An gar nichts....

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Ein kleines Zimmer in einem riesigen Krankenhaus genau im Zentrum von New York. In diesem Zimmer mit den schneeweißen Wänden liegt Elin McConnall auf einem Krankenhausbett. Sie ist an mehrere Geräte gebunden und eine Krankenschwester besucht sie jede halbe Stunde. Elin McConnall ist eine Mitte 40-jährige Frau, die gerade ihren Traumjob in einem Kindergarten bekommen hat. Sie ist eine alleinstehende Mutter, die zusammen mit ihrer Tochter in einer kleinen Wohnung in New York lebt. Diesen Krankenhausaufenthalt kann sie aus eigener Tasche nicht bezahlen. Ihre Augen sind geschlossen und ihre Brust senkt und hebt sich regelmäßig. Ihre vollen Lippen sehen ganz trocken aus und die Röte, die sie sonst immer in ihrem kleinen Gesicht hat, ist verschwunden.

Doch was sie nicht weiß ist, wenn sie die Augen öffnet, verändert sich ihr ganzes Leben. Vor dem Zimmer haben sich mehrere Polizisten versammelt und warten nur darauf, dass sie aufwacht. Finn Harris, der Leiter der TaskForce hat seine Handschellen schon in der Hand und sein Blick hängt an der Türklinke. Er wartet schon seit 2 Jahren auf diesen Moment. Endlich darf er die Person festnehmen, die für den Tod von 20 Menschen verantwortlich ist. Die Person, die ihn wie einen unfähigen Polizisten dargestellt hat. Seine Hände fangen vor Aufregung an zu zittern und er wippt von einem Bein auf das Andere.

"Wie lange braucht das noch? Ist sie immer noch nicht wach?". Seine Stimme ist kalt, aber man kann die Aufregung deutlich heraus hören.
„Finn du solltest dich echt beruhigen", seine rechte Hand Eric meldet sich endlich zu Wort. Er arbeitet schon von Anfang an mit Finn zusammen, aber er ist nicht so aufgeregt. Aus irgendeinem Grund hat er ein schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache. Dadurch kassiert er nur einen vernichtenden Blick von Finn.

Kurz darauf kommt auch schon eine Krankenschwester auf sie zu, begrüßt sie kurz und verschwindet auch schon im Zimmer. Die Spannung bei Finn steigt immer mehr an und man hört ihn laut einatmen. Die Krankenschwester kommt sehr schnell wieder aus dem Zimmer mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Frau McConnall ist aufgewacht. Ich hole sofort den Arzt", dann ist die Krankenschwester auch schon verschwunden. Ohne Erlaubnis oder Befugnis stürmt Finn ins Zimmer der verletzten Frau und rennt schon fast wie ein Biest auf sie zu.

„Polizei! Ich bin Agent Finn Harris und nehme sie hiermit fest auf Verdacht von 20 Morden!", man hörte das Klirren der Handschellen von drinnen. Eric fängt schon laut an zu fluchen und betritt auch das Zimmer, nur um ein komplettes Desaster vor Augen zu haben. Finn probiert der armen Frau mit Wucht die Handschellen anzubringen, während diese schmerzerfüllt das Gesicht verzieht. Sofort packt Eric Finn an den Schultern und zieht in von der Frau weg. Aber er ist nicht stark genug und bekommt sofort Hilfe von den restlichen Polizisten. Sie drücken alle Finn Harris auf den kalten Boden, aber dieser hört nicht auf sich zu wehren. Während der ganzen Situation bleibt der Blick von Eric jedoch an Elin hängen. Ihre Augen haben sich mit Tränen gefüllt und sie liegt da wie ein hilfloses Kleinkind. Sie sieht so zerbrechlich aus. Gar nicht wie eine Mörderin. Vor allem nicht wie eine, die 20 Menschen auf schmerzhafte Art und Weise ermordet hat. Sofort richtet sich seine Aufmerksamkeit aber wieder auf Finn. Das ganze Zimmer wird von seinen lauten, schon fast erschreckenden Schreien erfüllt.

