Louisa - 26. Mai 2011
Was mache ich eigentlich hier? Ich bin keine drei Stunden da und ich will jetzt schon nach Hause. Aber was macht man nicht alles für die beste Freundin?
Diese sitzt in irgendeiner Ecke des Hauses und steckt ihrem Freund die Zunge in den Hals. Ich mag Delilah und ich bin froh, dass sie glücklich ist, aber Matt ist ein Idiot und ich bete zu Gott, dass sie das auch noch einsieht.
Solange mache ich gute Miene zum bösen Spiel und bin überaus freundlich zu ihm.
"Willst du wirklich nichts trinken, Lou? Nichtmal ein Bier?", stupst Maya mich von der Seite aus an, hält mir ihre Bierflasche hin. Maya hat Deli und mich damals miteinander bekannt gemacht. Wir sind wie die drei Musketiere, auch wenn die Freundschaft zwischen der Mexikanerin und mir mittlerweile viel tiefer ist. Das liegt aber auch daran, das Maya kaum Freizeit hat und wir sie wie heute nur selten außerhalb der Schule sehen.
Sie arbeitet hart für ihren Traum später mal Schauspielerin zu werden. Wenn sie nicht in spätestens 20 Jahren einen Oscar gewonnen hat, dann weiß ich auch nicht.
"Nein, ich werde kurz nach Mitternacht nach Hause fahren, so kann Delilah auch nicht sauer werden."
Ich habe ihr versprochen noch ein Geburtstagsständchen zu singen, bevor ich gehe und in genau 42 Minuten ist es soweit.
"Ach komm schon L, du bist immer als erstes weg, bleib doch länger. Trink etwas, das wird lustig", legt Maya mir einen Arm um die Schulter, "Wir sehen uns aktuell so selten, da sollten wir doch jede Minute nutzen, findest du nicht?"
Natürlich zieht ihr Schmollmund bei mir. Delilah und Maya haben ihn perfektionert, ich kann ihnen keine Bitte abschlagen, sobald sie mich so ansehen, als wäre ich ihre Mutter, die ihnen gerade mitgeteilt hat, dass wir nicht zu McDonalds fahren, weil es noch Brot Zuhause gibt.
"Bis Zwei bleibe ich, ist das ein Deal?"
"Yessss! Und jetzt trinken wir einen Shot", lässt sie mich los, dreht sich euphorisch um und sucht nach einer Flasche.
"Du trinkst ohne mich Alkohol, Lou? Ich bin enttäuscht", stößt Delilah zu uns, wirft mir den gleichen Schmollmund zu wie Maya gerade eben.
"Ihr seid beide so bescheuert", schüttel ich den Kopf, bekomme kurz darauf ein Shotglas in die Hand gedrückt. Vodka.
"Aber du liebst uns", liegt Delilahs Arm um meiner Hüfte und sie grinst mich an.
"Sagt wer?"
"Hey, sag das du uns liebst", fordert sie, bekommt ebenfalls ein Shotglas in die Hand gedrückt.
"Ich weiß nicht", zucke ich mit den Schultern, als ich plötzlich von beiden Seiten abgeleckt werde.
Maya und Delilah sind gestört. Ich bin die normalste von uns und manchmal frage ich mich, wie ich das mit den beiden aushalte.
"Na, wie schmeckt mein Make- Up?"
"Vorzüglich", antwortet Maya, die nun auch ein Glas in der Hand hat.
"Ich liebe euch", stoße ich mit den beiden an, ehe ich den Shot runterschütte. Während die beiden sich danach schütteln bleibe ich ganz cool.
"Als ob dich der Geschmack so kalt lässt, ich kann das immernoch nicht glauben."
"Ist halt nicht jeder so empfindlich wie ihr", stelle ich triumphierend das Glas ab, als aus dem Wohnzimmer laut "Pflaschendrehen!" gerufen wird.
Argh, so ein Kinderkram.
"Na los", zieht Deli mich an der Hand ins Wohnzimmer. Maya hängt an der anderen Hand, weswegen ich keine Chance habe zu entkommen.
So sitze ich zwei Minuten später in einem großen Kreis zwischen meinen Freundinnen. Die meisten der Leute kenne ich durch die Schule, jedoch habe ich keinen Kontakt mit denen. Ich habe meinen harten Kern an Freundschaften, während Delilah gefühlt mit der ganzen Schule befreundet ist. Das sieht man auch daran, wie viele Leute heute hier sind.
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Hey There Delilah
ChickLitAuf den Tag genau vier Jahre ist es her, das letzte Treffen zwischen Delilah und Louisa. Jahre, in denen Lou sich der Verteidigung ihres Landes verpflichtete und Delilah ihren Traum in New York verwirklichen wollte. Als Delilah eines Abends ihr Lof...