2| Der Sprechende Hut

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Vor dem Schloss stehend wanderte mein Blick langsam nach oben. Außer einem kleinen "wow" hatte ich keine Worte für das, was meine Augen sahen. Ich hatte schon so viel von dieser Welt gesehen, dennoch war ich vom Anblick des großen Schlosses überwältigt. So düster und so schön zugleich. "Willkommen in Hogwarts", flüsterte Fred mir zu," Das ist jetzt auch dein Zuhause." "Mir gefällt mein neues Zuhause", lächelte ich. "Miss Dalton", rief ältere Frauenstimme mir zu und ich drehte mich um," Miss Dalton. Schön, dass Sie hier sind. Ich bin Professor McGonagall! Kommen Sie. Ich bringe Sie zu den Erstklässlern." Die Jungs zeigten mir jeder noch einen Daumen nach oben, bevor ich mit Professor McGonagall im Schloss verschwand. "Sie werden vermutlich schon von den vier Häusern gehört haben, Miss Dalton. Sie werden in eines dieser Häuser gleich eingeteilt." "Gryffindor, Slytherin, Ravenclaw und Hufflepuff", zählte ich auf. "Das ist richtig", Professor McGonagall lächelte mich kurz von der Seite an," Normalerweise werden nur Erstklässler neu eingeteilt, aber da Sie zum ersten Mal hier sind, werden Sie den Prozess zusammen mit den Erstklässlern durchgehen." In dem Moment stießen wir zu den besagten Erstklässlern, welche mich neugierig anschauten. "Sie werden gleich in die Große Halle geführt, wo Sie dann den Sprechenden Hut aufsetzen werden", erklärte die Professorin. "Du bist aber ganz schön groß für eine Erstklässlerin", kam es plötzlich von der Seite von einem Jungen," Ich bin übrigens Ben." "Nun, Ben. Das liegt daran, dass ich keine Erstklässlerin bin, sondern eine Viertklässlerin. Ich bin Amelia", lächelte ich ihm zu. Ben schien jedoch nur noch verwirrter zu sein. Bevor er aber seinen Mund aufmachen konnte, um weitere Fragen stellen zu können, ging die Tür der Großen Halle auch schon auf. Die Erstklässler staunten über den Anblick und flüsterten aufgeregt. Hunderte von Gesichtern starrten uns an, während wir die Große Halle betraten. Ich spürte die Blicke auf mir. Blicke voller Verwunderung. Blicke voller Fragen. Wir blieben vor einem einsamen Stuhl mit einem Hut drauf stehen. Professor McGonagall las nach und nach mehrere Namen vor. Ein Schüler nach dem anderen setzte sich auf den Stuhl und bekam den Sprechenden Hut aufgesetzt, welcher mal schnell, mal weniger schnell Häusernamen ausspuckte. "Dalton, Amelia", rief Professor McGonagall. Wieder spürte ich alle Blicke auf mir liegen. Ich ging langsam nach vorne und setzte mich auf den Stuhl. Meine Hände fingen an zu zittern. Ich saß noch nie vor so vielen Menschen. Ich hatte das Gefühl, diese Menschen würden etwas von mir erwarten. Welches Haus war das richtige für mich? Gibt es überhaupt ein richtig? Ich erinnerte mich schnell daran, dass meine Eltern Gryffindors waren. Ob meine Mom von mir erwarten würde, nach Gryffindor zu gehen? Professor McGonagall setzte mir den Sprechenden Hut auf. Im Gegensatz zu den Erstklässlern mit ihren kleinen Köpfen, konnte ich sehr gut sehen, was sich vor mir abspielte. Ich blickte rüber zum Tisch der Gryffindors und sah wie Fred und George mir die Daumen drückten. Ich lächelte nur schwach zurück, denn meine Aufregung fühlte sich gerade so an, als würde in mir etwas explodieren. "Ah", hörte ich plötzlich eine tiefe Stimme in meinem Kopf," Jemanden wie dich hatte ich schon lange nicht mehr." "Inwiefern jemand wie ich?", fragte ich verwirrt. "Nun, du bist ein komplizierter Mensch. Du hast viele verschiedene Eigenschaften", sagte der Sprechende Hut," In welchem Haus wärst du aber am besten aufgehoben? Gryffindor oder Slytherin... Hm. Ich entscheide mich für "GRYFFINDOR!" Als er diese Worte aussprach, fiel mir ein Stein vom Herzen. Pure Erleichterung durchflutete meinen Körper und während mir Professor McGonagall gratulierte, fragte ich mich jedoch was passiert wäre, wäre ich nach Slytherin gekommen. Die Gesichter von Fred und George würden mich dann vermutlich nicht mit Freude anschauen. Ich schüttelte den Gedanken an Slytherin ab und ging zum Tisch der Gryffindors. "Ich wusste, dass du eine Gryffindor werden würdest!", rief George mir zu. Die Rotschöpfe umarmten mich beide fest. "Komm, setz dich erstmal, Amelia. Leute, macht mal ein bisschen Platz für unsere neue Gryffindor", grinste Fred. "Danke, Freddie. Ich bin froh, dass ich hier bin", seufzte ich immer noch vor Erleichterung. Ich setzte mich hin. "Willkommen in Hogwarts", sagte ein Mädchen mit braunen Haaren," Ich bin Hermine Granger. Das ist Ron Weasley und Harry Potter. Wir gehen auch in die vierte Klasse! Wie kommt es, dass du erst in der vierten Klasse nach Hogwarts ko-" "Hermine, sie ist doch gerad erst angekommen. Bombadier sie doch nicht direkt", unterbrach Ron sie. Hermine funkelte ihn wütend an. "Ist schon gut", lachte ich," ich wurde privat unterrichtet, deswegen komme ich jetzt erst nach Hogwarts." "Ich wusste ja gar nicht, dass das möglich ist", rief Hermine," Wie hat das denn funktioniert? Bist du überhaupt auf dem gleichen Stand wie wir?" "Hermine!", kam es wieder von Ron. "Tut mir leid", entschuldigte sie sich bei mir," Ich finde das nur sehr interessant!" "Ich kann dir das alles gerne in Ruhe erzählen." Genau in diesem Moment deckte sich nämlich der Tisch wie von selbst und die leckersten Speisen waren zu sehen. "Ein Traum", seufzte ich. "Amelia isst mindestens so viel wie Ron", sagte Fred, woraufhin er von mir einen Seitenstoß bekam. "Ich bezweifle, dass jemand mehr essen kann, als Ron", lachte Harry. "Ich habe keine Ahnung, wie viel Ron isst, aber ich danke dir", sagte ich grinsend und nickte Harry zu. "Viel", formte er mit seinem Mund. "Ich kann euch hören, Leute", sagte Ron, während er seinen Teller mit Essen belud. Ich genoss es, hier zu sein. Es fühlte sich an, als hätte dieser Teil meines Lebens immer gefehlt. Das Gefühl von Unbeschwertheit und Freude über die kleinen Dinge. 

Die Zeit verging, die Teller wurden leerer, die Gespräche wurden lauter. Als alle fertig waren, erhob sich Dumbledore und aus der Großen Halle ertönte kein Ton mehr. "So", sagte Dumbledore und lächelte in die Runde, "Nun, da wir alle gefüttert und getränkt sind, muss ich noch mal um Ihre Aufmerksamkeit bitten und Ihnen einige Dinge mitteilen." Meine Aufmerksamkeit lag jedoch nicht mehr Dumbledore. Ein blasser, weißblonder Slytherin starrte mich mit durchdringenden Augen an. Mein Blick blieb bei ihm stehen. Ich schenkte ihm ein unsicheres Lächeln, er jedoch wandte sofort seinen Blick ab. Fred und George hatten mir zwar von der Rivalität zwischen Gryffindor und Slytherin erzählt, aber dass sie so extrem war, wusste ich nicht. "Fred", flüsterte ich," Wer ist dieser Typ mit den weißblonden Haaren?" "Das ist Malfoy. Draco Malfoy. Glaub mir, kein Typ, mit dem man etwas zu tun haben möchte. Er liebt es, andere zu schikanieren und lässt es vor allem an Harry aus", antwortete Fred," Die beiden hassen sich wie die Pest. Wieso willst du das wissen?" Ich zuckte nur mit den Schultern. "Nur so." Wir widmeten uns wieder Dumbledore zu, welcher gerade verkündete, dass dieses Jahr die Quidditch-Spiele ausfallen würden. Harry, Fred und George reagierten sofort mit Enttäuschung. "Der Grund ist eine Veranstaltung, die im Oktober beginnt und den Lehrern das ganze restliche Schuljahr viel Zeit und Kraft abverlangen wird - doch ich bin sicher, Sie werden alle viel Spaß dabei haben. Mit größtem Vergnügen möchte ich ankündigen, dass dieses Jahr in Hogwarts -" Das Aufbrechen der großen Flügeltüren der Großen Halle unterbrach Dumbledore bei seiner Verkündung. Ein Mann mit langem Stock zur Stütze und schwarzem Reiseumhang betrat die Halle und ging auf Dumbledore zu. "Was zur Hölle?", sagte George. Ich erkannte diesen Mann wieder. "Mad-Eye Moody", sagte ich leise. "Der Mad-Eye Moddy?", fragte Harry. Ich nickte ihm zu. "Ich habe ihn einmal getroffen. Ein bisschen verrückt ist er, aber das ist auch kein Wunder bei seiner Vergangenheit mit den Todessern." "Dad hat ihm heute Morgen erst geholfen", flüsterte Ron. Nachdem Professor Dumbledore ankündigte, dass Moody der neue Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste wurde, fuhr er fort mit seiner Ansprache:" Mit allergrößtem Vergnügen teile ich Ihnen mit, dass dieses Jahr in Hogwarts das Trimagische Turnier stattfinden wird." "Sie machen Witze!", sagte Fred laut. Und auch ich war von dieser Neuigkeit überrascht. Überrascht darüber, dass nach so vielen Jahren das Trimagische Turnier wieder stattfinden würde. 

Nachdem Dumbledore alles zum Turnier erklärte und uns damit eine Gute Nacht wünschte, gingen die Zwillinge, Harry, Ron, Hermine und ich in Richtung Gemeinschaftsraum. Während die Jungs darüber diskutierten, wie sie mitmachen könnten, obwohl sie noch nicht volljährig waren, gingen Hermine und ich ihnen hinterher. "Erster Tag in Hogwarts" sagte sie," Wie gefällt es dir bisher?" "Hermine, du hast keine Ahnung. Ich liebe es! Als hätte genau dieser Teil in meinem Leben gefehlt." Wir lachten. "Wieso wurdest du eigentlich privat unterrichtet?", fragte Hermine mich. "Wenn ich darüber nachdenke, weiß ich es ehrlich gesagt nicht. Ich bin in den letzten Jahren viel mit meiner Mutter durch die Welt gereist. Sie hat mir alles beigebracht. Von Zaubertränken, zu Verwandlungen, zu Flüchen und Gegenflüchen. Es war ein schöne Zeit, aber ich habe gemerkt, dass das nicht für immer sein kann." Wir kamen vor dem Gemeinschaftsraum der Gryffindors an. George zog mich zu sich und wir standen vor einem Gemälde, welches von einer korpulenten Frau besetzt wurde. "Das, liebe Amelia, ist die Fette Dame, von der wir im Zug erzählt haben." "Passwort?", fragte die Fette Dame uns. "Quatsch", sagte George," hat mir der Vertrauensschüler unten verraten." Das Gemälde klappte zur Seite und gab ein Loch in der Wand frei, durch das wir kletterten. Der Gemeinschaftsraum war voller Tische und weicher Sessel. "Also dann Mädels, gute Nacht!", rief Fred. Die Jungs gingen zu den Jungenschlafsälen hinauf, während Hermine und ich in den Mädchenschlafsaal gingen. Zwei andere Mädchen, Lavender Brown und Parvati Patil, waren bereits umgezogen in ihren Betten und quatschten. "Gute Nacht", sagte Hermine, nachdem wir uns fertig gemacht haben. Hogwarts. Das war nun also mein neues Zuhause. Ich schloss die Augen. "Gute Nacht, Hermine." 

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