„Was ist den hier los! Herr Harris!". Eine laute tiefe Stimme lässt die entstandene Blase von Anspannung plötzlich platzen.
„Wer hat ihnen in Gottes Namen das Recht gegeben ohne jegliche Erlaubnis oder Befugnis meine Patientin zu belästigen?!", ein älterer, großer Mann sieht runter zu Finn Harris. Er trägt seine kleine Brille sehr weit vorne auf der Nase und man riecht, dass er schon mehr wie 3 Kaffees hatte.
Finn erhebt sich sofort, nachdem er die Polizisten von sich runter bekommen hatte. Er baut sich vor dem Arzt auf und seine Worte verlassen seinen Mund wie ein Wasserfall: „Ihre Patientin ist meine Tatverdächtige für über 20 Morde! Ich werde sie jetzt festnehmen und mitnehmen! Herr Anderson".

Man hört im Hintergrund wie Elin laut einatmet und daraufhin ängstlich aufwimmert.
Herr Anderson wirft ihr einen kurzen, beruhigenden Blick zu und wendet sich dann wieder Finn Harris zu.
„Sie hat einen Autounfall erlitten und ist erst gerade aufgestanden! Sie ist meine Patientin und ich entscheide, wann sie das Krankenhaus verlassen darf. Wir müssen sie erstmal untersuchen! Bitte warten sie draußen im Gästebereich, bis ich mich bei ihnen melde.". Die Worte von Herr Anderson dulden keine Widerrede. Trotzdem macht Finn die Anspielung darauf zu antworten, wird aber sofort von Eric am Arm gepackt und aus dem Zimmer gezogen. Er wehrt sich jedoch stark, aber ohne Erfolg.

Nachdem die ganzen Polizisten das Zimmer verlassen haben, läuft Herr Anderson auf Elin zu und setzt sich vorsichtig auf ihre Bettkante. Sein Blick ist die ganze Zeit auf sie gerichtet und er wartet gespannt darauf, dass sie die ersten Worte sagt. Aber sie macht keine Anzeichen darauf irgendetwas zu sagen. Ihr Blick scannt immer wieder den ganzen Raum aus und bleibt immer wieder an der Tür hängen. Es vergehen mehrere Minuten, in denen die Stille beide erdrückt.

„Warum bin ich hier?", endlich passiert das, worauf Herr Anderson wartet.
„Sie sind im New York Central Hospital. Können sie sich noch an den Autounfall erinnern?", bei dieser Aussage verwandelt sich ihr Gesichtsausdruck in einen fragenden.
„Autounfall?!", ihre Stimme zittert und ihre Augen füllen sich schon wieder mit Tränen. Aber diesmal schaut Herr Anderson sie auch fragend an. Sein Gehirn beginnt zu rattern und er sucht ihren Kopf nach Verletzungen ab mit seinem Blick.
„Können sie sich nicht mehr daran erinnern, Frau McConnall?".

Er hat Hoffnung auf eine logische Erklärung. Die Augen von Elin weiteten sich und ihre ersten Tränen fangen an zu fließen.
„Wer ist Frau McConnall? Welcher Autounfall?", ihre Stimme ist ganz schrill und sie verkriecht sich immer mehr auf der anderen Seite des Bettes, zieht ihre Beine an sich ran und macht sich ganz klein. Langsam bekommt Herr Anderson auch Panik und steht vorsichtig auf.
„Sie sind Frau McConnal. An was können sie sich den erinnern?", er probiert die Ruhe zu bewahren.
„An gar nichts...", diese drei Worte verlassen ihre Lippen voller Angst. In dem Moment klickt es in dem Gehirn von Herr Anderson. Die ganze Sache wird viel mehr Geduld und Zeit brauchen wie erwartet.
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Hallöchen😊
Also das ist mein erstes Kapitel. Ich schreibe zum ersten Mal aus so einer Perspektive......
Gefällt sie euch oder ist es eher nervig zu lesen?

Bis zum nächsten Mal und bleibt gesund🙃
L.G. Selin

Die AnklageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt