11.

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An meinem letzten Tag auf der Insel hatte Nico Geburtstag. Er wollte ihn nicht feiern, also trafen wir uns einfach nur Abends bei unserer Bank. Da meine Mutter Muffins gebacken hatte, hatte ich zwei davon in einer kleinen Brotbox mitgenommen. Kerzen hatte ich keine, aber das war nicht schlimm, er hatte so etwas sowieso nie wirklich gemocht. Er saß bereits dort, als ich ankam und spielte auf seinem Handy herum. "Feliz Cumpleaños, Santi.", sagte ich, während ich mich der Bank näherte. Er drehte sich um und grinste mich an. Bevor ich vor ihm stehen blieb, öffnete ich die Brotbox und hielt sie ihm hin. "Hast du die selber gebacken?", fragte er freudig. "Nein, aber ich hab die letzten mit Schokolade und Nutella vor meinem Bruder gerettet.", antwortete ich amüsiert. Ich reichte ihm die Box, die er mir nicht abnahm und deren Deckel er sofort wieder schloss, dann legte er seine Hände auf meine Hüfte und zog mich zu sich. "Schade, dass du morgen schon wieder fährst.", flüsterte er, als er seine Stirn an meine lehnte. Lächelnd schloss ich meine Augen. Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte und wollte ehrlich gesagt auch nicht darüber nachdenken, dass ich in weniger als 24 Stunden schon wieder in Berlin sein würde, außerdem wartete ich nur darauf, dass er mich küssen wieder, so wie er es immer tat, wenn er mir so nahe war. 

Nico teilte beide der Muffins mit mir, während wir stumm auf die Küste blickten, dabei hatte er einen Arm um mich gelegt und ich mich an ihn geschmiegt. Ich wünschte, die Zeit würde stehen bleiben, denn dieser Moment war einfach unfassbar schön für mich. Nach etwa einer Stunde machten wir uns auf den Rückweg, auf dem wir ebenfalls kaum etwas sagten. Vor meiner Haustür angekommen, überlegte ich kurz, ob ich ihn noch mit nach oben nehmen sollte. "Willst du noch mit reinkommen?", fragte ich schüchtern. "Klar!", antwortete er, bevor er mir ein Lächeln schenkte. Leise schloss ich die Tür auf und betete, dass meine Eltern bereits ins Bett gegangen waren. Gott sei Dank, war es komplett dunkel im Haus und so musste ich wenigstens niemandem erklären, warum Nico bei mir war. Wir gingen in mein Zimmer, wo er sich sofort auf mein Bett fallen ließ und sich die Schuhe auszog. "Wie lange bleibst du eigentlich noch hier?", fragte ich, während ich meine Jacke auf meinen Stuhl legte. "Noch eine Woche, dann geht's wieder ins Studio.", antwortete er und seufzte danach. Ich nickte und setzte mich neben ihn. Sofort zog er mich auf seinen Schoß. Wie sehr ich das vermissen würde und ich meine nicht, mit ihm zu schlafen, sondern einfach seine Nähe. So wohl und geborgen hatte ich mich bei Markus nie gefühlt, auch weil er nicht gerne gekuschelt hatte. Nico ließ sich nach hinten fallen und zog mich mit sich, sodass ich nun mit meinem Oberkörper auf seinem lag. Sanft fuhr er mir immer wieder durch die Haare, was mich entspannen ließ. Nach einer Weile rollte ich mich dann von ihm runter, ich war verdammt müde. "Soll ich gehen, damit du schlafen kannst?", fragte er leise. Mit geschlossenen Augen schüttelte ich meinen Kopf und legte ihn dann wieder auf seine Brust. Ich spürte nur noch, wie er weiterhin mit seinen Fingern durch meine Haare fuhr, bis ich dann irgendwann einschlief. Mein Wecker war auf sieben Uhr gestellt, damit ich noch in Ruhe den Rest meiner Sachen packen konnte. Müde öffnete ich langsam die Augen und stellte fest, dass ich immer noch auf Nico lag. Gähnend setzte ich mich auf und griff nach dem Wecker auf dem Nachttisch, um ihn abzustellen. Vorsichtig rutschte ich zum Fußende meines Bettes, um nicht über Nico steigen zu müssen. Er stöhnte einmal auf, als ich aufgestanden war und drehte sich. Ich lächelte, dieser Anblick war zu goldig, wie er da ausgestreckt lag und leise vor sich hin schnarchte. In meinem Koffer befand sich schon fast alles, was ich mitgebracht hatte, außer den Klamotten, die ich noch anhatte, denen, die ich für den Flug rausgelegt hatte, und einigen Sachen aus dem Bad. Schnell ging ich ins Bad, um mich umzuziehen, meine Haare zu machen und meine Zähne zu putzen. Meine Eltern waren noch nicht wach und dafür war ich dankbar. Als ich umgezogen und frisch gemacht war, packte ich alle meine Kosmetikartikel in meinen Kulturbeutel und ging zurück in mein Zimmer. Nico saß mittlerweile am Rand des Bettes, er sah sich ein Video auf seinem Handy an. "Guten Morgen.", begrüßte ich ihn. "Morgen.", antwortete er, sah zu mir auf und lächelte. "Meine Eltern schlafen noch, du musst also nicht aus dem Fenster klettern.", informierte ich ihn amüsiert. Er lachte leise und nickte. 

Nachdem Nico gegangen war, legte ich mich wieder auf mein Bett und sah ein wenig fern. Ich hatte noch zwei Stunden Zeit, bis ich zum Flughafen musste. Meine Mutter war nur kurz davor aufgestanden und machte bereits Frühstück. Ich wollte nicht fahren, aber ich konnte nicht mehr umbuchen. Hätte ich gewusst, dass sich mein Leben so entwickeln würde, solange ich auf der Insel war, hätte ich meinen Rückflug erst eine Woche später gebucht. Außerdem machte ich mir auch Gedanken darüber, ob Markus noch in der Wohnung war oder bei einem Freund untergekommen war. Wir hatten keinen Kontakt mehr gehabt, aber ich bezweifelte, dass er Innerhalb von zwei Wochen schon eine Wohnung gefunden hatte. Ein Klopfen an meiner Tür ließ mich vom Fernseher wegschauen. "Was bitte hat Nico vorhin hier gemacht?", fragte Alex, sobald er in meinem Zimmer stand. "Er hat sich verabschiedet.", log ich, weil ich nicht wollte, dass er weitere Fragen stellen würde. "Um halb acht?", hakte er ungläubig nach. Mein Bruder war nicht dumm und er hatte in den vergangenen zwei Wochen mit Sicherheit etwas bemerkt, obwohl Nico und ich wirklich vorsichtig gewesen waren. Ich nickte als Antwort und sah wieder auf den Fernseher. "Mhm.", gab Alex skeptisch von sich. "Ist noch irgendwas?", fragte ich ihn, als er stehen blieb, wo er nunmal stand. "Verarschen kannst du jemand anderes, Lara. Er hat hier geschlafen.", antwortete mein Bruder, bevor er sich mir ins Bild stellte. Ich rollte mit den Augen und seufzte. "Ja, hat er und mehr musst du auch nicht wissen.", entgegnete ich genervt. Er nickte kurz, dann verschwand er wieder aus meinem Zimmer, mehr wollte er anscheinend nicht wissen. Kopfschüttelnd widmete ich mich wieder der Serie, die im Fernsehen lief. Das würde ich sicher nicht an Mallorca vermissen. Ich liebte meinen Bruder, aber manchmal war er nervig und ich war froh, dass ich ihn nicht mehr jeden Tag ertragen musste. 

Like I Love You. (Nico Santos)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt