KAPITEL 6

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KAPITEL 6

Sirius

Um ehrlich zu sein war ich überrascht, dass Remus mich auf dem Astronomieturm aufsucht. Nach dem, was ich heute morgen getan habe, waren meine Erwartungen eigentlich, dass alles geklärt ist.

Anscheinend habe ich mich geirrt.

Warum bin ich so überrascht? Es ist immerhin Moony. Der ist fast so stur wie ich. Und um einiges klüger. Denn irgendwie hat er es geschafft, dass ich mich verplappere, beziehungsweise wir haben aneinander vorbei geredet und jetzt hab ich den Salat.

Erschrocken starre ich in Remus' glänzende Augen und bekomme kein Wort heraus. Erst als dieser seine Augenbraue hochzieht, schaffe ich es, mich endlich zusammenzureißen.

"Nein." Innerlich bete ich, dass Remus das Zittern in meiner Stimme nicht heraushört. "Ich habe nichts zu sagen."

"Bist du dir sicher?"

Es ist unmöglich, Remus' Blick zu deuten. Ein Teil von mir ist sich sicher, dass Hoffnung mitschwingt. Ein anderer, mehr realistischer Teil von mir ist sich sicher, dass ich es mir nur einbilde.

"100%", sage ich und als klänge das nicht schon dumm genug füge ich noch hinzu: "So sicher wie dass der Phönix aus der Asche aufsteigt."

Remus' Mundwinkel zucken.

"Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst, oder?"

"Jap, ja, natürlich weiß ich da, ja."
Vielleicht kann ich einfach mal aufhören, mich wie ein Vollidiot zu benehmen. Das wäre doch schon ein guter Anfang.

"Sirius..." Sanft legt Remus eine Hand auf meine Schulter, aber ich zucke automatisch zurück. Das ist mir im Moment zu viel Körperkontakt.
Dennoch, der verletzte Ausdruck auf Remus' Gesicht entgeht mir nicht.

Seufzend wende ich mich ab und starre wieder in die Ferne. Das ist leichter zu ertragen.

"Ist ok, du musst es mir nicht sagen", versucht Remus die Situation zu retten. Aus dem Augenwinkel sehe ich ein gezwungenes Lächeln auf seinem Gesicht. Erneut seufze ich auf und sammel meinen Mut. Nichts ist es wert, Remus zu verletzen.

"Versprich mir, dass wir Freunde bleiben", sage ich bestimmend. Meine Stimme zittert trotzdem.

"Sirius", beginnt Remus ernst. "Du weißt, dass du mein bester Freund bist. Und das wird sich nicht ändern, egal, was du mir jetzt sagst. Verstanden?"

Es ist zwar kein Versprechen, aber die Aussage bleibt dieselbe. Ich nicke. Dann hole ich einmal tief Luft und fange an mit meiner Erklärung.

"Du hast sicher gemerkt, dass es etwas komisch war zwischen uns."

"Ja", nickt Remus. "Ich hab mich die ganze Zeit gefragt, was ich falsch gemacht habe."

"Nichts!" Oh man, so weit sollte es doch gar nicht kommen! Ich wollte doch nur, dass ich meine Gefühle wieder in den Griff bekomme. Unter keinen Umständen sollte Remus sich wegen meines Verhaltens schuldig fühlen. "Du hast nichts falsch gemacht. Wirklich nicht. Ich bin der, der alles zwischen uns kaputt gemacht hat. Ich bin der, der seine Gefühle nicht unter Kontrolle hat. In den letzten Wochen habe ich gemerkt, wie ich mich in dich verliebe. Und deshalb hab ich versucht, deine Nähe zu meiden. Ich wollte nicht das zerstören, was wir haben. Ich wollte aber auch nicht so weiter machen wie davor. Das wäre dir, aber auch mir, gegenüber nicht fair gewesen."

Sprachlos sieht Remus mich an. Panik steigt in mir auf, aber ich versuche sie so gut es geht zu unterdrücken. Es ist ja wohl schwierig zu erwarten, dass er jetzt nach so einem überraschenden Geständnis die perfekten Worte zurecht gelegt hat.

"Du bist in mich verliebt?"

Das ist es schließlich, was aus seinem Mund kommt. Ich verdrehe die Augen.

"Ja. Das habe ich mit meinem überschwänglichen Liebesgeständnis ausdrücken wollen."

Jetzt verdreht Remus die Augen, aber ein kleines Lächeln umspielt seine Lippen. "Hättest du mir das vor einer Woche gesagt, wäre das vermutlich eine unvorstellbare Idee für mich gewesen."

"Und jetzt?", frage ich mir klopfendem Herzen. So wie er es formuliert sieht es aus, als dürfte ich mir Hoffnungen machen. Was soll der Unsinn, ich mache mir sowieso Hoffnungen.

"Jetzt hab ich ein sehr aufschlussreiches Gespräch mit James hinter mir."

"Und?"

So langsam werde ich ungeduldig. Zieht er es absichtlich in die Länge? Ich weiß es nicht, aber ich will endlich wissen, woran ich bin.

"Er meint, ich würde auf dich stehen. Und nach deinem kleinen Handjob von heute Morgen bin ich mir ziemlich sicher, dass er recht hat."

Es dauert einen Moment, bis seine Worte bei mir ankommen. Dann breitet sich ein ausgelassenes, glückliches Lächeln auf meinem Gesicht ab. Wahrscheinlich sehe ich - mal wieder - wie ein Volltrottel aus, aber das ist mir egal. Da ich jedoch nicht mit Gefühlen ungehen kann - was nicht heißt, dass ich das je zugeben würde - wackel ich anzüglich mit meinen Augenbrauen.

"Heißt das, wir können jetzt den nächsten Schritt gehen?"

"In Richtung Blowjob?"

Wie so oft schafft es Remus, mich zu überraschen. Ein Schlag gegen meine Brust ist, was ich erwartet habe. Nicht das. Aber ich lasse mich nicht davon aus dem Konzept bringen.

"Ich dachte eher an etwas anderes. Du weißt schon. Als ich vorhin meinte, ich will dich nur keuchen hören, wenn du unter mir liegst."

Remus zieht eine Augenbraue hoch. "Es war mein voller Ernst, als ich angedeutet habe, dass es anders herum sein wird."

Mein Grinsen wird mich breiter. Im Grunde ist es mir nicht wichtig. Ich will ihm lediglich so nah sein wie nur möglich.

"Das werden wir wohl gleich herausfinden."

"Oh ja, das werden wir."

Mit einem Mal haben sich Remus' Augen verdunkelt und seine Stimme hat eine komplett andere Tonlage bekommen. Mein Atem stockt. Eigentlich sollte das ganze nur ein Witz sein. Übliches Flirten meinerseits, Abblocken seinerseits. Es ist ungewohnt zu sehen, dass er darauf eingeht - und es tatsächlich ernst meint.

Aber ich will mich nicht beschweren.

Ein plötzliches Verlangen steigt in mir auf und ich kann auf Remus' erhitztem Gesicht ablesen, dass es ihm ähnlich geht. Keine Sekunde will ich länger warten.

In dem nächsten Augenblick habe ich einen Schritt auf Remus' zugemacht, meine Hand in seinen Nacken gelegt und seinen Kopf zu mir herunter gezogen.

Remus' Lippen auf meinen zu spüren ist anders, als ich es mir vorgestellt habe. Sie sind weicher, aber fordernd und unnachgiebig. Als würde er seine Worte von vorhin beweisen wollen, dass nicht er unten liegen wird.

Es kümmert mich nicht. Im Moment ist mir alles egal, solange Remus nie aufhört, mich so zu küssen.

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written by CastleeltsaC

more than just friends - wolfstarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt