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Ich sehe mich jetzt noch ein letztes Mal um. Ich stehe in der Tür, sehe den Flur und die offen stehende Tür zur Küche, wie damals, als ich den unerwarteten Besuch von Präsident Snow bekam, doch fehlt etwas. Prim. Prim und meine Mutter, die wartend in der Tür standen.
Doch ist der Platz jetzt leer, genauso wie ein Platz ganz tief in mir und ich frage mich, ob es jemals eine Zeit geben wird, in der ich mir selbst nicht mehr so leer vorkomme.
Doch bevor ich mir selbst die Frage beantworten kann, reißt mich Peeta wieder zurück in die Wirklichkeit. >>Hast du noch etwas, was ich holen soll?<<
Ich drehe mich zu ihm um und fange an zu lächeln, als ich in diese blauen Augen sehen: >>Nein, ich denke, wir haben jetzt alles.<< 
>>Na, dann lass uns losgehen.<<, sagte Peeta, nimmt meine Hand und zusammen verlassen wir das Dorf der Sieger.
Wir haben sehr lange über diesen Schritt nachgedacht. Wir wussten beide, dass es sehr schmerzhaft sein wird hier ein Leben aufzubauen mit dem Gedanken, dass die Menschen, die vor über einem Jahr noch hier waren mit uns, nicht dabei sein werden. Also kamen wir zu dem Entschluss, dass wir uns ein neues Haus bauen lassen. Peeta half den Menschen so gut es ging und nach ein paar Monaten war es auch schon fertig. Doch wäre es nie so geworden, hätte uns das Kapitol nicht etwas unterstützt und sogar Haymitch half uns bzw. versuchte es, wenn er nicht grade mal betrunken war. 
Das Haus ist ungefähr so groß wie eins der Häuser im Dorf der Sieger, vielleicht etwas kleiner, doch sehr gemütlich. Das Wohnzimmer und Küche sind eins, am Ende des Raumes ensteht ein Flur mit jeweils 2 Türen, an jeder Wand eine und es gibt dort eine Treppe, die nach oben führt.
Die Tür links führt in das Badezimmer, die Tür rechts in den Vorratsraum.
Geht man die Treppe hoch kommt man in einen etwas größeren Raum mit 4 Türen. Hier ist unser Schlafzimmer, ein Arbeitszimmer und eine andere führt in einen Raum, für den wir noch keine Verwendung haben. Peeta sagte mal:>>Wir werden schon etwas finden, ich denke, dass wir den Raum schon noch irgendwann verwenden werden.<<
Ich denke, dass er diesen Raum vielleicht als eine Art Atelier nehmen möchte oder etwas ähnliches, denn ich kann mir denken, dass der Arbeitsraum zu klein werden wird für seine ganzen Staffeleien und ähnlichem.
Die letzte Tür in dem Flur führt auf den kleinen Balkon, auf den Peeta von Anfang an bestand mit dem Worten:>>Im Sommer, wenn die Sonne abends langsam runter geht, wirst du überwältigt sein von den vielen, prächtigen Farben.<< Mit dem Blick, als könnte er den Sonnenuntergang schon sehen, der so verträumt war sah er mich an und da konnte ich nur zustimmen.
Er gab sich solch eine Mühe mit dem Haus und es ist wirklich sehr schön geworden, von daher freue ich mich richtig endlich dort einziehen zu können.
Grade als wir loskommen, stürmt Haymitch aus seinem Haus raus. >>Hey, wartet, ihr könnt noch nicht gehen!<< Peeta und ich sehen uns verwundert an. 
>>Ich habe da noch etwas für euch, man macht doch Geschenke, wenn jemand in ein neues Haus zieht oder in eine neue Wohnung.<< Er kommt torkelnd auf uns zu mit einem kleinen, schlicht verpackten Geschenk. >>Erst zu Hause öffnen!<< Seine Alkoholfahne weht mir ins Gesicht. Peeta nimmt es entgegen:>>Haymitch, das ist doch nicht nötig!<< Haymitch lächelt leicht:>>Nimmt es einfach, packt es zu Hause aus, genauso wie den Rest eurer Sachen.<< >>Danke sehr.<<, sage ich und umarme ihn kurz. Er lächelt:>>Jetzt macht euch los, Kartons packen sich nicht von alleine aus Süße.<< Peeta gibt ihm auch noch eine Umarmung und dann gehen wir los. 
