Der Unfall

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Es spricht eine weibliche Stimme am anderen Ende der Leitung: " Herr Harris...Ich würde mich gerne mit ihnen unterhalten...".

Nach diesem Telefonat ist Finn auch schon sofort zu seinem Auto geeilt und hat einen verdatterten Eric und seine Kollegen zurück gelassen.
"Wer hat ihn überhaupt angerufen?", fragt Eric die Anderen stirnrunzelnd. Doch diese zucken als Antwort nur mit den Schultern.
Danach macht er sich aber auch schon auf den Weg in sein Büro, um noch die restlichen Unterlagen zum Unfall durchzuschauen. Er selber ist am Tatort leider nicht anwesend gewesen, deshalb muss er sich jetzt mit den Protokollen der Anderen zufrieden geben. Dafür macht er sich zuerst aber Mal einen starken Kaffee und lässt dich dann unmotiviert auf seinem Stuhl nieder. Heute wird er wohl wieder die Nacht durchmachen müssen.

Genau das Gleiche gilt auch für Finn, denn Elin ist diejenige gewesen, die angerufen hat. Er ist sofort so schnell wie möglich zum Krankenhaus geeilt. Am liebsten will er sie einfach festnehmen, jedoch geht das nicht und er muss es einsehen. Deshalb probiert er während der ganzen Fahrt tief ein und aus zu atmen, um die Ruhe zu bewahren.

Die zitternde Elin wartet schon auf ihn. Das Handy mit dem sie den Anruf getätigt hat, liegt immernoch in ihrer Hand und wird fest von ihren Fingern umklammert.
War das die richtige Entscheidung?
Dieser Gedanke schwirrt ihr nur so im Kopf umher. Sie ist einfach neugierig, aber hat Angst zugleich. Doch dieses belastende Gefühl in ihrer Brust scheint sie schon fast zu töten und sie weiß, dass es nur weggeht, wenn sie endlich erfährt, warum sie hier gelandet ist. Warum ist sie in so einer Situation gelandet? Wieder denkt sie an den Traum zurück. Die Krankenschwester hat es einen Flashback genannt. Doch für sie war es einfach nur ein Albtraum, so muss es einfach sein.

Denn sie hat recherchiert und einen Flashback erleidet man nur über Sachen, die man wirklich erlebt hat oder über die man bis ins kleinste Detail informiert ist.

Ihr Bewusstsein spielt nur mit ihr. Zumindestens redet sie sich das schon seit dem sie aufgewacht ist ein. Das geht auch so lange weiter, bis Finn Harris in das Zimmer stürmt.
"Entschuldigen sich mich bitte! Ich habe länger gebraucht herzukommen wie erwartet", seine Stimme ist nicht mehr so wutgeladen und er scheint auch deutlich ruhiger zu sein. Elin atmet erleichtert aus. Vielleicht kann sie ja doch ein normales Gespräch mit ihm führen.
"Warum haben sie angerufen? Können sie sich wieder an alles erinnern oder haben sie eingesehen, dass es unnötig ist zu lügen?", da ist er wieder. Der Finn Harris von ihrer ersten Begegnung. Energisch lässt er sich auf den Stuhl rechts von ihrem Bett fallen und schaut sie finster an. Jegliche Vorbereitungen sich ruhig zu verhalten haben seinen Körper verlassen und am liebsten würde er ihr an den Kragen gehen.

Seine Gedanken wandern zu den ganzen Opfern. Wie jedes einzelne von ihnen tot da liegt in ihrem eigenen Blut. Jeder einzelne Tatort ist in seinem Gehirn verankert, als hätte er sie erst gestern gesehen. Er erinnert sich an den Tag zurück, als er einen Anruf bekommen hat. Die Person hat von einem Unfall gesprochen und als das Wort Todesengel gefallen ist, ist er sofort los. Er hat Elin in ihrem Auto aufgefunden, das mitten auf der Autobahn lag. Es hat sich zwei Mal überschlagen. Es ist schon da ein Wunder gewesen, dass die es lebend heraus geschafft hat.

Langsam hebt er seinen Kopf wieder und schaut in ihre Augen. Sie wirkt so unschuldig. Ihre Augen sehen so hilflos aus, wie die eines kleinen Kindes, das seine Eltern verloren hat. Er ist fast auf den hilflosen Blick hinein gefallen. Fast. Er hasst sie. Hass.
Für Finn ist dies eigentlich ein sehr hartes Wort. Jemanden zu hassen. Aber bei Elin ist es anders. Er hasst sie für alles, was sie getan hat. Noch nie ist er so weit gegangen jemand tiefgründig zu hassen. Oft hat er auch immer die Perspektive der Täter angeschaut. Sie probiert zu verstehen. Aber hier sieht er keinen nötigen Grund dafür. Also nimmt ihn mit jeder Sekunde, in der er ihr in die Augen schaut, ein Hass ein. Ein Hass auf Elin. Oder genauer gesagt ein Hass auf den Todesengel.

Elin bewegt keinen einzigen Muskel und probiert nur dem stechenden Blick von Finn standzuhalten. Zitternd fängt die dann noch etlichen Minuten an zu sprechen: "Sie haben von einem Unfall gebrochen. Ähm also ich kann mich leider nicht erinnern...deshalb wollte ich die fragen, ob die mit etwas darüber erzählen können, damit ich mein Gedächtnis auffrischen kann und vielleicht fange ich ja auch an mich wieder an Sachen zu erinnern..".
Sie bettelt ihn schon fast an so verzweifelt ist sie.

Man hört Harris laut und genervt einatmen: "das ist hier eigentlich nicht meine Aufgabe, aber wenn es ihnen hilft..".

Während Finn sich mit Elin im Krankenhaus unterhält, ist Violet schon Zuhause angekommen und hat sich an ihrem Schreibtisch niedergelassen. Sie hat sich aus ihren schwarzen High Heels befreit und es sich in einer Jogginghose und einem einfachen T-Shirt gemütlich gemacht. Eine dampfende Tasse Tee ist gleich neben der Mappe, die sie von Eric bekommen hat. Mit zitternder Hand öffnet sie diese, um die Aussage der Zeugin durchzulesen. Doch als sie schon den ersten Satz liest, bildet sich ein Kloß in ihrem Hals.

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Es tut mir echt Leid, dass jetzt lange nichts mehr kam. Schule hat mich echt gestresst.

Ich hoffe das Kapitel gefällt euch (:

Lg Selin <3

Die AnklageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt