25. Februar 2017 - Delilah
Nervös ist gar kein Ausdruck mehr. Je näher wir dem Restaurant kommen, desto panischer werde ich und male mir 1000 Szenarien aus, allesamt negativ.
Ich weiß jetzt schon, dass die Idee absolut bescheuert war. Louisa wird sich nicht darauf einlassen. Warum sollte sie auch? Ihre Mutter ist nicht gerade so, wie man sie sich wünscht. Nichtmal annähernd.
Ich habe nicht einmal den Ring mit, den ich für sie hab anfertigen lassen. Vermutlich wird sie den nach dem Abend eh nicht mehr annehmen.
"Hast du heute wieder zu viel Kaffee getrunken oder bekommst du gerade einen Anfall?", fragt Lou mich, legt ihre Hand auf meinen Oberschenkel, damit ich aufhöre mit meinem Bein zu wackeln.
"Nichts von beiden."
"Und wieso bist du dann so nervös? Sollte nicht ich nervös sein, immerhin ist es deine Mutter, die wir treffen? Oder ist Mary Jane doch was zugestoßen und du überlegst noch, ob du es mir sagst?", legt sie grinsend den Kopf schief und schaut mich an.
Lou hat mir heute ihr Auto geliehen, damit ich meine Mutter vom Flughafen abholen konnte. Das ihre ebenfalls dabei war, kann ich ihr gerade schlecht erzählen.
"Deinem blöden Auto geht es gut, nur dass es gefühlt 300 Jahre braucht bis es anspringt und nein, ich bin nicht nervös, darf ich nicht einfach mit meinem Bein wackeln?", gifte ich sie an und bereue es, kaum, dass das letzte Wort meinen Mund verlassen hat und sie ihre Hand zurückzieht.
"Es tut mir leid, ich hab nicht gut geschlafen", entschuldige ich mich und lege ihre Hand wieder auf meinem Bein ab, lege meine darüber, damit sie ihre nicht wegzieht.
"Das tut mir leid, aber keine Sorge, heute Nacht bin ich wieder neben dir, dann schlafen wir beide auch wieder besser."
Da bin ich mir noch nicht so sicher. Vermutlich wird sie mich mit Schweigen bestrafen, nachdem ich ihre Mutter mit ihr an einen Tisch setzen will.
"Hier müssen wir raus", stehe ich auf als die nächste Station durchgesagt wird.
Wie selbstverständlich greift Louisa nach meiner Hand und folgt mir aus der U- Bahn heraus.
Vor Wochen wäre das noch undenkbar gewesen, aber jetzt laufen wir Hand in Hand durch New York als hätten wir nie was anderes gemacht.
Der Körperkontakt hält mich auch für einige Minuten davon ab, verrückt zu werden. Allerdings bleibt die Situation im Hinterkopf. Ich bin schon kurz davor mir irgendeine Ausrede einfallen zu lassen, nur damit wir nicht dort auftauchen müssen.
Ich will Lou einfach vor dieser Enttäuschung bewahren.
"Ist deine Mum schon drin oder treffen wir uns draußen mit ihr?"
"Sie wartet drinnen."
Wir kommen extra etwas später. Louisa ist vernünftig, die Wahrscheinlichkeit, dass sie im Restaurant eine Szene macht ist nicht allzu hoch. Jedenfalls hoffe ich das.
Nach den paar Minuten Fußmarsch erreichen wir endlich den Inder, den Lou und ich seit Wochen ausprobieren wollen.
Ich gebe meinen Namen an und sofort wird uns gezeigt wo wir sitzen. Verwundert stelle ich fest, dass meine Mutter allein am Tisch sitzt. Jedoch zwei halbvolle Gläser auf dem Tisch stehen.
Kaum das sie uns sieht, ist meine Mum schon aufgesprungen und fällt uns um den Hals.
"Mum, wir haben uns vor ein paar Stunden doch erst gesehen", verdrehe ich die Augen, während Louisa zu lachen beginnt und die Umarmung herzlich erwidert.
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Hey There Delilah
ChickLitAuf den Tag genau vier Jahre ist es her, das letzte Treffen zwischen Delilah und Louisa. Jahre, in denen Lou sich der Verteidigung ihres Landes verpflichtete und Delilah ihren Traum in New York verwirklichen wollte. Als Delilah eines Abends ihr Lof...