Wir hören noch, wie Haymitch seinen Gänsen noch etwas zubrüllt, können es jedoch nicht verstehen.
Peeta nimmt mich an die Hand, in der anderen hält er das Geschenk und fragt:>>Was glaubst du, was da drin ist?<< 
>>Ich weiß es nicht, ist es denn schwer?<< Er gibt es mir in die Hand. Es ist nicht sehr schwer, doch ist es auch nicht sehr leicht.
>>Also, Alkohol kann es schon mal nicht sein.<<, sage ich. >>Auf keinen Fall und wenn doch, kommt Haymitch bestimmt bald zu uns und fragt uns höflich, ob er ihn wiederhaben kann, da seiner alle ist.<< Wir fangen beide an köstlich zu lachen.
Auf dem Weg zu unserem Haus fällt uns auf, wie sich Distrikt 12 schon zum positiven entwickelt hat. Der Marktplatz und das Justizgebäude wurden restauriert. Der Boden ist nun mit cremefarbenen Pflastersteinen überzogen, das Justizgebäude erstrahlt in Marmorstein und kräftige Säulen wurden dran gebaut. Um den Platz gibt es nun eine Reihe Geschäfte, auch solche, die es hier sonst nicht gab. Ein Süßwarengeschäft, ein Fleischer, ein Ankleidegeschäft, eine Schneiderei, kleine Restaurants, Geschirrläden und viele mehr. Manche werden von Menschen aus Distrikt 12 geführt, manche von Menschen aus anderen Distrikten oder aus dem Kaptiol, die Menschen aus unserem Distrikt ausbilden oder mit ihnen zusammen arbeiten. Nach dem Geschäft, das exotische Früchte verkauft und vor dem, wo man sich reinsetzen kann um Caffee und Kuchen zu essen, steht eine Bäckerei, Peetas Bäckerei. Sie ist sein ganzer Stolz. In dem Schaufenster stehen prachtvoll verzierte Torten, Kuchen und Kekse. Menschen aus anderen Distrikten kaufen oft dort das Brot aus ihrem eigenen Distrikt, da Peeta der Einzige hier in 12 ist, der sie macht und verkauft.
Ich versuche Peeta manchmal in der Bäckerei zu helfen, doch stelle ich oftmals sehr ungeschickt an, weswegen er sich einen Lehrling suchte. Sein Name ist Vahn und er kommt aus dem Kapitol. Er ist 17 und wir fragten ihn mal, wieso man das Kapitol verlassen wolle um hier zu arbeiten. Darauf antwortete er:>>Ich mag das Kapitol nicht besonders, bzw. die Menschen, die sich nur um sich kümmern. Ich möchte in jedem Distrikt mal gewohnt haben und zum Schluss suche ich mir eins aus und dort bleibe ich.<<
Egal was alles passiert ist, ich könnte 12 nicht verlassen. Ich weiß zwar nur wie es in 2 und 13, beide überzeugten mich nicht, doch möchte ich immer in 12 bleiben. Nach Distrikt 11 könnte ich nicht, da dann immer der Gedanke ist, dass dort Rues Familie wäre, die Familie, deren Tochter ich nicht vor dem Tot bewahren konnte. Nach Distrikt 4 könnte ich auch nicht, denn dort ist Annie mit Finnicks Sohn, doch ohne Finnick. Ein weiterer Mensch, der wegen dem Spotttölpel starb.
Doch jetzt möchte ich nicht weiter daran denken. Ich sehe zu Peeta, der fröhlich und sorglos neben mir her geht. >>Die Primeln um unserem Haus sind jetzt aufgegangen und die hinter dem Haus gehen auch schon langsam auf.<<, sagt er und lächelt mich an. 
>>Echt? Ich freue mich schon es zu sehen. Denkst du, dass jetzt alles schon aufgebaut ist?<< Peeta schaut grade aus:>>Ich denke, dass sie schon fertig sind.<<
Wir sind fast da. Unser Haus steht etwas weiter vom Platz entfernt.
Es hat einen kleinen Vorgarten und es grenzt an den Zaun, der um Distrikt 12 geht, um die wilden Tiere abzuhalten.
Es ist gut, dass es so nah am Wald ist, da ich dann nicht so weit gehen muss zum jagen. Ich jage fast nur für das Distrikt, gar nicht mehr für uns. Die Menschen, die ich beliefere geben mir meist etwas ab und wenn Peeta dann noch etwas aus der Bäckerei mitbringt ist eigentlich immer genug da.
Als wir dann ankommen, Peeta meine Hand loslässt um die Gartentür aufzumachen und wir beide reinkommen, sehe ich die vielen Primeln. >>Oh, Peeta! Das hast du wirklich schön hinbekommen.<< Er lächelt:>>Danke schön. Komm, wir gehen rein und sehen nach ob schon alles fertig ist.<<
Wir gehen die kleine Treppe unserer Veranda hoch, Peeta schließt auf und wir beide treten ein. 
Ich kann es gar nicht glauben, es ist alles fertig aufgebaut und eingerichtet. Die Möbel sind zwar aus dem Kapitol, jedoch sind sie nicht so grell und auffallend. Die Küche und das Wohnzimmer haben einen dunklen Holzboden und das Holz ist auch an der Wand mit einer wirklich schönen blauen Tapete. Die Wohnzimmermöbel sind ebenfalls in dem blauton und sind halbkreisförmig vor dem großen Kamin angeordnet, vor dem ein großer Teppich ausgebreitet ist.
Ich bewege mich auf die Küche zu, in deren Mitte ein großer, dunkler Tisch steht mit 4 Stühlen drum herum. An der Wand ziehen sich Arbeitsflächen, ein Herd, ein Kühlschrank und eine Spüle entlang. Auch unter dem Tisch liegt ein großer Teppich, wie vor dem Kamin.
>>Da hat sich das Kapitol echt selbst übertroffen<<, sagt Peeta und lächelt mich zufrieden an. >>Ja, ich hätte nicht gedacht, dass es so schön werden würde.<< Ich fahre mit meinen Fingern den Tisch entlang. Das Holz sieht aus wie das, aus dem der Tisch im Zug war. Der Zug, der uns zu den Hungerspielen fuhr. Ich erinnere an die allererste Zugfahrt, bei der ich ein Messer in das Platzdeckchen rammte und Effie ganz empört sage, dass das Mahagoni sei. Bei dem Gedanken muss ich etwas lachen.
>>Komm, wir gehen mal ins Badezimmer, mal sehen, wie es aussieht.<<, sagt Peeta während er mich an die Hand nimmt und mitzieht.
Das Badezimmer ist groß und geräumig. Es besteht komplett aus weißem Marmor und die Anrichten mit dem Waschbecken sind im hellen Holz gehalten. Die Badewanne ist weiß und es liegen kleine Läufer auf der Erde. >>Peeta? Das ist echt schön!<< Ich komm aus dem Staunen gar nicht mehr raus. >>Lass uns gleich den Rest des Hauses ansehen!<<, sage ich und kann mich vor Vorfreude kaum noch halten. Peeta lächelt:>>Ganz ruhig, wollen wir erstmal Haymitch sein Geschenk auspacken?<< 
Haymitch sein Geschenk hätte ich fast vergessen. Ich nicke und beide gehen wir zusammen ins Wohnzimmer. Peeta setzt sich neben mich auf die Couch. Er macht das Papier vorsichtig ab und ich kann meinem Blick gar nicht trauen. Es sind all unsere geliebten Personen.

Tribute von Panem - Stille GlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt