Verhandlungen

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Als Morzan mal wieder unruhig in seiner Zelle auf und ab ging, er hatte jegliches Zeitgefühl verloren, öffnete sich plötzlich die Tür zu seinem Gefängnis. Sechs Elfen, alle samt schwer bewaffnet, traten ein und gingen auf ihn zu. Es mussten Magier sein. Er war ein kleines bisschen verängstigt, weil er nicht wusste, ob die Elfen ihn gleich töten würden, und die Königin ihre Meinung geändert hatte, oder ob die Elfen ihn nun zu besagter bringen würden, und die Verhandlungen beginnen würden.
,,Morzan Wyrdfell, wir sind hier um euch zu den Verhandlungen zu bringen. Kommt ihr freiwillig mit oder müssen wir euch dazu zwingen?"
,,Warum sollte ich mit ein paar von euch Elfenfratzen mitkommen?"; zischte Morzan unfreundlich. Er hatte nicht wirklich einen Grund dazu, nett zu sein. Nichts würde ihn retten können. Auch wenn Ormis das behauptete. Es gab einfach nichts, dass seine Taten wieder gut machen könnte.
,,Wie ihr wollt."
Morzan hörte, wie zwei der Elfen etwas in der Alten Sprache flüsterten und kurz später, spürte er nichts außer Schmerzen. Er sackte zusammen und krümmte sich auf dem Boden. Oft schon hatte der falsche König ihm das angetan, weshalb er das eigentlich gewohnt sein sollte. Die anderen Elfen, gingen auf seine Zelle zu und traten ein. Sie ketteten seine Hände auf seinem Rücken zusammen. Die Elfenmagier lösten den Zauber und Morzan richtete sich wieder auf. Schwer atmend versuchte der Mann nun aufzustehen, was ihm aber nicht gelingen wollte. Die Elfen amüsierte das wohl. Übel nehmen, konnte der Drachenreiter es ihnen aber nicht. Es würde ihn sicher auch amüsieren, wenn er jemanden demütigen könnte, den er hasste. Letztendlich wurde er von den beiden Elfen auf die Beine gezerrt und aus der Zelle gestoßen. Vor der Höhle, wartete Ormis gemeinsam mit Glaedr. Und Variona. Letztere musterte ihren Reiter besorgt und doch war sie glücklich ihn zu sehen. Es war früh am Morgen.
Eigentlich, hatte Morzan gehofft, dass sein Sohn auch hier sein würde. Aber er war es nicht. Etwas enttäuscht, wich Morzan dem Blick seines ehemaligen Lehrers aus und sah stattdessen zu Variona. Leider konnte er nicht mit ihr reden, aber alleine ihre Nähe, half ein kleines bisschen.
,,Gehen wir.", sagte Ormis und ging voran. Die Elfen hatten ihn regelrecht umzingelt. Zwei links, zwei rechts, einer vorne, einer hinten. Und hinter ihnen Glaedr und Variona. Ormis lief ganz vorne. Die Unsicherheit des Mannes, wurde mit jedem Schritt größer. Er wusste ja, dass die Elfen, ihm nichts tun würden, das würde die Königin und auch Ormis nicht dulden, aber in den Gerichtshallen, war das etwas ganz anderes. Vielleicht, würde man ihn auch gleich umbringen.
Nur die aufgehende Sonne, die Elesmèra in ein wunderschönes, rötliches Licht tauchte, wirkte ein wenig beruhigend.
Früher war er um diese Uhrzeit immer mit Variona geflogen. Stunden lang. Variona sah auch gerade verträumt zur Sonne und war stehen geblieben. Wie auch Morzan.
,,Kommt. Wir müssen weiter. Die Königin wartet nicht gerne. Und wir auch nicht!", knurrte ein Elf und stieß Morzan in den Rücken. Dieser atmete genervt ein und sah finster zu dem Elf hinüber. Als Variona sich wieder in Bewegung setzte gingen auch die anderen weiter. Es kostete Morzan wirklich viel Überwindung, durch ganz Elesmèra zu gehen. An all den wütenden Elfen vorbei, von denen jeder einzelne ihn tot sehen wollte. Er machte einfach alles falsch. Das hatte er auch schon als kleiner Junge getan. Immer die falschen Entscheidungen getroffen, immer nur Ärger gemacht. Das hatten zumindest seine Eltern immer gesagt.
Doch zu Morzans Überraschung, lief ihnen keine einzige Elfe und auch kein einziger Elf über den Weg. Etwas verwundert drehte er sich zu seiner roten Drachin um, die ihm einen vielsagenden Blick zu warf. ,,Die sind sicher alle in der Ratshalle.", dachte sich Morzan verbittert und stolperte fast über einen Stein. Als sie endlich im Reich der Königin ankamen, es sah noch genauso aus, wie Morzan es in Erinnerung hatte, wurden die Tore von zwei Wächtern geöffnet und er wurde etwas unsanft hinein gestoßen. Die Königin saß auf einem Thron, der aber nicht zu übertrieben war, und neben ihr stand Arya. Und auch noch einige andere Elfen, die aussahen, als wären sie wichtig.
Etwas entfernt sah er Eragon, Selena, Brom und eine andere Elfe. Aber wo war sein Sohn? Etwas verwirrt und enttäuscht zugleich richtete Morzan seinen Blick nach vorne. Die Königin und ihr komischer weißer Rabe, Blagden, sahen ihn beide an. Sie warteten auf etwas.
,,Wenn ihr glaubt, dass ich euch mit der Grußformel begrüße, dann irrt ihr euch.", versicherte ihnen der Drachenreiter und verzog verbittern die Lippen.
,,Ich habe bereits gedacht, dass ihr das nicht tut, und darauf habe ich auch gar nicht gewartet, sondern ich warte auf euren Sohn. Wisst ihr etwas Ormis-Elda?"
Doch diese schüttelte den Kopf. Als die Tore erneut geöffnet wurden, hastete ein völlig gestresster Murtagh hinein und stellte sich samt Dorn, den er auf dem Arm hielt, neben seinen Bruder und Fraya die ihn amüsiert musterte.
,,Dürften wir wissen warum du zu spät bist?", richtete die Elfenkönigin ihr Wort an den jungen Drachenreiter, während ein leichtes Lächeln ihre Lippen umspielte. Kinder galten bei den Elfen nun mal als besonders, auch wenn sie die, eines Verräters waren.
,,Dorn, er ist weggelaufen, nachdem er seine Mutter nicht mehr gefunden hat.", erklärte Murtagh der Königin uns sah erst auf Dorn und dann wieder zu der Königin.

,,Nun gut, da jetzt alle hier sind, können wir beginnen. Morzan, wir haben an dem Tag eurer Ankunft hier in Elesmèra schon darüber spekuliert euch gleich zu töten. Die Gründe die dafür sprechen sind zahlreich, und jetzt sagt mir, warum sollten wir das nicht auch tun?"
Der Drachenreiter schwieg. Er wusste ja selbst nicht, warum sie ihn nicht töten sollten, er selbst hätte sich hingerichtet. Oder? Etwas hatte sich in ihm verändert. Er hatte sich verändert.
Er atmete einmal tief durch und sah zu Murtagh, der ihn erwartungsvoll ansah.
,,Weil ich nicht mehr so bin, wie ich vor ein paar Tagen noch war. Ich habe mich geändert. Jemand hat mich verändert. Ich weiß, dass alles was ich angerichtet habe falsch ist, und war. Aber ich hatte keine Wahl. Galbartorix kannte meinen Wahren Namen. Ich hatte also wirklich keine Wahl."
,,Aber warum hast du dich dem falschen König angeschlossen?", fragte nun einer der anderen Elfen. ,,Das geht euch nichts an."
,,Aber wenn ihr uns keine Gründe nennt, oder nennen wollt, dann spricht auch nichts dafür, euch am Leben zu lassen. Als ist das eure letzte Antwort?"
,,J.."
,,Ihr habt sehr wohl Gründe! Er hat Arya befreit! Brom, Eragon und meine Mutter befreit! Mir zur Flucht verholfen und hat uns alle hier her gebracht. Und...ich weiß, warum er sich Galbartorix angeschlossen hat.", rief Murtagh und wurde am ende immer leiser. Sein Vater funkelte ihn wütend und traurig zu gleich an.
,,Aber, es sind sehr persönliche Gründe, die wirklich nicht alle hier etwas angehen.", sagte Murtagh aber, als er den bittenden Blick seines Vaters sah. Er konnte diesen ganzen Elfen nicht einfach alles sagen, und erst recht nicht, wenn sein Vater das nicht wollte.
,,Es war wegen diesem Mädchen stimmts?", mischte sich Ormis plötzlich ein. Morzan sah plötzlich wütend zu seinem Sohn. Der aber nur kaum merklich den Kopf schüttelte.
,,Du bist damals einfach weg gegangen, nachdem du dich Tage lang eingesperrt und jeglichen Kontakt verweigert hast. Ich habe dich und Variona zurück nach Elesmèra gebracht und dann bist du abgehauen.", fügte Ormis noch hinzu. Morzan hatte den Blick gesenkt und hatte nur geschwiegen. ,,Meine Gründe waren Verzweiflung. Und Hoffnungslosigkeit. Aber im Anbetracht der Elfen, sind das nun mal keine Gründe!", murmelte Morzan gerade so laut, dass nur Ormis es hören konnte. ,,Galbartorix hörte zu! Er hat mir ein schöneres Alagaesia vorgegaukelt. Aus Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, habe ich ihm alles abgekauft. Ich wollte ihm glauben. Er hat mir Hoffnung gegeben. Oder besser gesagt vorgegaukelt. Ich weiß jetzt, dass ich Fehler gemacht habe viele sogar. Aber wenn ich diese Fehler nicht gemacht hätte, hättet ihr nun einen Drachenreiter samt seinem Drachen weniger, mich auf der Seite des falschen Königs und ich hätte keinen Sohn.", während er das letzte gesagt hatte, hatte er zu Murtagh gesehen, der nun leicht lächelte.
,,Das ist wohl wahr. Ich weiß, was es bedeutet jemanden zu verlieren, den man geliebt hat. Und ich weiß auch, dass es einen in den Wahnsinn treiben kann. Wir werden uns beraten, Morzan, und morgen dein Urteil bekannt geben. Da ich aber für nichts garantieren kann, erlaube ich, dass du den heutigen Tag, mit deinem Sohn verbringen darfst. Jedoch, warne ich dich Morzan, stellt ja nichts blödes an. Und Dorn darf den Tag mit seiner Mutter verbringen. Weil ich auch weiß, wie schwer es ist, nicht genau zu wissen, wie es seinen Kindern geht.", sprach die Königin und strich dem weißen Raben über sein Gefieder. Auch wenn die Elfen die in ihrer Nähe standen sofort protestierten, befahl sie ihren Wachen Morzan von den Ketten zu befreien. Murtagh ließ Dorn auf den Boden springen, der dann gefolgt von Saphira auf Variona zu lief. Beide waren schon ein Stück gewachsen. ,,Ihr dürft gehen. Wir haben noch eine lange Diskussion vor uns."; lächelte Islanzadi und nickte den Wachen am Tor zu, welche die Tore öffneten und die anderen heraustreten ließen. Dorn, Variona und Saphira stapften natürlich zuerst hinaus. Morzan lief neben seiner Drachendame und standen einfach nur da. Sie konnten nicht mit einander kommunizieren, zumindest nicht geistlich. Murtagh blieb etwas entfernt von seinem Vater stehen, und bemerkte, dass sich Fraya etwas schüchtern zu ihm gestellt hatte.
,,Ich wollte dir nur sagen, dass ich es wirklich gut fand, dass du nichts verraten hast, weil den Vater es nicht wollte. Ich, glaube ich hätte es verraten. Aber, naja, es war wirklich nett von dir. Soll ich dr und deinem Bruder mal die Gegend hier zeigen? Ich denke es wird euch hier sicher gefallen.", lächelte sie und Murtagh konnte nur nicken.
,,Wie wäre es mit morgen? Heute solltest du den Tag ja mit deinem Vater verbringen. Und wenn man mich fragen würde, ich bin dafür, dass dein Vater am leben bleibt. Jeder verdient eine zweite Chance.", sagte sie noch und verschwand dann. Murtgh starrte ihr mit halb offenen Mund nach.
,,Mach deinen Mund zu, sonst fliegt noch etwas rein.", schmunzelte Morzan, der hinter ihm stand.
Anstatt ihm zu antworten, umarmte er seinen Vater erst einmal. ,,Danke, dass du nichts gesagt hast. Auch wenn Ormis es dann verraten hat. Trotzdem danke, Kleiner."
,,Manche Fehler sind auch ganz nützlich."
Leise lachend, drückte Morzan seinen Sohn noch kurz an sich, ehe er ihn etwas von sich schob.
,,Willst du mit mir und Variona ein bisschen über Elesmèra fliegen? Dorn kann natürlich mit kommen. Saphira ist so viel ich weiß, mit deinem Bruder mit gegangen, also willst du?"
Murtagh nickte schnell und lief dann zu Variona, die im Gras lag, damit sie beide besser aufsteigen konnten. Dorn wurde von Morzan an seinen Reiter weiter gereicht, und schließlich von diesem festgehalten, ehe Morzan sich hinter ihnen in den Sattel schwang. Mit einem kräftigen Satz stieß sich die Drachin vom Boden ab und gewann durch wenige Flügelschläge schon sehr viel Höhe.

Morzans VermächtnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt