
ChickLitAuf den Tag genau vier Jahre ist es her, das letzte Treffen zwischen Delilah und Louisa. Jahre, in denen Lou sich der Verteidigung ihres Landes verpflichtete und Delilah ihren Traum in New York verwirklichen wollte. Als Delilah eines Abends ihr Lof...