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„Du hättest nicht mit ihm schlafen sollen."

Das war das Erste, was Scar sagte, nachdem ich ihr alles erzählt hatte. Ich starrte betrübt auf meine Finger. Sie hatte ja so recht.

Scar sah mich ernst an. „Echt jetzt Soph. Auch wenn du vielleicht betrunken warst, du hättest das trotzdem noch irgendwie stoppen können." Sie seufzte einmal auf, dann wandte sie sich mir entschlossen zu. „Okay, aber das können wir jetzt nicht mehr ändern. Fragt sich nur wie wir damit umgehen wollen."

„Also heute Morgen hab ich mich leise aus dem Zimmer geschlichen. Vielleicht hab ich Glück und er hat genauso viel getrunken wie ich. Dann könnte es ja sein, dass er sich nicht an mich erinnert oder?" Verzweifelt, aber auch ein kleines bisschen hoffnungsvoll schaute ich meine beste Freundin an. Ihre Antwort war jedoch vernichtend. „Also erstens denke ich schon, dass er sich an dich erinnern wird. Du wusstest ja auch noch wenigstens das ihr gestern getanzt habt und so. So betrunken kann er gar nicht gewesen sein. Und außerdem könnten seine Freunde ihn entweder auf euch beide ansprechen oder er fragt sie halt einfach. Und alle haben gestern gesehen, wie du mit Liam getanzt hast. Mehr dann jedoch nicht. Weil alle denken ihr könnt euch nicht ausstehen und da vermutet keiner, dass ihr miteinander geschlafen habt." Ich vergrub stöhnend meinen Kopf in meinen Händen. Ich hatte schon wieder überhaupt nicht nachgedacht. Das passierte mir manchmal und jedes Mal wollte ich es besser machen. Mehr nachdenken, überlegen. Aber so war ich nun mal und jetzt musste ich es halt irgendwie schaffen, mit dieser komischen Situation umzugehen.

„Wir sollten das auch noch mit Ava besprechen. Die hat bestimmt auch noch gute Vorschläge." Ich sprach müde und verzweifelt, während ich mir durch die Haare fuhr. „Ja, ich rufe sie gleich mal an, wenn sie Zeit hat, könnte sie ja gleich hier vorbeikommen oder?" Ich nickte nur als Antwort.

Ava konnte zum Glück sofort kommen und zu dritt führten wir dann ein „Krisengespräch". Also wir besprachen, was wir jetzt machen wollten und so.

Nach einigem hin und her einigten wir uns schließlich darauf, es den anderen Mädels aus unserer Clique erstmal nicht zu erzählen. Einige von ihnen standen auch auf Liam, deswegen musste ich nicht auch noch erzählen, dass ich mit ihm geschlafen hatte. Was ich mittlerweile aber auch echt bereute. Mal abgesehen davon, dass ich mich eh nicht mehr an den Sex erinnern konnte.

Ich hoffte auch das Mason nicht erfuhr, dass ich mit einem seiner Kumpels geschlafen hatte. Am Ende würde er noch irgendwelche Kommentare ablassen oder so. Ich würde ihm nicht mehr in die Augen sehen können, wenn er von dieser Sache erfahren würde.

„Ich muss dann auch mal so langsam nach Hause." Scar stand von meinem Bett auf, auf dem wir zu dritt saßen und suchte ihr Zeug zusammen. „Ich komme mit dir mit." Auch Ava hatte keine Zeit mehr zum Bleiben und gemeinsam mit den beiden lief ich die Treppe hinunter. Mit ein paar letzten aufmunternden Worten, dass wir das schon hinbekommen würden, verschwanden meine Freundinnen und ließen mich alleine.

Seufzend wollte ich mich wieder auf den Weg in mein Zimmer machen, als ich jedoch an der Küche vorbeikam blieb ich stehen. Ich hatte heute, bis auf ein paar Kekse vorhin, noch nichts gegessen und das war echt ungewöhnlich für mich. Ich liebte Essen schließlich über alles.

Zu meinem Glück wurde ich nicht dick oder so. Ich beschloss, mir schnell eine Tiefkühlpizza in den Ofen zu schieben und schaltete schon mal den Backofen an.

Wenig später saß ich dann entspannt in der Küche, hing an meinem Handy auf Insta herum und wartete darauf, dass meine Pizza endlich fertig wurde. Mein Dad und Elisabeth waren vorhin noch mal Einkaufen gefahren, sie hatte nur gesagt, dass sie erst gegen Abend wiederkommen würden.

„Hallo Süße." Eine tiefe Stimme ertönte plötzlich hinter mir und erschrocken sprang ich auf. „Nicht erschrecken. Ich bin's doch bloß." Ich starrte den Jungen vor mir an, ohne ein Wort heraus zu bringen. Dylan.

Der hatte mir gerade noch gefehlt. Was wollte er denn jetzt schon wieder von mir?

„Was willst du?" Ich versuchte kühl und abweisend zu klingen, aber so ganz gelang mir das nicht. Ich hatte ein wenig Angst vor dem groß gebauten Jungen, der da vor mir stand. Er hatte hellblonde Haare und braungebrannte Haut, ein richtig typischer Sunnyboy. Viele Mädchen standen auf ihn.

Ich zum Glück nicht. Er schaute jedes Mädchen mit seinem widerlichen Blick an und hatte durch gängig ein dreckiges Grinsen auf den Lippen. Außerdem ging er in seiner Freizeit Boxen, deswegen hatte ich schon Schiss, als er sich jetzt direkt vor mir aufbaute.

„Komm schon, Honey. Du willst es doch auch." Ich blickte ihn wütend an und versuchte aus der Küche zu kommen, ohne ihn zu berühren. Doch leider versperrte Dylan mir den Weg, sodass ich mich dicht an ihm vorbei quetschen müsste. Und das wollte ich echt nicht.

„Jetzt sag doch einfach was du von mir willst und hau endlich ab!" Meine Stimme zitterte ein wenig bei den Worten und ich krallte mich an der Tischplatte direkt hinter mir fest.

„Du willst wissen was ich will?" Dylan sah mich an und mir graute es vor seiner Antwort.

„Dich."

Ich zuckte leicht panisch und verschreckt vor ihm zurück. Verdammt, warum ließ er mich nicht einfach in Ruhe und ging wieder zu den Mädchen, die sich ihm bereitwillig um den Hals schmissen?!

„Ähm, ich muss dann auch gehen!" Hektisch versuchte ich jetzt doch, mich an dem großen Jungen vorbeizudrängeln, aber er war schneller.

„Nicht so eilig. Du bleibst erst mal hier." Er packte mein Handgelenk, als ich mich an ihm vorbeischob und mit Schwung wirbelte er mich herum, sodass ich jetzt mit dem Rücken an seine Brust gepresst wurde.

„Lass mich doch bitte einfach in Ruhe, okay?" Ich bemühte abermals mich aus dem festen Griff zu winden, doch vergeblich. Mittlerweile tat die Stelle, die er mit einer Hand umklammert hielt, auch schon weh. Ich schaffte es aber auch echt immer, in solche doofen Situationen zu kommen. Mein Herz schlug viel zu schnell und mein Atem ging unregelmäßig und hektisch.

„Wow, du machst aber auch echt mit allen rum."

Eine verächtliche Stimme brachte Dylan dazu, mich loszulassen und ich fuhr herum, um zu sehen, wer da in der Tür stand.

Liam.

Fuck, der nicht auch noch. Er sah mich verächtlich an und das gab mir einen kleinen Stich ins Herz. Jedoch wandte er sich auch schon ab und er verließ die Küche.

„Schlampe." Das war das Einzige was ich noch von ihmhörte. Verzweifelt rief ich ihm hinterher: „Warte doch mal! Das war nicht sowie es aussah!" Ich wusste das, dass eine ganz alte Ausrede war, aber es stimmteja auch. Ich spürte Dylans verwunderten Blick auf mir, ignorierte ihn jedoch,und rannte eilig die Treppe nach oben in mein Zimmer.

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Just a normal Girl | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt