Tamina
Am nächsten Morgen wache ich schon früh auf. Schnell schlüpfe ich in meine Schlappen, ziehe mir einen Pullover drüber und gehe raus an die frische Luft. Ich nehme einen tiefen Atemzug von der salzig frischen Meeresbrise.
*Flashback*
Die salzige Meeresluft dringt in meine Lungen, während ich mir meine Kamera geschnappt habe und zum Strand gelaufen bin. Der Himmel leuchtet in allen Farben und Tönen. Schnell ist meine Kamera ausgerichtet und filmt den Sonnenaufgang im Schnelldurchlauf. Ich setze mich in den weichen, von der Nacht noch etwas kühlen Sand und schaue auf die unendliche Weite des Meeres.
Am Horizont, wo das schöne Türkis auf die rötliche Farbpalette der Sonne trifft, entdecke ich eine Gestalt. Wie gerne ich es ihr nachmachen würde. Einfach morgens dem Aufgang entgegen surfen. Ein wundervoll befreiendes Gefühl muss das sein.
Langsam fallen mir die Augen zu und ich lasse mich sanft nach hinten gleiten. Es fühlt sich an, als würde ich auf Wolken liegen. Das Rauschen des Meeres zusammen mit der salzigen Brise und den leisen Lauten der Möwen lassen mich fast nochmal einschlafen, würden da nicht plötzlich nasse Tropfen auf mein Oberteil fallen.
Erstaunt öffne ich die Augen und sehe einen Jungen, welcher seine Haare über mir austropfen lässt.
"Geht's noch?", frage ich ihn pammpiger als gewollt.
"Retourekutsche für gestern", lächelt er mich nur an.
Ich richte mich auf und da fällt mir der Groschen.
"Ach der Bruder von Claire also, was eine Ehre."
"Genau der bin ich. Und wie heißt du hübsche Dame, wenn ich fragen darf?"
"Tamina. Was machst du so früh wach?"
"Tami also, hübscher Name. Ich war surfen, wie schwer zu erkennen. Und du, wolltest du hier ein Nickerchen halten?"
"Ich muss auf meine Kamera aufpassen, wer weiß ob du sie sonst vielleicht klauen würdest."
Zwischen uns entsteht eine Pause, wir schauen uns nur an. Seine blauen Augen bilden einen erstaunlich schönen Kontrast zu seinen nassen, organgenen Haaren. Eine ganz außergewöhnlich Kombination. Da kann ich mit meinen blond-braunen Haaren und braunen Augen nicht mithalten.
"Wie heißt du?", will ich von ihm wissen.
Er lächelt.
"Das mein liebes Taminchen, das bleibt mein Geheimnis."
Damit zwinkert er mir wie auch schon am Pool zu und verschwindet mit samt seinem Surfboard Richtung Campingplatz.
"Nenn mich noch einmal Taminchen und du kannst was erleben du Kanarienvogel", kann ich ihm nur noch hinterher rufen.
Oh ich werde schon noch rausfinden, wie du heißt. Fühl dich bloß nicht zu sicher.
*Flashback Ende*
Ich entscheide mich dazu, schnell beim Bäcker in der nächsten Örtlichkeit Brötchen zu holen, bevor Key und Roberto wach werden. Sein Verhalten von gestern geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Zwei Männer sind es nun also, welche nicht mehr aus meinem Kopf gehen. Eigentlich wollte ich mich nur entspannen.
Kurz darauf bin ich in der Bäckerei angekommen und stelle zu meinem Erstaunen fest, dass Maria immer noch hinter der Theke steht. Als sie mich sieht, breitet sich ein strahlendes Grinsen in ihrem Gesicht aus.
Um ihre Augen herum bilden sich kleine Fältchen, welche sie aber noch sympathischer aussehen lassen. Den grünen Glanz haben ihre Augen auch noch nicht verloren, auch wenn er nicht mehr so präsent ist wie früher. Sie ist in die Jahre gekommen.
"Tamina mein Schatz, was machst du denn hier? Mit dir hab ich ja gar nicht gerechnet." Prompt werde ich in eine mütterliche Umarmung gezogen.
"Hallo Maria, lange nicht gesehen. Wie geht es dir?"
"Jetzt geht es mir blendent. Wo warst du die ganzen Jahre. Es sind schon fast zehn Jahre vergangen und plötzlich stehst du hier in der Tür. Danke lieber Gott es gibt doch Wunder."
"Ach Maria jetzt übertreib mal nicht. Ich freu mich auch dich zu sehen. Ich bin mit Key und Roberto hier für drei Wochen Urlaub machen, auf dem gleichen Platz wie früher."
"Key und Roberto? Ohh sag mir: Hast du geheiratet? Ich freu mich ja so für dich Schätzchen. Du musst mir die beiden unbedingt mal vorstellen. Und der Einkauf geht selbstverständlich aufs Haus. Seh es als nachträgliche Hochzeitsgeschenk."
"Maria das ist jetzt wirklich nicht nötig. Ich bring Roberto mal mit und Key word sich bestimmt auch freuen. Du darfst dem Kleinen nur nicht zu viele Süßigkeiten geben, sonst hat er wieder Nächte lang mit Bauchweh zu kämpfen und ich komme nicht zum schlafen."
"Ach darum musst du dir überhaupt keine Sorgen machen Tamina", sagt sie mir mit einem Zwinkern.
"Wie alt ist Key eigentlich?"
"Der junge Mann wird diesen Sommer 4. Er denkt die ganze Zeit, dass er dann erwachsen ist."
"Sag mir, wie alt bist du nochmal? Ich weiß das fragt man nicht aber das letzte Mal warst du 17 als ich dich gesehen habe."
"Ich werd im Winter 26."
"Ich würde ich gerne nochmal so jung sein. Aber jetzt lass uns mal deine Brötchen einpacken. Deine beiden Männer warten bestimmt schon auf dich."
Nachdem der Einkauf verstaut ist und Maria darauf bestanden hat, mich keinen Cent zahlen zu lassen, verabschiede ich mich von dieser so herzlichen Dame. Ich muss sie definitiv öfters sehen.
Mit meiner Tasche im Arm gehe ich zu Tür. Mir stockt kurz der Atem, doch dann raufe ich mich zusammen und öffne dem Rollstuhlfahrer die Türe. Hat Roberto vielleicht doch recht und ich sollte mich vor ihm hüten?
"Bis zum nächsten Mal Maria."
"Tschüss Tamina, Hallo Lewis."
Lewis. Das kann nicht war sein.
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The new beginning
RomanceUnd dann bemerkst du plötzlich, dass dein größter Feind zu deinem engsten Vertrauten geworden ist. Unbewusst, unbemerkt, angelogen. Dieses Schicksal wiederfährt der jungen Studentin Tamina. Nach einer schweren Vergangenheit trifft sie plötzlich auf...