Kapitel 6

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"Was machen wir jetzt?", ich schaute zu Fabi.

"Naja, ich würde mal vorschlagen, dass wir auf den Fuchs hören. Rede doch einfach mit Lilly, verbringt ein wenig Zeit mit einander. So sehr können sich ja eure Ansichten nicht von einander unterscheiden.", sagte er vollkommen Ahnungslos. Zehn Jahre sind eine enorme Zeitspanne, wenn wir über meine Psyche und meine Lebensvorstellungen reden. 

"Also... Am... Möchtest du etwas machen?", ich schaute zu Lilly, die mit Boby gespielt hat. In Ihrer Hand hatte sie ein Seilspielzeug, welches sie wahrscheinlich auf den Boden gefunden hat.

Boby ist ein toller Hund. Er freute sich über alles und jeden. Ich bin mir sicher, dass wenn ein Einbrecher durch die Tür kommen würde, Boby ihn mit einen wedelnden Schwanz begrüßen würde. Wir wissen nicht genau, welche Rasse Boby ist, da wir ihn in Rumänien gekauft haben. Hunde in Rumänien werden nicht gut behandelt, daher wollten wir auf jeden Fall einen Hund dieses Schicksal ersparen. Ich habe vor dem Kauf von Boby so viele schreckliche Dinge über den Umgang mit Hunden in anderen Ländern gelesen, dass es mir jedes Mal das Herz gebrochen hat. Teilweise waren da Hunde, welche sich aus Angst vor den Menschen, nur in der Ecke versteckt haben. Ich wollte mich nicht fragen, was ihnen zugestoßen ist. Ich weiß nur, dass ich persönlich Tierschänder härter bestrafen würde, als es aktuell der Fall ist. Laut dem Gesetzt sind unsere Haustiere gleichgestellt mit Schränken. Ich weiß nicht, wie es bei euch aussieht, aber mein Schrank daheim hat mich persönlich nie angebellt. Der Schrank hat auch kein langes, graues Fell und eine Schnuppernase. 

"Hallo?", sagte ich in einem etwas strengeren Ton, "Möchtest du etwas bestimmtes machen?"

"Hm? Redest du mit mir?", Lilly schaute etwas verwirrt.

"Ja, ich rede mit dir.", sagte ich etwas angespannt.

"Was wolltest du?"

Ich atmete tief ein und wieder aus. "Möchtest du etwas bestimmtes machen?"

"Essen wäre nicht schlecht." 

"Wir haben daheim nichts zum Frühstücken.", sagte Fabi.

"Okay, dann gehen wir halt irgendwo Frühstücken. ", meinte ich.

"Ich hätte gerne eine Pizza mit Chilli, also wäre dann gut, wenn wir in eine Pizzeria gehen." Lilly schaute zu uns. In diesem Moment fiel mir ein, dass ich damals gegessen habe, worauf ich Lust hatte. In den Jahren danach, wurde mir von allen Seiten empfohlen mich "gesund" zu ernähren. Damals hatte ich noch kein Sodbrennen. Erst, nachdem ich angefangen habe mich "gesund" zu ernähren, kam es. Seitdem kann ich nichts scharfes mehr essen. Oh, wie ich den Geschmack von Schmerz auf meiner Zunge vermisse. 

"Es ist 09:30 Uhr, um die Uhrzeit hat keine Pizzeria geöffnet. ", sagte ich. Es tat mir Leid, Lilly hat sich schon so darauf gefreut. 

"Macht nichts, dann essen wir halt was anderes. Aber ich hätte da schon noch eine Frage: Wen muss man hier umbringen, um einen Kaffee zu kriegen?", sagte Lilly, dieses Mal mit einem Lächeln auf ihren Gesicht. 

"Kaffee? Mit 16?", Fabi schien deutlich verwirrt. Seine Stimme war höher als gewohnt.

"Ich hab mit 10 angefangen Kaffee zu trinken. Damals war es natürlich kein "echter Kaffee". Damals habe ich so 5% Kaffee gekriegt und alles andere in meinem Becher war Milch", ich machte eine kurze Pause, "und Zucker. War ein ziemlich guter Kaffee, muss ich schon sagen." 

"Oh ja, der war lecker. Und wir wurden damit offiziell in der Welt der Erwachsenen akzeptiert.", sagte Lilly.

"So etwas in der Art, hahaha.", ich musste Lachen. Ich dachte mit zehn, dass Kaffee zu trinken das erwachsendste ist, was man machen kann. Erst als ich alleine gewohnt habe, fiel mir auf, woran man einen Erwachsenen erkennt. Es ist der Stapel an Rechnungen, den man auf einmal in der Post findet. Den Stapel, den man im Elternhaus nie sehen würde, weil die Eltern ihn für einen übernommen haben.

"Versteh den Witz nicht.", sagte Fabi. 

"Ist nicht wichtig.", sagte ich. 

"Alsooooo... Essen? Ich hab echt Hunger. Zeitreisen ist sehr anstrengend. Das geht schon auf den Magen.", sagte Lilly während sie ihre Hand auf ihren Bauch gelegt hat.

"Dramatisch, wenn es um Essen geht. Woher kenn ich das nur?", Fabi schmunzelte.

"Wir gehen in unser Lieblingscafé. Das wird dir bestimmt gefallen.", sagte ich überzeugt.



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