10 - Alte Gelassenheit

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Louisa – 6. Oktober 2016

"Aber natürlich, schreiben Sie mir einfach auf was draufstehen soll und ich setze das um", lächle ich die Kundin an, reiche ihr Stift und Papier.

Ich liebe meinen Job. Ich arbeite hier seit über drei Monaten und merke jetzt schon wie mich die Arbeit ausfüllt. Es war die richtige Entscheidung hierzubleiben. Das wird mir noch mehr bewusst, als die Türglocke ein Geräusch von sich gibt, Delilah die Konditorei betritt.

Heute sieht sie wieder besonders hübsch aus. Sie trägt eine enge hellblaue Jeans, einen schwarzen oversized Pulli mit einer ebenfalls schwarzen Lederjacke drüber und weißen Converse. Die Haare hängen leicht gewellt über ihren Schultern. Geschminkt ist sie nur dezent. Ich liebe ihren casual style. Grundsätzlich steht ihr sowieso alles, aber gerade, wenn sie nicht versucht besonders schön auszusehen, tut sie es erst recht.

"Also kann ich die Torte dann am Freitag abholen?", holt mich die Kundin in die Realität zurück und mein Blick gleitet weg von Delilah. Ich kläre die Details mit der Frau, ehe sie die Räumlichkeit verlässt und ich nun mit Deli allein bin.

"Hey, wo hast du Maya gelassen?", komme ich hinter dem Tresen hervor, umarme sie. So gut wie sie aussieht, riecht sie auch. Bevor es allerdings komisch wird, löse ich mich, stelle etwas Distanz zwischen uns her.

"Die hat mir vorhin geschrieben, dass ihr Impro- Kurs länger geht und sie nicht weiß, wann sie fertig ist. Wir sollen ohne sie losgehen, entweder kommt sie dann noch oder nicht."

"Oh, okay, dann werden wir zwei eben ein bisschen shoppen gehen. Ich hoffe du bist motiviert."

Es wird das erste Mal sein, das wir etwas länger nur Zeit zu zweit verbringen. Meist waren wir nicht länger als eine halbe Stunde allein. Bisher war das voll okay, wir reden miteinander, machen unsere Späße, aber trotzdem spürt man noch die Distanz zwischen uns. Maya ist da eine große Hilfe, sie versucht uns näherzubringen, deswegen gehe ich auch davon aus, dass die Sache mit ihrem Kurs eine Ausrede ist.

"Absolut, ich bin die beste Betttesterin der Welt, du wirst schon sehen."

Ja, das kann ich mir vorstellen.

Nachdem ich für fast einen Monat die Couch der Mädels in Beschlag genommen habe, bekam ich die Zusage für eine Einzimmerwohnung, die etwa zwanzig Minuten mit dem Auto entfernt vom Loft liegt. Seitdem übernachte ich auf einer Luftmatratze. Ich bin Minimalismus gewohnt durch meine Zeit beim Militär, aber so langsam geht die Matratze auf meine Rücken, weswegen ein Bett hermuss.

Cassidy - meine Chefin - kommt zur Tür rein, löst mich ab, sodass wir zusammen zum Möbelgeschäft fahren können.

Natürlich gehen wir nicht direkt zur Bettenabteilung, sondern stöbern auch durch alles andere, wobei Delilah mir gefühlt alles aufschwatzen will.

"Arbeitest du hier und bekommst Provision, oder wieso soll ich das alles mitnehmen?", scherze ich, schaue in den vollen Wagen, der vor Deko nur so überquillt.

"Deiner Wohnung fehlt das lebendige, sie ist so steril wie ein Krankenhaus."

"Vielleicht mag ich das?"

"Achja? Ich weiß nicht mehr, ob du dich erinnerst, aber du hattest damals eine komplette Fotowand in deinem Zimmer und eine Pflanzenzuchtstation. Sag ruhig nochmal du magst es komplett steril, dann pack ich die Sachen wieder raus", greift sie schon nach der Lichterkettenpackung, doch ich lege meine Hand auf ihre, um sie davon abzuhalten. Kaum das sie mich ansieht, erkenne ich was ich gemacht habe, ziehe meine Hand zurück.

"Du hast recht, ich brauche Leben in meiner Wohnung, aber ich glaube das reicht für den Anfang", überspiele ich die Situation, schiebe den Wagen weiter. Ich bin froh als wir endlich die Abteilung für die Betten erreicht haben, denn dafür sind wir ja eigentlich hier. Das erste Bett was mir zusagt, teste ich direkt indem ich draufspringe.

Hey There DelilahWo Geschichten leben. Entdecke jetzt