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Tamina

In dem Ferienresort meiner Kindheit angekommen, beziehen wir unser kleines aber feines Häuschen. Es ist das Haus, was wir auch schon früher hatten. Seitdem gehe ich hier jedes Jahr hin. Gerade bin ich dabei, das Badezimmer einzuräumen, da zieht mich Key am Arm.

"Mama Mama, ich will in den Pool."

"Nachher Key, wenn ich hier fertig bin."

"Bitte Mama, jetzt. Papa will auch nicht." Dann schaut er mich mit seinen grünen Kulleraugen an, welchen ich einfach nicht wiederstehen kann. Das konnte ich auch nicht bei Roberto. Auch wenn diese außergewöhnliche Ähnlichkeit erschreckend ist, liebe ich es und bin gottfroh, dass meine beiden Männer zu den glücklichen 2% aller Menschen mit grünen Augen gehören.

"Na gut Kleiner. Zieh dich schon mal um, ich habe dir deine Badehose in den Schrank gelegt. Deine Schwimmflügel kannst du dir auch schon mal rauslegen. Wir wollen ja nicht, dass du untergehst."

Damit verschwindet er so schnell wie er gekommen war. Ich räume noch schnell die letzten Hygieneartikel ein, dann gehe ich zu Roberto, welcher gerade am Kühlschrank einräumen ist.

"Roberto, ich würde jetzt mit Keyden in Pool gehen. Ist das okay für dich?"

"Aber natürlich Schatz. Passt auf euch auf und holt euch keinen Sonnenbrand."

"Wird gemacht, bis später", verabschiede ich mich von ihm und gehe mich auch umziehen. Mein Bikini bedeckt zwar nicht meinen vernarbten Rücken, aber mittlerweile habe ich gelernt, damit umzugehen. Es ist nunmal meine Vergangenheit und sie gehört zu mir wie mein Körper. Es war ein schwerer Prozess damit klar zu kommen und lange habe ich Entscheidungen bereut. Aber letztendlich bin ich mehr als froh darüber, dass alles so gekommen ist wie es nun ist.

Nachdem ich mich umgezogen habe, fange ich an mich einzucremen. Meine Haare binde ich mich in einen Zopf hoch und mein Handtuch wickel ich mir um meinen Körper. Danach gehe ich nach Keyden schauen, welcher versucht, seine Schwimmflügel aufzupusten. Schmunzelnd beobachte ich ihn dabei, wie er all seine Luft aus seinen kleinen Lungen bläst.

"Brauchst du Hilfe kleiner Mann?"

"Diese blöden Dinger klappen einfach nicht."

"Lass mich mal machen, aber erst cremen wir dich ein."

Die Sonnencreme verteile ich zwischen meinen Händen und massieren sie in seine noch so unendlich weiche Haut ein. Was würde ich dafür geben, nochmal so weiche Haut zu haben.

"Ey Mama lass das, du weißt, dass ich da kitzelig bin", springt er auf einmal davon.

"Hier geblieben du kleiner Frosch."

Damit beginnt die Verfolgungsjagd durch das Haus. Zum Glück ist Roberto auf meiner Seite, welcher den Kleinen festhält und in meine Arme übergibt.

"Hey, zwei gegen eins ist unfähr."

"Aber du willst doch in den Pool oder?"

"Jaa, können wir jetzt los?" fragt er aufgeregt.

"Erst noch die Schwimmflügelchen, okay?"

Schnell sind sie um seine dünnen Ärmchen und ich puste sie auf.

"Damit du mir auch ja nicht untergehst. Und jetzt, sollen wir los?"

"Ja ja ja, bitte schnell."

Schnell geht es Richtung Pool, welcher zum Glück nicht allzu weit entfernt ist. Aus der Ferne höre ich schon das Kindergeschrei.

Flashback

Das nervige Kindergeschrei reißt mich aus meinem so schönen Schlaf. Hier am Pool fallen mir einfach immer wieder die Augen zu. Umso nerventötender dagegen ist das kleine Kind, welches vor einem Jungen in meinem Alter wegrennt. Dabei liefern sich die beiden eine wilde Wasserschlacht mit ihren Spritzpistolen. Und wie es der Zufall so will, trifft mich der Wasserstrahl des kleinen Mädchens. Abrupt bleiben beide stehen und schauen sich an.

"Upis", kommt es verlegen von dem Mädchen.

"Oh shit, dass tut mir verdammt leid. Man Claire du musst echt besser aufpassen. Willst du dich bitte noch bei dem hübschen Mädchen entschuldigen."

"Tut mir leid, das wollte ich nicht. Aber mein Bruder hat mich gejagt und wollte mich nass machen."

"Ach, dass ist doch kein Problem. Komm mal kurz her."

Unsicher schaut sie zu ihrem Bruder, kommt dann aber zu mir.

"Du läufst jetzt mit deinem Bruder zu eurem Platz und ich schleiche euch hinterher. Wenn wir am Pool sind, schubsen wir ihn zusammen rein, okay?", flüstere ich ihr zu. Sie muss sich ein Lachen verkneifen und verzieht dabei komisch aussehend die Mundwinkel, nickt dann jedoch.

"Nochmal Entschuldigung, wird nicht wieder vorkommen."

Dann gehen die beiden, ich Ihnen hinterher. Keine dreißig Sekunden später sind wir am tiefen Pool und ich nähere mich ihm von hinten, bereit zum Angriff.

Doch er dreht sich blitzartig um, greift mich an der Taille und springt mit mir zusammen in das nicht gerade warme Wasser.

Erschrocken schaue ich ihn nach dem Auftauchen an.

"Du muss leiser reden Süße."

Damit lässt er mich sitzen oder eher gesagt im Wasser stehen, steigt aus dem Becken und verschwindet mit einem Zwinkern in meine Richtung und Claire an der Hand im Getümmel.

Flashback Ende

Aus meinen Gedanken gerissen werde ich von Key, welcher aufgeregt auf mich zuläuft.

"Schau mal Mama, da ist wieder dieser Mann."

Mein Blick folgt seinem Finger und er zeigt auf den Mann vom Schiff, den Mann im Rollstuhl. Verwirrt muster ich ihn, als sein Blick zu mir schweift.

Und schon wieder kommen mir seine Gesichtszüge mysterieus bekannt vor. Wer bist du, Fremder im Rollstuhl?

The new beginning Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt