Grinsen

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Bei ihrem Anblick bricht das Herz von Eric, aber das ist nun mal sein Job und den muss er machen.

Ohne ihr weiter erklären zu können, was genau alles passiert ist, klopft es an der mittlerweile geschlossenen Tür. Langsam öffnet sich die Tür und ein kleiner Kopf taucht auf. Erst nach ein paar verstrichenen Sekunden wird dieser jedoch von Elin und Eric bemerkt, da er einem kleinen Mädchen gehört. Das noch achtjährige Mädchen betritt schüchtern das Zimmer und sucht schon nach ihrer Mutter. Eine Krankenschwester folgt ihr. Sofort nach dem sie ihre Mutter erblickt hat, rennt sie auch schon auf sie zu.

"Mami! Mami! Ich habe dich so vermisst!", erwartungsvoll stellt sie sich an Elins Bett und wartet darauf von ihr in den Arm genommen zu werden. Aber Elin schaut sie nur unglaubwürdig an. Fragend hebt sie eine Augenbraue und wirft daraufhin rüber einen Blick zu Eric. Dieser jedoch hat seinen gesenkt. Das Mädchen fängt nach vergangenen Minuten an zu quengeln.
Die Anspannung im ganzen Raum ist deutlich spürbar.
"Mami!", die Stimme des Mädchens ist schon am zittern vor Emotionen. Elin macht aber keine Anspielung darauf sich zu bewegen, dann kommt auch schon die Krankenschwester dazwischen und nimmt das Mädchen vorsichtig in den Arm.
"Mami ist etwas müde, lass uns erstmal was kleines Essen und dann kommen wir nochmal, einverstanden?", ohne auf eine Antwort zu warten, ist sie auch schon mit dem Mädchen verschwunden und die Tür wieder geschlossen.

Daraufhin breitet sich eine Stille aus und man hört nur die Sirenen der Krankenwagen von draußen. Elin fängt langsam an den Händen zu schwitzen und ihre Kopfschmerzen nehmen wieder zu. Die Verwirrung und die ganzen Fragen, die sie hat, sind immer noch nicht lösbar. Ihre Haut wird von einer Gänsehaut überzogen. Ihre Gedanken bleiben an dem kleinen Mädchen hängen, dass sie gerade noch Mami genannt hat.
Warum kann sie sich nicht an das Mädchen erinnern? Warum versinkt sie bei jedem Versuch in einem schwarzen Loch? Ist sie etwa verrückt?

"Sie ist ihre Tochter", zweifelnd schüttelt Elin ihren Kopf.
"Dann müsste ich mich doch an sie erinnern. Eine Mutter erinnert sich an ihr Kind", aber das ist nur eine Art sich selbst zu veräppeln. Sie will sich vor dem Schmerz schützen.
"Es ist etwas kompliziert. Sie hatten einen Autounfall und haben ein Schädeltrauma erlitten und dadurch Gedächtnisverlust", das ist das Einzige, was Eric sicher wusste. Der Rest ist auch ihm noch ein Rätsel. Wie es zu diesem Unfall gekommen ist oder warum unbedingt Elin beschuldigt wird? Er weiß es selber nicht. Sie ist in seinen Augen unschuldig, auch wenn das absurd klingt. Elin öffnet gerade wieder ihren Mund, aber wird von Eric unterbrochen: "Ich glaube für heute ist es genug. Ich werde sie morgen nochmal besuchen und wir werden dann das Gespräch weiterführen". Schlussendlich steht er auch auf und greift nach seiner Tasche und nach seinem Mantel. Ohne auch noch einmal zurück zu Elin zu schauen, verwindet er durch die Tür. Elin bleibt zurück oder besser gesagt eine Frau, die die ganze Zeit mit diesem Namen angesprochen wurde. Doch für sie selber ist sogar dieser fremd.

Vorsichtig steht sie auf um das Badezimmer zu benutzen. Schon als ihre Füße auf den Boden setzt, zieht sich ein stechender Schmerz durch ihren Rücken und die Kopfschmerzen, die sie bewusst versucht zu unterdrücken, kommen wieder zurück. Doch sie ist stark, dass war das Einzige, was sie weiß. Als hat sich dieses Gefühl beziehungsweise diese Emotion in ihr Herz gebrannt. Nach etlichen mühsamen Minuten kommt sie aber im Badezimmer an, das gerade mal 3 Meter von ihrem Bett entfernt ist. Während sie ihre Blase entleert, wandern ihre Gedanken wieder zu diesem Mädchen. Ist dieses wirklich ihre Tochter? Wenn das wahr ist, warum kann sie sich nicht daran erinnern? Plötzlich holen sie Schuldgefühle ein. Sie muss an schrecklicher Mensch sein, wenn sie sich nicht an ihre Tochter erinnert. Um diese dann jedoch zu verdrängen, lässt sie kaltes Wasser in ihr Gesicht spritzen und wäscht ihre Hände.

Doch dabei bleibt ihr Blick an ihrem Spiegelbild im Spiegel vor ihr hängen. Sie hat einen weißen festen Verband um ihren Kopf und eine kleine Naht an ihrer rechten Augenbraue. Was ist nur mit ihr passiert? Ist das Spiegelbild wirklich sie? Warum will sie nichts wahrhaben? Sie sieht sich die Frau im Spiegel genauer an. Ihre blauen Augen, ihre kurzen Haare, die gerade Mal bis zu ihren Schultern reichen und dann noch das Grinsen, was auf ihren Lippen liegt. Einen Moment! Warum liegt ein Grinsen auf ihren Lippen? Automatisch wandern ihre Finger an ihre Lippen, aber das Grinsen verschwindet nicht. Sie kann es nicht kontrollieren! Es ist einfach da!

Dieses Grinsen ist so ekelhaft, so teuflisch. Es gefällt ihr gar nicht. Doch jeder Versuch ihre Mundwinkel zu senken versagt kläglich. Dadurch beschleunigt sich ihre Atmung und ihre Hände fangen an zu schwitzen. Ihr Herz verkrampft sich schmerzhaft, oder ist das auch nur ihr Gehirn, was mit ihr spielt? Sie kann nicht mehr in den Spiegel schauen und sinkt schmerzhaft auf ihre Knie. Ihr Rücken schmerzt fürchterlich, aber sie ignoriert es. Was ist los mit ihr?!
"Ich kann nicht mit dem Grinsen aufhören!", ist ihr Hilfeschrei und dann haben sich ihre Augen auch schon geschlossen.

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Wieder ein neues Kapitel^^
Habt ihr schon Ideen oder Vermutungen, ob sie es war oder nicht?

Bis zum nächsten Mal und bleibt gesund^^
L.g. Selin

Die AnklageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt