Wunschgedanken

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Zurück in Elesmèra gab es mehr als nur ein paar Komplikationen. Die Elfen hatten versucht Cassian anzugreifen, wenn die Rìn nicht gesehen hätten. Dieser war sofort auf die Elfen zu gesprungen und hatte geknurrt und gefaucht, um diejenigen zu vertreiben, die seinen Reiter angreifen wollten, war jedoch sofort wieder zu seinem Vater gelaufen und hatte sich versteckt. Arya hatte dann die Umstände erklärt und letztendlich dafür gesorgt, dass man sie passieren ließ. Jedoch nicht ohne Cassian genau im Auge zu behalten. Zuerst mussten sie nun die Königin aufsuchen, da diese einen genaues Bericht haben wollte. Dabei wurde keine Rücksicht auf die Reiter genommen, die den ganzen Tag durchgeflogen waren und nun auch dermaßen Gesäßschmerzen hatten.
Dorn hatte sich, trotz des Verweigern seines Reiters dazu bereit erklärt Cassian und seinen Sohn bei sich mit fliegen zu lassen. Schon jetzt wussten die Reiter und auch ihre Drachen, dass Rìn noch schlimmer werden würde, als Lyn, der sich bereits bestens mit seinem kleinem Bruder verstand. Natürlich spürte der schwarze Drache die Unruhe seines Reiters und wurde dadurch selbst ein wenig verängstigt. Selbst Dorn und Saphiras Worte, konnten den kleinen nicht beruhigen. Immerhin hatte er sich ja Galbartorix' Sohn als Reiter ausgesucht.
Auch Murtagh fühlte sich nicht wohl dabei, seinen Fast-Mörder hinter sich sitzen zu haben, doch was hätte er denn tun sollen? Dorn war immerhin der Drache und musste ihn ja auch gar nicht mitnehmen, also hatte er auch nicht die Wahl gehabt. So hatte er wenigstens ein kleines bisschen über Cassian erfahren können. Zufälligerweise, hatten sie beide den selben Schwertkampf Lehrmeister gehabt, Tornac. Leider war dieser in einer Schlacht ums Leben gekommen und Murtagh hatte einen neuen Meister bekommen.
Keiner der Reiter hatte Lust, mit der Königin zu sprechen. Es war schon sehr spät und auch die Kälte hatte ihren Tribut gefordert. Sowohl von den Reitern als auch von den Drachen. Niemand war nun in guter Stimmung.
,,Nehmt es meiner Mutter bitte nicht übel. Sie macht sich eben Sorgen um uns alle und um ihr Volk. Ich bin mir sicher, dass sie Rücksicht auf uns nehmen wird und euch nicht allzu lange aufhalten wird.", rief Arya den anderen zu. Da sie noch immer auf ihren Drachen saßen, war es unmöglich dass sie alle nebeneinander liefen. Vor allem, da alleine Variona schon so breit war, wie Dorn und Saphira zusammen.
,,Ist schon okay.", knurrte Morzan gereizt. Jeder wusste, dass es nicht okay war, da vor allem Morzan sehr ungemütlich war, sobald ihm zu kalt wurde oder er müde war.
Zwischen Cassian und Murtagh hatte sich wieder eine unangenehme Stille ausgebreitet, was dem jungen Mann mehr als nur ärgerte. Er konnte es dem Sohn Morzans ja nicht einmal übel nehmen, dass er ihn hasste, ein Dolch im Magen und in der Hand war nun mal keine angenehme Situation, dass wusste er selbst auch, dennoch gab er sich zumindest Mühe, eine wenigstens akzeptable Atmosphäre zwischen ihm und dem Jungen zu schaffen. Kinder waren eben so. Stur und manchmal auch nervig. Rìn, der am Bein seiner Vaters wieder heraufgeklettert war, schenkte seinem Reiter einen aufheiternden Blick. Der kleine Drache wusste ja, dass der junge Mann sich Mühe gab und fand es auch nicht gerade nett von Murtagh, dass dieser die Bemühungen Cassians einfach ignorierte.
,,Du solltest ihn nicht einfach so ignorieren, Kleiner. Er kann ja auch nichts dafür.", meinte Dorn nachdenklich und sah kurz zu Murtagh, welcher den Umhang eng um sich geschlungen hatte.
,,Er hätte mich nicht töten müssen, sondern er wollte es! Ich will ihn noch ein bisschen zappeln lassen. Immerhin, hätte er ja auch fast dich getötet und seinem Drachen den Vater genommen, also nimm das alles nicht allzu leicht, Dorn. Ich weiß, dass ich vielleicht ein wenig abweisend bin und eigentlich auch nicht gerade freundlich deinem Sohn gegenüber, aber ich will und kann es diesem möchte gern Prinzen nicht verzeihen, dass er uns beinahe umgebracht hat. Ich weiß auch, dass Rìn ja nichts dafür kann und er wirklich gerne hätte, dass ich mich mit seinem Reiter verstehe, aber wenn er wüsste, dass sein eigener Reiter fast seinen Vater getötet hätte, wie würde das alles denn dann aussehen?", antwortete der junge Drachenreiter und bemerkte gar nicht, wie Cassian ihn vorsichtig antippte. So weit hatte er es also gebracht. Ein Mann fürchtete sich vor ihm! Ganz toll!
,,Ähm...die anderen steigen alle ab, sollten wir das nicht auch tun?", fragte er zögernd und wartete geduldig auf die Antwort seines Gegenübers.
,,Ja. Ich denke schon."
Geschickt öffnete der junge Mann die Beinschnallen an seinen Füßen, dafür stieg er jedoch recht ungeschickt von Dorns Rücken, der amüsiert zu seinem Reiter aufblickte, welcher nur grinste. Rìn streckte sich und gähnte kurz, ehe er wieder zu Galbartorix# Sohn lief und sich von diesem auf den Arm nehmen ließ.
Dorn legte sich auf den Boden damit wenigstens Murtagh ein wenig eleganter hinunter klettern konnte. Jedoch sprang Dorn zu früh wieder auf und sorgte somit dafür, dass sein Reiter auf dem Boden landete. Laut fluchend warf Murtagh dem roten Drachen einen finsteren Blick zu, welcher jedoch ignoriert wurde. Da auch ein Drachenmännchen sehr auf sein Äußeres achten musste, begann der Rote sich erst einmal ausgiebig zu putzen.
Freundlich lächelnd hielt Cassian dem Jungen vor ihm seine Hand hin, welche nach einem kurzen Zögern auch ergriffen wurde.
Die anderen hatten währenddessen schon eine kleine Gruppe gebildet und warteten nun auf die beiden schwarzhaarigen. Die kleine Drachenfamilie hatte sich eng aneinander gekuschelt auf den Boden gelegt und wartete nur noch auf Dorn und Rìn, welche sich natürlich ohne zu zögern zu ihnen legten.

Die Königin wartete schon ungeduldig auf den Bericht der Reiter. Ihr war die Neuigkeit eines weiteren Reiters nicht entgangen, was sie nur noch ungeduldiger werden ließ. Als die Tore geöffnet wurden, traten endlich die Reiter ein. Die Drachen hatten sich wohl schon zu Ruhe gesetzt.
Als erstes fielen ihr die Gesichter der Ankömmlinge auf. Sie wirkten alle sehr gereizt. Immerhin waren sie den ganzen tag lang geflogen und mussten sich jetzt auch noch mit der Elfenkönigin unterhalten. Dann fiel ihr Blick auf einen schwarzhaarigen jungen Mann, der eher etwas abseits der anderen lief. Als würde er gar nicht dazu gehören. Meister Ormis war ebenfalls anwesend und auch recht interessiert von dem schwarzhaarigen.
,,Ich hoffe ihr seid mir nicht allzu böse, dass ich euch nach so einem Flug und der Schlacht noch störe und aufhalte. Aber je schneller ich den Bericht bekomme, umso schneller kann ich mir einen Überblick über die Lage beschaffen. Ich hoffe ihr nehmt mir das nicht zu übel. Wie ich sehe, haben wir einen neuen Reiter? Unter uns.", stellte die Königin freundlich fest und lächelte sachte.
Cassian trat vor und rang sich ebenfalls ein Lächeln ab.
,,Ich bin Cassian.", stellte sich der junge Mann leise vor und wagte es nicht aufzusehen. Von dem Krieger, der Murtagh beinahe umgelegt hatte, war nichts mehr übrig.
,,Dann bist du also der Sohn des Königs.", stellte Ormis fest. Er klang dabei nicht unfreundlich oder verurteilend. Im Gegenteil. Er klang sogar freundlich.
,,Ja, der bin ich.", stöhnte der Prinz und fühlte sich wirklich unwohl in seiner Position. Er hatte immerhin beinahe einen der Drachenreiter getötet und das nicht nur, weil er dazu gezwungen worden war. Er hätte es freiwillig gemacht.
,,Du musst hier keine Angst haben. Wir haben nicht vor dich zu töten, foltern oder sonst etwas. Du bist der weitere Drachenreiter, stimmts?", fragte der silberhaarige Elf und machte ein paar Schritte auf die Ankömmlinge zu.
,,Wie ist der Name des Drachen?", wollte Islanzadi wissen und ließ sich auf ihren Thron sinken. ,,Es ist ein Männchen und ich habe ihn Rìn genannt.", erzählte Cassian immer noch sehr leise, was Murtagh mehr als nur amüsant fand.
,,Sei nicht so, Murtagh! Ich weiß, dass er uns beinahe umgebracht hätte, aber dennoch, du hast dich auch in so einer Lage befunden, als du bei den Varden angekommen bist. Ich weiß, dass es schwer ist, jemandem so etwas zu verzeihen, aber ich habe es getan. Für meinen Sohn. Und wenn du mir einen Gefallen tun wolltest, dann würdest du dich mit Cassian zumindest vertragen. Hr werdet sicher noch Seite an Seite gegen den König kämpfen und du musst dich dann auf ihn verlassen können und er sich auf dich. Je früher ihr euch also vertragt, umso schneller wächst euer Vertrauen zu einander. Meister Ormis wird dir genau dasselbe sagen. Und das weißt du. Bitte beeilt euch. Ich bin müde und würde gerne schlafen. Und das geht nicht, wenn ich nicht sicher sein kann, dass du in Sicherheit bist. Ich hätte dich schon mal beinahe verloren. Ich lass dich jetzt nicht mehr aus den Augen, bis Galbartorix tot ist.", meinte Dorn müde und zog sich wieder aus dem Geist seines Reiters zurück.
,,Ich bin mir sicher, dass ihr müde seid. Deshalb werde ich nur meine Tochter befragen und wenn ich noch etwas wissen möchte, dann werde ich mich morgen während dem Frühstück danach erkundigen. Ormis-Elda, wärt Ihr so nett und begleitet unseren neuen Reiter zu dessen Unterkunft? Vielleicht hat er ja auch noch die eine oder andere Frage. Ich wünsche euch allen noch eine erholsame Nacht.", damit verließen die Drachenreiter inklusive Ormis die Königin und traten nach draußen.

Sofort blies ihnen der kalte Wind entgegen. Weshalb Morzan schon wieder begann herum zu fluchen. Murtagh grinste und stapfte zu Dorn hinüber, welcher sofort seinen Flügel hoch hob, damit sein Reiter darunter laufen konnte. Rìn sprang auf seinen Reiter zu und machte es sich in dessen Armen bequem.
Fraya wurde ebenfalls von Fey vor dem Wind geschützt. Als sich ihre Blicke kurz trafen lächelte die junge Elfe leicht.
Dorn gab ein amüsiertes Grummeln von sich und stupste seinen jungen Reiter sachte an.
,,Wann wirst du denn jetzt endlich mal etwas tun, hm? Das ist ja nicht mitanzusehen! Ich bin mir sicher, dass sie mindestens genauso für dich fühlt, wie du für sie. Du solltest endlich mal den ersten Schritt machen, ansonsten macht es dein großer Bruder, sei dir dabei sicher. Aber jetzt sollten wir schlafen gehen. Du bist noch immer nicht ganz bei deinen Kräften und brauchst so viel Schlaf wie du kriegen kannst. Also, setz dich in Bewegung.", meldete sich Dorn. Wahrscheinlich war er der fürsorglichste Drache, den Murtagh je gesehen hatte. Er nickte leicht, wünschte den anderen noch eine gute Nacht, ließ sich von seiner Mutter noch schnell an sie drücken und machte sich dann gemeinsam mit dem roten Drachen auf den Weg in ihre Unterkunft. Der Mond schien schon vom Himmel herab und tauchte den Wald in ein kaltes Licht. Der Herbst war nun mit allem drum und dran hier, nur eines fehlte. Die Blätter die sich langsam verfärbten und vom Baum fielen. Hier in Elesmèra waren die gesamten Bäume noch strahlend grün. Das war wirklich schade. Gerne hätte der Junge seinen ersten Herbst den er in Freiheit verbrachte, in vollen Zügen genossen. Auf der Burg seines Vaters, hatte er nur beobachten können, wie sich die Blätter verfärbten und langsam vom Baum fielen, bis nur noch die Äste übrig waren. Oft hatte er sich vorgestellt, wie er im Wald herum lief und die fallenden Blätter auffangen würde oder sich einen Blätterhaufen zu machen, auf dem er das liegen konnte oder einfach mal hinein springen und einfach ein Kind sein. Hier war das nicht möglich.
,,Wir werden schon noch in Laubhaufen springen können. Und vielleicht kannst du das in ein paar Jahren ja auch mit deinem Sohn machen. Was denkst du? Kleine Halbelfen die dich ständig nerven und schreiend und brüllend durch die Burg rennen? Klingt doch schön oder?", schmunzelte Dorn um den sechzehnjährigen ein wenig aufzuheitern.
Leise lachend lief Murtagh die Treppen zu seiner Unterkunft hinauf. Dorns Vorstellung klang wirklich schön.
,,Träum nicht auf der Treppe sondern in deinem Bett!", maulte Dorn, der bereits im Baumhaus lag und nur noch auf Murtagh wartete.
Grinsend kam der schwarzhaarige in seiner Unterkunft an und zog sich erst die Stiefel und dann den Umhang und seinen Wams aus, ehe er sich müde und erschöpft auf das Bett fallen ließ.
,,Gute Nacht Dorn.", gähnte er noch und schlief schon nach wenigen Minuten ein.

Morzans VermächtnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt